Kapitel 24

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Ich spürte einen Luftzug an meinen Beinen. Gähnend streckte ich mich und schmatze leicht, als ich die Augen öffnete und von hellem Licht geblendet wurde. Mein Blick flog durch den Raum und ich erinnerte mich, wo ich war.

"Louis?" flüsterte ich und griff nach der Decke, um meine nackten Beine abzudecken. Ich bekam jedoch keine Antwort, weshalb ich meinen Kopf hob und das Zimmer genauer unter die Lupe nahm.

Ich lag, alle viere von mir gestreckt, in Louis' Bett. Das Fenster zu meiner linken ließ das Tageslicht herein und ich sah, wie es sich gerade ein Vogel auf dem Balkon bequem machte. Rechts neben mir auf der kleinen Kommode, stand eine leere Tasse. Ich war alleine im Zimmer.

"Louis?" stellte ich erneut in den Raum und setzte mich auf. Die Decke fiel von meinen Armen und blitzartig bekam ich eine Gänsehaut. Ich suchte mit meinen Augen nach einer Uhr, konnte jedoch keine finden und beschloss, Louis suchen zu gehen.

Mit vorsichtigen Schritten entfernte ich mich vom Bett und öffnete leise die Tür. Ich lugte in den Flur hinein, konnte aber keinen Louis auffinden.

Als ich die Tür hinter mir leise zuzog und meine Füße ihren Weg zum Wohnzimmer machten, hörte ich eine Stimme. Eine Frauenstimme.

Verwundert, aber auch neugierig, tappste ich die letzten Meter zu der weißen Holztür und stellte mich in dessen Rahmen. Sie stand halb offen, weshalb es mir leicht fiel, unbemerkt zu lauschen.

"Froschschenkel?" hörte ich Louis erschrocken sagen und lehnte mich nun weiter rein. Er saß, komplett umgezogen in T-shirt und Jeans, am großen Esstisch. Ihm gegenüber eine älter wirkende, blonde Frau, die soeben ihren Mund öffnete. "Froschschenkel! Du wirst es nicht glauben, aber sie schmecken himmlisch!"

Louis grinste und hörte ihr gebannt zu. Ich wusste, wer die Frau war. Mary, seine Tante, die ich bei meinem ersten Besuch vor der Haustür getroffen hatte. Sie war anscheinend wieder von ihrer Geschäftsreise zurück.

"Aber wenn ich dir einen Tipp geben kann, Louis, iss niemals Schnecken! Die sind wirklich fürchterlich!"

Louis' laute Lachen ertönte und ich bekam ein Kribbeln im Buch. Er schmiss seinen Kopf in den Nacken und es bildeten sich deutliche Lachfältchen um seine Augen herum. Ich liebte es, wenn er so herzhaft lachte.

"Guten Morgen, Eleanor." unterbrach mich plötzlich eine helle Stimme beim Starren. Mir pumpte das Blut in den Adern, als Mary's und Louis' Blick sich auf mich richtete, und sie mich breit angrinsten.

"Ähm, guten Morgen" flüsterte ich und griff mir peinlich berührt in die Haare. "Mein Nachthemd steht dir wirklich außerordentlich gut" schmunzelte sie dann, und mein Blick fiel auf das hellblaue Schlafkleid, welches wie ein Sack an mir unter hing. "Vielleicht ein wenig groß, aber was soll man machen?"

Sie lachte laut auf und es war, genau wie bei Louis, so ansteckend, dass ich mit lachen musste. "Vielen dank dafür" sagte ich schnell und verlagerte mein Gewicht auf mein rechtes Bein. Mit einer abwehrenden Handbewegung grinste sie. "Du musst mir nicht danken, ich zieh es eh nicht mehr an."

Etwas hilflos schaute ich rüber zu Louis, der mich wie eh und je anstrahlte. Er schien hier im Wohnzimmer besseren Schlaf gehabt zu haben wie ich.

Es war wieder dieser Traum, nur diesmal war ich da nicht alleine, sondern mit Louis. Wir wurden beide zu Unrecht verurteilt, und so schlimm es auch war, zu zweit, fühlte es sich es erträglicher an.

Ich schreckte ein wenig hoch, als Mary plötzlich in die Hände klatschte. "Ich pack dann mal meine Tasche aus!" zwitscherte sie, und eilte mit schnellen Schritten an mir vorbei. Dabei entging mir jedoch nicht, wie sie mir ein Zwinkern zuwarf.

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