Kapitel 15

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Gelangweilt schaute ich aus dem Fenster, sah wie die Autos auf der anderen Seite vorbeiflitzten. Wir standen im Stau, schon seit zwanzig Minuten. Und langsam aber sicher verlor ich die Geduld.

"Eleanor!" hörte ich Mom's Stimme gedämpft durch meine Kopfhörer. Ich verdrehte die Augen und stellte meinen Lieblingssänger, Ed Sheeran, auf Pause. "Ja?" grummelte ich und zog mir die Stöpsel aus den Ohren.

Sie grinste frech und blickte mich von der Seite an. Ich kannte dieses Grinsen. Es war das erzähl-mir-doch-was-neues Grinsen. Seufzend legte ich den Kopf schief. "Was willst du wissen?"

Zufrieden meine Aufmerksamkeit ergattert zu haben, drehte sie das Radio auf leise und lehnte sich weiter zu mir rüber. Ich ahnte was kommen würde.

"Es war gut" sagte ich, noch ehe sie fragen konnte. Verdutzt strich sie sich eine ihrer braunen Haarsträhnen hinter die Ohren. "Gut?" wiederholte sie fragwürdig und wackelte mit den Augenbrauen.

Manchmal war meine Mom nicht besser als jeder Teenager.

"Ja, gut. Ihm hat der Kuchen geschmeckt." Lächelnd nickte sie und richtete ihren Blick kurz auf die Strasse, da die Schlange sich anfing zu bewegen. Schon fast hoffnungsvoll schaute ich nach vorne, doch kurz darauf bremsten wir abrupt ab und standen wieder.

Wenn ich gewusst hatte das der Weg zu Megan so lange dauert, hätte ich Alana mitgenommen. Oder Louis.

"Ja und weiter?" meinte Mom und drehte ihren Kopf fordernd zu mir. Ein lautes, verzweifeltes Stöhnen verließ meine Lippen.

Es war anstregend mit ihr, so sehr ich sie auch liebte. Seit sie sich mit Dad getrennt hatte, versuchte sie alles, mich zu verkuppeln, damit wenigstens eine von uns beiden vergeben war. Da ich für gewöhnlich jedoch nicht viel mit Jungs, außer mit Max, zu tun hatte, hatte sie ein gefundenes Fressen an Louis gefunden.

"Nichts weiter. Er hat mich nachhause begleitet." Mom lächelte fröhlich und startete den Motor, als sich endlich was zu bewegen zu schien. Und tatsächlich, kurz darauf fuhren wir wieder. Ich betete nur, dass ich jetzt in Ruhe gelassen werden würde.

"Er hat keine Freundin, nehme ich an?" zwitscherte sie, womit meine Träume wie Luftblasen in der Luft platzen. Genervt schüttelte ich den Kopf. "Wie gesagt ist er-"

"-in dich verliebt"

Fassungslos widmete ich mich dem Fenster an meiner linken und verschränkte meine Arme. Sie weiß doch überhaupt nichts. Wie sie so tut, als wüsste sie es besser.

"Jetzt schmoll nicht rum. Du weißt, das ich recht habe." schmunzelte sie und fuhr eine Ausfahrt raus. Ich drehte ihr meinen Kopf hin, nur um ihr die Zunge rauszustrecken.

"Eleanor, ich kenne dich jetzt schon 17 Jahre. Ich will ja nicht behaupten ich könnte Gedanken lesen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dort-" sie tippte mit ihren Finger gegen meinen Kopf, "ein gewisser junger Mann sein Unwesen treibt."

Ein siegessicheres Lächeln legte sich auf ihre Lippen, ehe sie in eine kleine Straße abbog. Wütend schnaubte ich und lehnte meine Stirn an der kühlen Fensterscheibe an.

Ich ärgerte mich über mich selbst, da sie recht hatte. Bei diesem Punkt zumindest.

***

"Ellibelli!" hörte ich Meg's Stimme schon vom Hof aus. Ich knallte die Beifahrertür zu und raste auf den Steinweg, der zu dem großen, modernen Haus führte. "Meggischneggi!"

Tante Lauren's helles Lachen ertönte aus der Eingangstür, während ich in Megan's Arme lief. "Hab dich vermisst, Cousinchen" flüsterte sie mir in das rechte Ohr. Noch ehe ich ihr antworten konnte, fügte sie hinzu: "Hast du Tina dabei?" Lachend löste ich mich aus ihrer Umarmung und begrüßte Bruce, ihren großen, braunen Wuschelhund, welcher aufgeregt mit dem Schwanz wackelte.

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