Kapitel 22

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Die Kälte die mich umgab, war erschreckend. Nur in Bluse stand ich unter dem schwarzen Himmel und wollte nichts lieber, als wieder rein. Mein Blick fiel auf eine dunkle Gestalt ein paar Meter vor dem Fußweg. Eine Rauchwolke stieg auf und eine Gänsehaut machte sich auf meinen Armen breit.

Der Spaß war vorbei, jetzt war da nichts mehr als das schlechte Gewissen, welches ich irgendwie in letzter Zeit, viel zu oft hatte. Der Kieselweg knirschte unter meinen Füßen, doch die Person reagierte nicht. Auch nicht als ich ihren Namen flüsterte.

Ich umfasste meine Arme und tapste ein paar Schritte nach vorne, und stand jetzt genau hinter ihm. Der Rauch, den er durch die Nase blies, stieg in mein Gesicht und sofort musste ich husten. Seitdem ich mit den Rauchen aufgehört hatte, hatte ich sowas wie eine Phobie gegen Zigaretten. Ich brauchte nur daran zu denken und bekam einen Hustanfall.

"Hey Louis" sagte ich diesmal, etwas lauter, doch er starrte weiterhin die dunkle Straße an. "Wie lang bist du schon hier?" Zitternd machte ich einen weiteren Schritt nach vorn und setzte mich zu ihm. Er pustete den Rauch aus und gab mir noch immer kein bisschen Aufmerksamkeit.

Ich seufzte. "Tut mir leid" flüsterte ich und richtete meinen Blick auf meine zitternden Finger. Louis würdigte mich keines Blickes, doch er bewegte sich. Mit der Zigarette im Mund streifte er sich die Ärmel seiner Jacke über die Arme, sodass er nur noch im Pullover da saß. Er verzog keine Miene, als er mir die Jacke von hinten über die Schultern legte.

"Danke" hauchte ich und kuschelte mich in ihr ein. Louis griff nach der Zigarette und pustete eine riesige Wolke aus, die mir die Luft zum atmen nahm. Ich wollte sie ihm wegnehmen, doch ich traute mich nicht, wusste nicht was ich sagen sollen. Ich war es sowieso Schuld. Und diesmal war es mir mehr als bewusst.

"Es tut mir wirklich leid, ich-" Ich schloss die Augen und hielt mir einen Ärmel der Jacke vor die Nase, "Komm bitte wieder rein"

Ich merkte deutlich, wie er versuchte nichts zu sagen, doch gleichzeitig wollte er losbrüllen. Seinen Frust rauslassen. Ich wusste das Louis niemals zu dieser Party wollte und hatte ihn gegen seinen Willen mitgeschleppt, und jetzt ließ ich ihn alleine. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er mich jetzt hasste, und ich konnte es nachvollziehen.

Louis hatte noch nie vor mir geraucht, doch jetzt tat er es, ganz absichtlich und pustete mir die Luftverpestung mitten ins Gesicht. Ich schaute in sein kaltes Gesicht und spürte, wie meine Augen anfingen, zu brennen. Vielleicht war es der Alkohol, dass ich so sensibel war, vielleicht war es die Erkenntnis, dass ich es verkackt hatte. Doch der Grund war egal, alles was ich spürte war die Träne, die langsam meinen Augenwinkel verließ.

"Jetzt wein nicht" flüsterte Louis und zog noch einmal kräftig an dem Zigarettenstümmel, bevor er ihn auf die schwarze Straße vor uns katapultierte. Er beobachtete sie beim erlischen, ich blickte in sein von mir abgewandtes Gesicht. Jetzt wein nicht?

Eine weitere Träne sammelte sich in meinen Auge. Es waren nicht diese großen Tränen, die die Wange hinterflossen und dramatisch auf den Boden platschten, es waren diese kleinen, einfachen, die im Auge blieben und die Sicht verwischten.

"El, hör auf zu weinen" sagte er wieder und seufzte. Endlich hob er seinen Kopf und schaute mich an und ich konnte in seinen Augen die Enttäuschung sehen. "Louis, bitte ich-" Wieder wand er seinen Blick auf die Straße. Ein Windzug kam auf und ich umklammerte die Jacke, als hänge mein Leben davon ab.

"Hat dich Max geschickt?" fragte er monoton und zog seine Augenbrauen tief ins Gesicht. "Woher-" "Er war gerade hier"

Ich atmete tief ein und legte mir ein paar Sätze zurecht, doch im nachhinein waren sie alle scheiße und ich beschloss, einfach drauf loszureden. Schlimmer als jetzt, konnte es eh nicht werden. "Louis, es tut mir leid, ja Max hat mich geschickt, ja ich bin ein Idiot, nein ich bin nicht verliebt in Sam."

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