30. Wakanda

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Langsam lasse ich meine Waffe sinken. „Welcher Freund?", frage ich nach. Er könnte genau so gut von Tony kommen, um mich zurück zu ihm zu bringen. „Dein Freund Bucky.", meint er. Ich horche auf. „Bucky? Wo ist Bucky?"

„Er ist bei uns in Wakanda, wir arbeiten daran ihn aus dem Bann des Hydra-Serums zu befreien.", erklärt T'Challa. Da ich noch immer unsicher bin, ob ich ihm trauen kann oder nicht, lese ich seine Gedanken. Als er in meine roten Augen sieht, weicht er etwas zurück und legt die Stirn in Falten. Doch was ich sehe in seinem Kopf, kommt mir ziemlich bekannt vor: Es ist der Kampf am Flughafen, den ich schon in Tonys Gedanken gesehen hatte. Ausserdem ist da etwas anderes, was ich sehe. Eine verborgene Stadt, unter einem Tarnmantel verdeckt. Wakanda. Und da, in dieser Stadt; Bucky! Ich höre ihn sagen, dass er es besser feindet, wenn er im Eis bleibt, bis sie herausgefunden haben, wie sie ihn befreien können. In der selben Erinnerung ist auch Steve zu sehen.

Das ist genug, um mein Vertrauen zu kriegen. Erschöpft lasse ich die Waffe zurück in meinen Rucksack sinken. „Es tut mir leid.", flüstere ich, „Ich hätte nicht auf dich schiessen sollen."

„Komm mit.", meint T'Challa nur und streckt mir seine Hand entgegen, welche auch in den ziemlich engen Anzug eingepackt ist. Wozu ist der wohl gedacht?

Vorsichtig hebt er mich auf die blutigen Füsse. Ich verziehe mein Gesicht. Hinkend und stolpernd folge ich ihm zurück zum Strand, wo der Jet nun gelandet ist. Das Blech, von welchem ich dachte es würde mein Haus sein für die nächsten Tage oder Wochen, wirkt dagegen winzig. Ich muss schmunzeln. Am Bauch des Jets öffnet sich eine Luke und eine Treppe kommt mir entgegen. Kurz verschwindet T'Challa und erscheint dann mit meiner Jacke wieder.
„Du hast da was liegen gelassen.", grinst er.

„Danke." Ich nehme sie entgegen. Die kalten und glatten Stufen fühlen sich nach dem stachligen und steinigen Boden an wie Balsam für meine Füsse. Oben angekommen empfängt mich ein warmer Lifthauch. Aus dem Cockpit kommt mir eine Frau mit einem freundlichen Lächeln entgegen. Sie trägt eine rote Uniform mit dunklen Dekorationen und silbernen Schulterpanzern. Um ihren Hals kreisen sich einige glänzende Ringe. Der leichte Stoff hängt ihr zu beiden Seiten über die Hüften hinab, was den Look einfach perfekt abrundet. Das einzige, was mich etwas verwirrt ist, dass sie anstelle von Haaren einen tätowierten Schädel hat.

„Hallo. Mein Name ist Okoye. Willkommen auf unserem Fighter Jet."
„Danke.", erwidere ich leise. Mit einer leichten Handbewegung weist sie mich an auf die Stufe hinder ihr zu sitzen, was ich auch tue. Kurz verschwindet sie und kommt mit Verbandzeug zurück. In Zwischenzeit hat T'Challa den Jet gestartet und wir heben ab.

Schweigend kniet sich Okoye neben mich und beginnt das Blut aus meinem Gesicht zu tupfen, dass aus meiner Wunde an der Stirn tritt. Nachdem sie die Stelle verbunden hat, bringt sie mir frische Kleider. Nichts spezielles. Ich hätte gehofft auch so eine wunderschöne Ausrüstung, wie sie eine hat zu bekommen. Doch als ich in einem abgetrennten Raum in die Trainerhose und das T-Shirt schlüpfe, bin ich froh, dass ich diese bekommen habe. Der trockene Stoff schmiegt sich an meine kalte Haut und fühlt sich weicher an, als alles was ich je getragen habe.

Zurück im grösseren Teil des Jets, hat Okoye nun T'Challa im Cockpit abgelöst. Ich setzte mich zu ihm. „Wie habt ihr mich gefunden?", frage ich, um die Stille zu brechen. Obwohl es keine unangenehme Stille ist.

„Wir in Wakanda haben die am weitesten fortgeschrittene Technik auf der Welt. Das ist dank dem Vibranium, welches vor langer Zeit in Form eines Meteoriten auf unser Land gekommen ist.", beginnt er seine Erzählung, „Meine Schwester Shuri hat auf den Wunsch von Bucky alle übernatürlichen Aktivitäten, sowie alle Eintritte in die Atmosphäre gemessen und aufgezeichnet. Als du mit dem Bifröst angekommen bist, haben wir das gesehen. Da dir keine Gefahr drohte haben wir nichts weiter unternommen, aber als wir erkannten, dass einer der Quinjets in der Nacht verschwand, gefolgt von einem Kampf des Androiden und Ironman, wussten wir, dass du gegangen bist. Da sind wir gestartet."

Ich nicke langsam. Irgendwie ist das gut zu hören, dass Steve und Bucky mich nicht vergessen haben, trotz allem, was hier auf der Erde passiert ist. Ich hoffe ich werde sie und alle anderen in Wakanda treffen. Wie als hätte er meine Gedanken gelesen antwortet mir T'Challa mit: „Steve, Falcon und Wanda sind vor kurzem von Natascha abgeholt worden. Ich kann sie aber kontaktieren, falls du mit ihnen sprechen willst."

„Danke." Ich merke, wie sich die Müdigkeit langsam zeigt, von der Aktion letzte Nacht und ein herzhaftes Gähnen entweicht mir. „Jetzt ruh dich etwas aus, es dauert noch eine Weile, bis wir zu Hause sind.", grinst T'Challa.

————

Ich weis nicht wieviel Zeit vergangen ist, seit ich mich hingelegt habe, doch es hat gereicht, um mich auszuruhen und eine gründliche Portion Schlaf zu bekommen. Ich trete zurück zu den anderen in den grösseren Raum des Jets. „Bist gerade rechtzeitig.", schmunzelt Okoye, „Wir sind in Wakanda." Neugierig begebe ich mich zum Cockpit, um nach draussen zu sehen. Wir fliegen direkt auf einen bewaldeten Hügel zu. Die Bäume sehen anders aus, als ich es aus den unendlichen Wäldern meiner Heimat kenne. Es gleicht eher einem saftig grünen Dschungel. „Warte bis du das siehst.", lacht T'Challa, der auf dem Sitz im Cockpit thront.

Der grüne Wald kommt immer näher und näher, bis wir schliesslich in die Bäume hinein fliegen. Doch das Bild vor meinen Augen löst sich auf und darunter kommt eine Stadt zwischen zwei Hügeln zum Vorschein. Eine Stadt, wie ich sie noch nie gesehen habe, mit Häusern, die wunderschön und fremd aussehen. In echt sieht es viel schöner aus, als in den Gedanken, die ich von T'Challa gelesen habe.

Vor einem Gebäude mit hohen Glasfenstern landen wir auf einer runden Platform. Die Luke am Bauch öffnet sich und warmer Luftzug kommt mir entgegen. Ich schnappe meinen Rucksack. Hintereinander steigen wir die Stufen hinab. Draußen an der Sonne ist es noch einiges heisser. Auf dem Platz, in feinsäuberlichen Reihen stehen duzende Frauen mit der Selben Ausrüstung, die Okoye trägt und Speeren bereit. Zu beiden Seiten stehen sie und bilden einen Gang, durch den wir hindurchgehen. Gleichzeitig überkreuzten alle ihre Arme vor der Brust und stellen ihre Speere wieder am Boden ab.

Zwischen den Frauen quetscht sich ein Mädchen hindurch. Sie scheint nicht viel älter zu sein als ich. Vielleicht zwei Jahre... Mit einem Handschlag begrüsst sie T'Challa. Das muss wohl seine Schwester sein. „Willkommen in Wakanda. Ich bin Shuri. Kommt mit ich zeige dir dein Zimmer."

The Bear Girl #2 (Avengers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt