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In den restlichen Stunden konnte man die Nervosität aller beteiligten deutlich erkennen. Alle versuchten sich auf ihren Song zu konzentrieren- diese zu üben, aber jeder war mit den Gedanken immer noch bei der großen Show zu der wir eingeladen wurden. Keiner wollte etwas falsch machen, und jeder wollte sein Lied perfekt beherrschen können, aber das dauerte seine Zeit. Vielleicht war ich so ruhig, weil ich nur das Instrumental üben musste und keine Tonlagen und Wörter. Aber ich konnte die anderen gut verstehen.
Auch ich hatte Probleme mit dem ersten Lied- dem Pop Song, und scheiterte schon am Anfang. Dieses Lied hatte einen ganz eigenen Beat, und diesen Beat nach zu ahnen war schwerer als gedacht.
Mir ging meine eigenen schiefen Töne auf die nerven,  als ich immer wieder versuchte die Anfangsmelodie zu spielen. Ich hatte eindeutig zu wenig Finger für dieses Lied, wie es schien.
"Argh, verdammt ich krieg' die Stelle nie hin!"
Fluchend ließ ich die Finger quer über die Saiten gleiten, und stieß die Luft aus.
Verzweifelt starrte ich in die Ecke des Raumes, und legte die Ohren an. Wäre meine Mutter jetzt hier, würde sie sich wieder über meinen Schmollblick lustig machen, und mich damit nur noch mehr ärgern.
"Wow, gibst du mir einen Vorsprung zum weg laufen?"
Scherzte jemand, und ich war drauf und dran einen dummen Spruch los zu lassen, als ich erkannte das es Johnny war. Sofort stieg der Ärger um, und ich starrte ihn an.
"Ja, ich gebe dir genau eine Minute- aber pass auf ich bin sehr schnell."
Ich grinste schief.
Er lachte und sah den freien platz auf der Kiste neben mir fragend an.
Ich rückte als Antwort zur Seite, und ließ die Gitarre neben mir gleiten.
"Wir sind alle sehr nervös...da ist es normal das wir Fehler machen."
Fing er an, und faltete die Hände.
"Ich weiß...keiner will es versauen, und deshalb macht sich jeder mehr Druck als er sollte..."
Ich seufzte.
"Aber hey, wir fahren bald nach Los Angeles! Wie cool ist das denn? Ich wollte da schon immer hin..."
Fing ich an, und sah schwärmend in die Luft.
"Ich auch! Ich habe damals im Fernseher die Sänger bewundert die auf der großen Bühne standen und dort gesungen hatten. Ich dachte damals immer: eines Tages wenn ich groß bin, stehe ich auch auf dieser großen Bühne..."
Schwärmte Johnny, dabei glänzten seine braunen Augen.
"...und du hattest recht."
Ich lächelte.
"Und du? Sag mir nicht du wolltest nicht auch mal groß auftreten?"
Er stupste mich mit der Schulter an. 
Ich lachte.
"Na schön, ja ich habe mir immer etwas vorgestellt, aber das war albern..."
Winkte ich ab, doch Johnny ließ nicht locker.
"Nein, nein, nein du sagst mir jetzt was es war- komm schon ich habe dir auch meine Geschichte erzählt!"
Er legte die Hände auf meinen Schultern und rüttelte mich leicht.
Ich musste lachen, und hob den Finger.
"Na gut, aber du darfst mich nicht auslachen!"
Sagte ich warnend.
"Niemals!"
"Okay...also gut ich hab wohl damals zu viele Filme geschaut..."
Ich hob die Schultern und die Hände.
"...ich dachte immer das ich eines Tages auf den Straßen Los Angeles spielen würde, und mich dort jemand entdecken würde und ich so ein Star werden würde. So jetzt ist es raus, du darfst mich jetzt innerlich auslachen."
Sagte ich grinsend.
"Aww wieso ist doch niedlich!"
Er biss sich auf die Lippen, als er merkte das er dies eigentlich gar nicht sagen wollte. Das brachte mich nur noch mehr zum lachen, und ich hakte mich bei ihn ein.
"Das ist lieb von dir, aber jetzt wo ich so drüber nachdenke ist es eigentlich ziemlich unwahrscheinlich das dies passieren wird. Aber hey jetzt sind wir beide anderweitig in der Show gelandet, also lagen wir doch nicht ganz falsch!"
Er lachte.
"Ja da hast du wohl recht. Und am ende werden wir alle Stars- wenn wir jemals dieses Lied auswendig lernen..."
Ich lachte auf.
Plötzlich schoss mir eine Frage in den Kopf, den ich ihn die ganze Zeit über fragen wollte, mich aber nicht getraut hatte. 
Jetzt oder nie...
"Sag mal...meintest du das ernst vorhin?"
Ich ließ seinen Arm los.
"Was genau?"
Fragte er und drehte sich zu mir.
"Das du lieber mit mir auf der Bühne stehst...ich meine, du hast es davor auch super alleine geschafft, und...naja ich weiß auch nicht. Du brauchst mich gar nicht."
Er zog die Braue hoch und lächelte mich an.
"Ach sag so was nicht. Ich wusste nur nicht was mir gefehlt hat, bis du kamst."
Er lächelte breit sodass seine Zähne zum Vorschein kamen. Er drehte den Kopf nach vorn, und faltete die Hände.
"...ich weiß nicht, du bist mir ganz schön...wichtig geworden in dieser Zeit. Meine beste Freundin. Immer wenn ich ans Singen denke oder daran irgendwo aufzutreten, bist du auch immer dabei. Du gehörst einfach dazu..."
Mein Herz schmolz bei seinen Worten, und ich legte den Kopf schief.
"Das ist das süßeste was du je zu mir gesagt hast, bester Freund."
Ich breitete die Arme aus, obwohl mich dies große Überwindung kostete.
Er konnte vor Verlegenheit meinen Blick nicht standhalten, und war wohl froh das ich ihn die Umarmung anbot, und zog mich an sich.
"Ui!"
Wir schreckten zusammen, als Ash an uns vorbei ging und uns zuwinkerte.





~♡~


Als ich nach Hause kam, und meiner Mutter alles erzählte, freute sie sich zwar mit mir, aber dennoch tat sie sich schwer damit mich gehen zu lassen.
"Ich weiß nicht Anouk, du und in dieser großen Stadt..."
Fing sie immer wieder an.
"Mama, was soll das denn heißen?"
Fragte ich dann immer, und sie gab mir darauf immer die gleiche Antwort: was ist wenn du dich verläufst? Was wenn du furchtbar Heimweh kriegst? Was ist, wenn ich plötzlich krank werde?
"Ach Mama bitte du weißt genau das all das sehr unwahrscheinlich ist. Natürlich werde ich dich vermissen, aber das ist die Chance..."
Fing ich an, doch sie blieb unentschlossen. 
Ich hatte alle Mühe sie davon zu überzeugen mich gehen zu lassen, denn eines wusste ich genau- ich würde die Chance nicht sausen lassen.
Die nächsten Wochen verbrachten wir also damit, unsere Lieder auswendig zu lernen. Und ich genoss die Stunden im Theater wirklich. Die Gruppe war so was wie eine zweite Familie für mich geworden, jeder war mir wichtig geworden. 
Heute saßen wir alle wieder gemeinsam im Theater und ließen die Hitze über uns ergehen. 
Wir alle saßen entweder in Shorts oder Röcken, mit T-Shirts oder Tank Tops. Auch wenn wir hier im Schatten saßen, war die Luft schwül und es fiel einen schwer sich zu konzentrieren. Auch ich trug einen lila Faltenrock und ein hellgraues Tank Top, aber trotzdem fühlte es sich so an als hätte ich mir 20 Decken über geschmissen.
Mittlerweile hatte ich einen Trick gefunden den ersten Song zu meistern- jedenfalls die Anfangsmelodie. Ich musste kreativ werden, denn nur so gelang es mir die Töne zu erzeugen die ich wollte. Es sah etwas komisch aus wie ich meine Hände verrenkte oder auf der Gitarre klopfte, aber es erfüllte seinen Zweck, und ich konnte das Lied so einigermaßen auswendig. Ich haperte noch an den Noten am Ende, und Johnny der das ganze Lied schon auswendig konnte, sollte noch einmal an den "rauen" Tönen arbeiten. 
Er kam gerade von der Bühne und hatte sich sein mittel gutes Urteil abgeholt, und lächelte schief.
"Nicht den Kopf hängen lassen, ich bin auch noch nicht so weit..."
Sagte ich um ihn nicht ganz schlecht fühlen zu lassen.
"Gitarren- Partnerin, du bist dran!"
Rief Buster und ich stand von meinem einzig kühlen Fleckchen direkt neben dem Ventilator auf, und ging auf die Bühne.
Miss Crawley saß dort neben Buster und lächelte mir warm zu. 
Buster hatte sich die weißen Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, und sah mich jetzt erwartungsvoll an.
"Okay..."
Ich setzte mich auf meinem hohen Hocker der Schande, und atmete durch. Immer wenn ich auf diesen Hocker saß verhaute ich die Töne, deshalb hasste ich dieses Teil.
Trotzdem fing ich an zu spielen, und fing zuerst an mit beiden Händen an der langen Seite der Gitarre herum zu hantieren. Nur so bekam ich die Töne hin. Buster sah mir zu und schrieb sich dann etwas auf, ob dies nun gutes war oder nicht- wollte ich gar nicht wissen. Ich konzentrierte mich lieber darauf die Töne einigermaßen richtig abzuliefern, doch verhaute es trotzdem ein paar mal in der Mitte und am Ende.








Ich verzog das Gesicht, jedes mal wenn ich eine falsche Saite zog.
"Okay, Anouk das klingt schon ganz okay. Ich war von deiner Kreativität am Anfang begeistert, aber trotzdem musst du noch etwas üben. Vor allem der End-Part sitzt noch nicht so richtig..."
Sagte Buster jetzt.
"Ich weiß, Mr.Moon..."
Ich durfte nun auch gehen, und lief mit der Gitarre zurück hinter der Bühne.
Ich warf Johnny nur einen Blick zu, und er schien zu verstehen was ich meinte.
Lass uns weiter büffeln...








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Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡

ℳ𝓎 ℳℯ𝓁ℴ𝒹𝓎 (𝔸 𝕊𝕚𝕟𝕘 𝔽𝕒𝕟𝕗𝕚𝕔𝕥𝕚𝕠𝕟 )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt