Kapitel 21

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Ein Klingeln aus weiter Ferne erfüllte Jungkooks Träume. Es war die Melodie von Taes erstem Song "Hold me tight", welches normalerweise erklang, wenn ihn jemand anrief. Interessant, das dieser Traum so real wirkte... Es verstummte und setzte kurz darauf wieder ein. 

Neben ihm im Bett regte sich Tae der ihm nörgelig die Hand entgegen schlug. "Geh ran. Geh ran. Geh ran", sagte er noch völlig verschlafen und zog sich seine Decke über den Kopf. 

Orientierungslos kam Jungkook hoch, blinzelte mehrmals und schaute in ihrem Schlafzimmer umher. Beim besten Willen konnte er gerade nicht sagen, wo dieses Klingeln herkam. "Jackett. Wohnungstür", kam gedämpft unter der Decke hervor. 

Ja stimmt, da hatte er es Gestern liegen lassen. Das Klingeln hörte erneut auf und fing kurz darauf wieder an. Wer konnte denn nur so penetrant sein? 

Träge stand er auf und spürte plötzlich einen Schmerz am Übergang zu seinem Hals. Verwundert tastete er mit der Hand danach und erfühlte ein großes Stück Stoff. Ach stimmt ja, Tae hatte ihn gestern gebissen und dann verarztet. Unglaublich, dass er das tatsächlich kurz vergessen hatte. 

Stolpernd lief er aus ihrem Schlafzimmer heraus und zu seinem Jackett, welches immer noch auf dem Boden lag. Mit wenig Geschick versuchte er es dort heraus zu holen und brauchte eine gefühlte Ewigkeit. Genauer gesagt so lange, wie das Handy aufhörte zu Klingeln und erneut wieder anfing. 

Als er es endlich in der Hand hatte, leuchtete groß "Jimin" auf. Oh verdammt, das war der Anruf, auf den Jungkook schon seit Tagen wartete. Schnell wischte er den grünen Knopf nach oben und hob das Handy ans Ohr. "Hey..."

"Sag mal, wie lange brauchst du eigentlich, um an dein Handy zu gehen? Was hast du gemacht?", zeterte es in Jungkooks Ohr. Eigentlich wollte er auf diese freche Frage, mit einer genau so frechen Antwort kontern. Sowas wie: Ähm, geschlafen, wie jeder normale Mensch um 7 Uhr an einem Samstag. Stattdessen kam nur: "Geschlafen." Am anderen Ende erklang schnalzen. "Das sind unsere tollen Lehrkräfte. Arbeiten tun sie nur von Montag bis Freitag und das auch nur von 8 bis 12 Uhr." Jungkook war gerade zu müde, um auf diese Sticheleien zu reagieren und ließ es daher einfach stehen. 

Schlapp setzte er sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken an der Kücheninsel an. "Jimin, was ist los? Warum rufst du mich zu solch einer Zeit an? Du weißt doch, dass ich Frei habe..." Stille. Jimin sagte erstmal gar nichts und schien wohl kurz die Luft angehalten zu haben. "Ich kann auch wieder auflegen", sagte er etwas pikiert. "Nein, jetzt bin ich wach. Erzähl schon. Was ist los?" Ein Lachen war zu hören und Jungkook konnte sich bildhaft vorstellen, wie Jimin gerade den Kopf schüttelte.

"Also erstmal bin ich nicht derjenige, der was erzählen wollte, sondern du und zweitens: Wenn du nicht aufnahmefähig bist, dann sollten wir später telefonieren." Verwirrt nahm Jungkook das Handy vom Ohr und schaute aufs Display. War der Doof? Warum klingelte der dann so lange, bis er ran ging? Dann hätte er doch gleich später anrufen können. Ohne auf seine Frage zu antworten, sprach er einfach drauf los.

"Hobi hat also mit dir geredet? Was hat er denn gesagt?" Wieder lachte Jimin. "Meinst du wortwörtlich?" Jungkook bestätigte dessen Frage mit einem langgezogenem Hm. "Dass du schwach geworden bist und ihn auf Knien angefleht hast dir etwas Gutes zu tun." Schon wieder war er verwirrt und schüttelte den Kopf. Das hörte sich sehr komisch an, aber sowas waren sie ja von Hobi gewöhnt. Etwas verrückt der Kerl, aber ein herzensguter Mensch. 

"Ja, mein Mann und ich würden euch gerne zu einem Abendessen zu uns einladen. Also dich und Jin und Hobi und sein Bruder und ein Freund von ihm. Er würde euch gerne kennenlernen." Wieder herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. War der jetzt vor Schreck umgefallen? "Alles ok?", fragte Jungkook zur Sicherheit nochmal nach. 

"Warum?", kam von ihm wie aus der Pistole geschossen. "Wie "Warum?", fragte Jungkook zurück. "Bist du Schwanger? Oder stirbt er? Wollte ihr vielleicht sogar ins Ausland ziehen? Ich frage, weil ich nicht verstehe, warum er uns JETZT plötzlich kennenlernen will! Es muss doch irgendwas Schwerwiegendes sein, warum es jetzt zu diesem Treffen kommen soll." Tief atmete Jungkook ein und massierte seine Stirn. Solche Themen am frühen Morgen zu klären, war wirklich anstrengend. 

"Er will es, weil es mir wichtig ist, dass du uns unterstützt. Ohne deine Führsprache kann ich solch einen Schritt, wie das Kinder kriegen, nicht schaffen." Wieder kurzes Schweigen.

"Aber das hat dich doch auch nicht interessiert, als du ihn zu deinem Mate gemacht oder ihn geheiratet hast. Was ist am Kinder kriegen jetzt anders?" Jungkook konnte Jimins Fragen gut nachvollziehen. Wenn es andersrum wäre, wäre er wahrscheinlich auch skeptisch. 

"Das waren Entscheidungen, die ich für mich getroffen habe, aber Kinder in die Welt setzen... dass ist nichts was man einfach macht. Das ist Verantwortung. Nicht mehr nur für sich selbst, sondern für andere Lebewesen, die von einem abhängig sind. Kannst du dich z.B. noch an meinen Hasen "Rabbit" erinnern? Er hat nicht mal ein Jahr bei mir überlebt..." Jimin unterbrach ihn. "Das war aber nicht deine Schuld, sondern die deines Erzeugers - Also gut, sag mir einen Tag und ich schau, was sich machen lässt." Jubelnd hob Jungkook die Arme in die Luft und freute sich leise vor sich hin. Aus dem Handy konnte er Jimins Lachen hören. Schnell nahm er es wieder ans Ohr.

"Vielen Dank, dass du ihm eine Chance gibst. Glaub mir, du wirst ihn mögen." Er schnalzte mit der Zunge und schien wohl gerade unterwegs zu sein, denn im Hintergrund konnte man Autos hupen hören. "Jaja, aber sei Gewiss, dass ich ihn auf Herz und Nieren prüfen werde. Wenn es da jemanden gibt, der Babys mit meinem besten Freund machen will, dann hab ich da schon noch Mitspracherecht." Jungkook musste breit Grinsen. Ja, das war sein Jimin. Schon seit dem Kindergarten und hoffentlich bis sie Opas waren und beide ihr Gebiss ins Wasser legten bevor sie schlafen gingen. 

"Alles klar. Ich sag dir Bescheid, wenn wir einen Termin gefunden haben der passt." Sie verabschiedeten sich und Jungkook legte auf. Völlig zufrieden starrte er vor sich hin und hätte gerade Bäume ausreißen können. 

"Hat er zugestimmt?", drang Taes Stimme zu ihm durch. Dieser hatte sich mit dem Kopf ans Fußende ihres Bettes gelegt und konnte dadurch gerade so durch die Tür ihres Schlafzimmers und zu Jungkook in die Küche schauen. 

Lachend stand der Angesprochene auf und flitzte zu seinem Mann zurück ins Bett. Schnell kuschelte er sich zu ihm unter die Decke und presste seinen Körper fest an diesen. "Ja, und er wird dich genaustens durchleuchten. Solltest du dieser Überprüfung standhalten, können wir so viele Kinder haben, wie wir wollen." Tae grinste breit und zog Jungkook fest zu sich ran. 

"Wunderbar. Hast du ihm auch gesagt, dass er beim nächsten Mal nicht zu solch einer Zeit anrufen soll?" Jungkook schüttelte glücklich den Kopf. "Ne, der hört eh nicht auf mich."

Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt