Kapitel 85

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Ungeduldig lief Jungkook in der Wohnung auf und ab. Er hatte mittlerweile schon alles sauber gemacht wo er mit dem dicken Bauch hinkam und war jetzt etwas aufgeschmissen, was er noch machen könnte bis sein Mann endlich zur Tür eintrat.

Ja, genau. Heute würde Tae wieder nach Hause kommen. Seine Heimat und sein Anker, wenn es gerade nicht so einfach schien und es wurde definitiv immer schwerer - im wahrsten Sinne des Wortes.
Der kleine Krümel wog mittlerweile soviel, dass Jungkook Schmerzen im Rücken bekam, seine Beine gerne Mal nachgaben und selbst das sitzen unangenehm wurde. Die einzige Stellung, die noch ging war das liegen auf der Seite und auch das nervte ihn schon ganz schön.
Es fühlte sich an, als ob er keine andere Wahlmöglichkeit hatte und das war er nicht gewohnt.

Träge legte er sich auf die Couch, weil seine Füße gerade protestieren wollten, dass sie momentan etwas zuviel Gewicht transportieren mussten.

Zum Glück hatten sie eine große Couch, so dass er es sich sogar gemütlich machen konnte.
Laut schaufend starrte er auf den Fernseher und streichelte ganz unbewusst über seinen dicken Bauch.
Krümel war gerade ruhig und schien zu schlafen - wurde auch echt Mal Zeit.
Den ganzen Tag über tanzte der in seinem Bauch Samba und das könnte ganz schön anstrengend sein, vor allem wenn die Blase in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Fast alle 15 min musste er auf Toilette flitzen und dann waren es nur ein paar Tropfen die raus kamen.

Müde schloss Jungkook die Augen und konzentrierte sich ganz auf das streicheln über seinen Bauch.
Ein bisschen Schlaf tat definitiv gut und würde die Wartezeit etwas verkürzen.

...

"Mein Liebster", flüsterte eine warme dunkle Stimme in sein Ohr und kurz glaubte Jungkook, dass es zu seinem Traum gehörte, als er aber dann das kitzeln an seinem Ohr spürte, das zaghafte streichen durch die Haare und diesen markanten Taegeruch, den er überall wieder erkennen würde, wusste er, dass es real war.

Sofort schnellten seine Augenlider nach oben und - sofort wieder zu. Er hatte direkt ins Licht geschaut.
Tränen traten ihm in die Augen und ließen seinen Blick verschwimmen.
Na gut, wenn die Augen nicht wollten, dann wenigstens die Arme.

Zaghaft tastet er nach ihm - über Arme und Schultern - und legte seine Arme wie ein Ertrinkender um diesen.
Fest drückte er seine Nase an dessen Hals und zog sich so langsam von der Couch hoch.
Tränen liefen ihm über die Wangen - nicht nur weil er geblendet wurde, sondern auch weil die Erleichterung und die Freude gerade so überhand nahmen.

"Tae", kam schluchzend über seine Lippen und sofort legten sich starke Hände auf seinen Rücken.
Gott, wie sehr er das vermisst hatte.

Es war schön mit ihm zu telefonieren, aber noch schöner war es ihn wieder bei sich zu wissen. Nicht mehr allein im Bett schlafen zu müssen und morgens mit einem Blick auf seinen Mann aufzuwachen, statt in gähnende Leere zu starren.

Als er sich jedoch genauer auf die Hände auf seinem Rücken konzentrierte, stellte er fest, dass da irgendwas nicht ganz stimmte.
Entsetzt schob er seinen Mann von sich und inspizierte die Hand - die tatsächlich einen Gips trug.
"Was ist...", Weiter kam er nicht, denn Tae wiegelte schon beschwichtigend ab.

"Lass uns nicht darüber reden. Das war ein blöder Unfall, weil ich mit den Gedanken woanders war. Ich will mich lieber jetzt um dich kümmern", und flüsternd fügte er hinzu: "Ich hab dich so vermisst, mein Liebster." Sanft fing er an Küsse auf seinem Nacken zu verteilen und brachte Jungkook damit wieder leicht aus dem Konzept. "Alles hab ich vermisst - die Berührungen, deine Wärme, deinen Geruch, diese weiche Haut." Laut seufzte dieser auf und drückte ihn vorsichtig wieder an sich.

Jungkook dagegen starrte seinen Mann immer noch mit großen Augen an. Er wusste nicht so genau, ob er es einfach auf später verschieben sollte oder sich jetzt schon aufregen. Seine Sehnsucht gewann und machte Platz für das Gefühl von Erleichterung, dass er wieder da war und nur der Arm etwas abbekommen hatte - hätte ja auch durchaus schlimmeres passieren können.
Stattdessen konzentrierte er sich darauf, dass sie diese schwere Zeit tatsächlich geschafft hatten. Diese schrecklichen Monate waren heute vorbei und ab jetzt konnte es nur gut werden.

"Ich weiß nicht, wie ich diese ganze Zeit ohne dich überstanden habe", kam erneut leise von Tae, "aber es ist vorbei und alles was passiert ist, ist vollkommen egal, richtig?"

Langsam nickte Jungkook und wusste vor lauter Glück gerade nicht was er sagen sollte.
Er wusste, dass Tae ordentlich Stress hatte auf der Tour - was nicht nur dem engen Zeitplan geschuldet war - die Crew und er fanden auch nach mehreren Gesprächen nicht mehr zueinander. Außer Yoongi und Namjoon hatte sein Mann somit nicht mehr viele, die ihn ablenkten von der Sehnsucht wieder nach Hause zurück kehren zu wollen.

"Jetzt lass ich dich nicht so schnell wieder gehen", bestimmte Jungkook und versuchte sich irgendwie mit seinen Armen an seinen Mann zu klammern. Mit dem dicken Bauch war das allerdings nicht so einfach - er schien irgendwie auf ganz blöde Weise im Weg zu sein.

"Tae ich will dich näher an mir spüren, aber das klappt nicht. Ich will dich fest der Länge nach an mich pressen und ich will deine Wärme überall fühlen, aber..." Etwas bedröpelt starrte er runter auf die Kugel unter seinem Pulli und schmollend wieder zu Tae hoch. Der konnte darauf nur breit grinsen und hauchte sofort tröstend einige Küsse auf das Gesicht des Jüngeren.

"Lass uns später schauen, was man da machen kann. Wir sind beide kreativ, da wird uns schon was einfallen. Aber jetzt...", leuchtende Augen richteten ihren Blick auf den Babybauch und schon konnte Jungkook Taes große Hände über die stark gespannt Haut wandern fühlen.

"Unglaublich", sagte er ehrerbietig und wollte schon anfangen den Pulli hoch zu schieben, da stoppte er plötzlich in der Aktion und schaute fragend zu Jungkook auf. "Darf ich?"

Die Frage wunderte Jungkook etwas, aber trotzdem trieb es ihm irgendwie die Röte ins Gesicht.
"Natürlich", kam es nur hauchzart aus seinem Mund. Viel zu sehr  übermannte ihn gerade diese Intimität, die diese Geste ausstrahlte und genauso gebannt, wie Tae gerade von seinem Babybauch war, war er selbst gerade von dessen Gesichtsausdruck.

"Das ist also unser kleines Wunder, ja?" Sanft drückte der Alpha einen Kuss auf den Bauch und schaute dann zu Jungkook hoch.
"Du bist wunderschön. Ein wunderschöner Papa - oder möchtest du lieber Papi sein?"

Ein freches Grinsen schlich sich auf Jungkooks Gesicht und ernst antwortete er: "Ich bin lieber Vati!"
Laut lachte Tae auf und schüttelte kurz darauf amüsiert den Kopf. "Klar und ich bin Daddy."

Auch Jungkook konnte ein Lachen nun nicht mehr zurück halten.
"Du bist MEIN Daddy..."

Sofort lagen sie sich wieder in den Armen und bekam gar nicht genug von dieser Nähe.
Sie hätten beide ewig so verharren können, wenn sich da nicht etwas kleines anfing zu regen.

Überrascht löste sich Tae etwas von ihm und starrte auf den Bauch, der sich etwas zu bewegen schien.

"Ist das...", kam so etwas ähnliches, wie eine Frage von diesem und sofort antwortete der kleine Krümel mit einem festen Tritt.

Breit grinste Jungkook und schaute ebenfalls auf die Huckel, die entstanden, ja nach dem wie sich ihr Baby gerade drehte.

"Eigentlich ist unser Baby eher ruhiger, aber scheinbar will es dir gerade etwas zeigen..." Sofort legte Tae seine Hand wieder auf den Bauch und streichelte vorsichtig darüber.

"Verdammt", flüsterte Tae und Tränen bildeten sich in seinen Augen. "Ich hab so viel verpasst und so viel nach zu holen."

Beruhigend strich Jungkook ihm über den Rücken und küsste ihn sachte auf die Wange. "Mach dir keine Gedanken. Wir haben noch etwas Zeit und ganz viel vor. Morgen muss ich wieder zum Arzt und Dr. Choi wird sich bestimmt freuen dich kennen zu lernen." - ganz sicher sogar, aber den Grund dafür wollte Jungkook noch nicht verraten. Er stellte es sich sehr lustig vor, beide zu überraschen.

Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt