Kapitel 80

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Einige Tage vergingen in denen sich Jungkook, wie vorhergesehen, im Bett verkroch und nur fürs Essen und einige Badbesuchen mal hinaus wagte. Es war fast so als ob dieser sich, ohne Tae an der Seite zu wissen, nicht sicher fühlte.

Da halfen auch die Kommentare von Jimin nichts oder das Appellieren an dessen Stolz - der schien ihm gerade egal zu sein, genau wie der Rest um ihn herum. 

Gestern waren sie bei einem Gynäkologen und haben sich vorgestellt - es lief so lala. Jungkook war nicht so motivieren den Arzt wenigstens mal anzuschauen und beäugte die ganze Zeit über seine Finger. Am Ende hatte der Arzt tatsächlich gefragt, ob sie eventuell noch einen seelischen Beistand bräuchten, weil Depressionen in der Schwangerschaft nicht so förderlich wären - aber soweit war Jimin noch nicht. Noch bekam er es auch allein hin.

Nach diesem Termin hatte er sofort bei einem weiteren Gynäkologen angerufen und wurde direkt für heute einbestellt - Perfekt und vielleicht würde Jungkook hier etwas mehr Euphorie an den Tag legen.

Tae wusste auch Bescheid und meldete sich täglich bei Jungkook - irgendwie auch auf Befehl von Jimin, denn nach zwei Tagen mit dem Jüngeren allein, hatte er ihm eine panische Nachricht geschickt, dass er hier Hilfe brauchte und ihr Sorgenkind nur dann glücklich war, wenn es mit seinem Mann sprechen konnte. Seit dem kommunizierten nicht nur die zwei, sondern auch Tae und Jimin.



Tae: Sag der Ärztin am Besten, dass sie ihn irgendwie motivieren soll

Aha und wie sollte diese Motivation aussehen?

Tae: Das weiß ich doch nicht - ich bin kein Arzt

Hast du mir noch andere interessante Tipps 😬

Tae: Ja, mach ihm keinen Kaffee - ist nicht gut in der Schwangerschaft, koch ihm Miso-Suppe und schau mit ihm Call me by your name

Ironie ist über Whatsapp wohl nicht so gut verständlich, was

Tae: Doch, aber ich hab es ignoriert



genervt legte Jimin sein Handy auf die Seite und krabbelt zu Jungkook unter die Decke. Vorsichtig schlang er die Arme um ihn und streichelte sanft über dessen Bauch, der noch kaum vorhanden war.

"Wir haben heute den Vorstellungstermin bei der Ärztin. Das weißt du doch noch, oder?"

Ein Schnauben ging vom Jüngsten aus und schien wohl zu bedeuten, dass er sich durchaus erinnerte, aber keine Lust hatte.

"Los komm hoch und geh dich waschen oder ich komm mit einem kalten Lappen und mach dich sauber. Du hast die Wahl." Tatsächlich hoffte Jimin jedoch, dass er seine Drohung nicht wahr machen musste. Es war jetzt nicht gerade etwas, was er gerne mal erleben wollte.

"Du nervst, Jimin-shi", kam motzig vom Jüngsten und ohne einen weiteren Kommentar stand er auf und verließ das Bett.

"Das Bad ist links vom Schlafzimmer, falls du es vergessen hast", rief Jimin ihm provokant hinterher und bekam wieder nur ein Brummen als Antwort.

...

Sie hatten es tatsächlich aus dem Haus geschafft und waren überraschenderweise sogar pünktlich bei ihrem Termin bei Frau Dr. Choi. 

Sie war eine etwas ältere Dame, die sie mit einem strahlen im Gesicht erwartete. 

"Freut mich sie kennen zu lernen, Herr Park und Herr Jeon." Behutsam legte sie die Hand auf Jungkooks Schulter und schaffte es dadurch tatsächlich, dass er sie anschaute. "Alles ok bei ihnen Herr Jeon? Sie sehen gar nicht glücklich aus. Kann ich ihnen vielleicht etwas gutes tun, z.B. einen warmen Tee oder etwas zum Knabbern?"

Bei dem Wort "Knabbern" horchte dieser auf und sofort blickten sie große Kulleraugen an. Grinsend zeigte sie, dass er kurz warten sollte, verließ das Zimmer und war wenige Augenblicke später auch schon wieder zurück - mit Salzstangen. 

"Setzen sie sich doch - möchten sie noch etwas anderes oder reichen die Salzstangen?" Jungkook schüttelte den Kopf und grinste sie tatsächlich flüchtig an, bevor er anfing das Knabberzeug in sich rein zu schieben. Jimin hielt derweil einfach den Mund, denn scheinbar wusste die Ärztin genau, wie sie in einem Fall wie ihm verfahren musste. 

"Bevor wir anfangen mit dem ganzen organisatorischen usw. - wie geht es ihnen Herr Jeon? Es ist ihr erstes Kind oder? Gab es schon irgendwelche Dinge, die ihnen aufgefallen sind? Hat sich etwas verändert?"

Geknickt schaute Jungkook auf den Boden und schien dieses Thema ziemlich unangenehm zu finden, trotzdem antwortete er.

"Nein, noch gar nichts. Mein Mann sagt zwar, dass meine Stimmungsschwankungen echt schlimm sind, aber mir war nicht schlecht, mir tut nichts weh und ich hab auch keine Heißhungerattacken oder so. Alles beim Alten." Er stockte mitten im Satz und lächelte plötzlich schief, so als ob er das nächste was er sagen wollte selbst nicht so ernst nahm.

"Ich hab nicht wirklich das Gefühl Schwanger zu sein, auch wenn es mir verschiedene Ärzte schon bestätigt haben..."

Überrascht starrte Jimin seinen Freund an, der gerade in dem Sessel wie ein Häufchen Elend wirkte - damit hatte er nicht gerechnet, aber es erklärte definitiv einiges.

"Und das bedrückt sie, wie es scheint, richtig?", fragte die Ärztin nach und bekam sofort ein Nicken als Antwort.

"Ich wüsste da etwas, was ihnen Helfen könnte - aber natürlich nur wenn sie möchten. Sie müssten sich dafür auf den großen Stuhl da setzten und ihren Bauch frei machen, damit ich die Elektroden auflegen kann und dann - dann erleben wir ein kleines Wunder der Neuzeit. In Ordnung?"

Grinsend blickte Jimin von Jungkook zur Ärztin und wieder zurück. In seinen Ohren hörte sich das gigantisch an und auch der Jüngere schien motivierter als vorher. 

"Wollen wir?", fragte Jimin nochmal und versuchte das "Wir" so gut es geht zu betonen. "Ich bin da, wenn du mich brauchst..."

Im nächsten Augenblick legte Jungkook die Hand auf seine und signalisierte ihm leise zu sein, bevor er sich wieder mit großen Augen an die Ärztin wendete - ganz schön frech, der Kleine.

"Und da passiert auch nichts, wenn wir das jetzt machen?"

Liebevoll lächelte die Ärztin ihn an und stand dann auf, um auf den Stuhl zu zugehen, den sie gemeint hatte. "Kein Sorge, dass was da passiert, kam bisher immer gut an bei meinen Patienten und Patientinnen."

"Sie haben schon Patienten gehabt?", fragte Jungkook weiter und stand wie hypnotisiert auf, um der Ärztin zu folgen.

"Ja, schon einige, aber ich bin auch schon ziemlich lange Gynäkologin."

Ohne weitere Fragen oder Zögern setzte sich Jungkook auf den Stuhl, der recht bequem aussah und strahlte sie an. 

"Das heißt sie können mir helfen, wenn ich etwas nicht weiß oder ich unsicher bin?"

Dr. Choi konnte bei diesem süßen Blick, der sie schon fast anzuhimmeln schien, nicht mehr ganz neutral bleiben. Ein Lachen entwich ihrer Kehle und behutsam nahm sie seine Hand in ihre. 

"Natürlich, Herr Jeon. Sie dürfen mich jederzeit anrufen und dann steh ich ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite - aber jetzt lassen sie uns mal das kleine Wunder angehen." - und das hörte sich irgendwie danach an, als ob sie nicht nur das meinte, was gleich passieren würde.

Die ältere Dame hatte Jimin überzeugt und das aller wichtigste: Jungkook war auch hin und weg von ihr.



Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt