Kapitel 25 (Namjin)

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"Yoongi, muss das echt sein? Haben wir nicht noch andere Sachen zu tun? Irgendwelche Songanfragen oder Gespräche mit dem Oberboss?" Namjoon wurde gerade verschleppt - Wort wörtlich. Der einzige Unterschied war, dass er auf eigenen Füßen den Weg zu dem Ort lief, auf den er gerade gar keine Lust hatte.

"Hab dich nicht so du Abstinenzler." Immer noch hielt Yoongi ihn am Ärmel fest und ließ auch, seitdem sie aus dem Studio rausgelaufen waren, nicht los. Könnte ja sein, dass Namjoon tatsächlich abhauen würde. "Du hast bestimmt schon seit einem Jahr keinen Sex mehr gehabt und alles nur wegen dieser Hwasa. Du solltest sie vergessen und nach vorne blicken. Es gibt so viele andere Menschen auf diesem Planeten, die einen wie dich zu gerne in ihr Bett locken würden. Glaub mir. Ein bisschen Spaß tut auch deiner dunklen Seele gut."

Namjoon verdrehte die Augen, ließ sich aber weiterhin von Yoongi hinterherzerren. Der sollte ruhig merken, dass ihm das gerade gar nicht passte, was hier passierte. "Ich hab keine Ahnung, was du und Tae die ganze Zeit habt. Ich bin nicht Depressiv und stehe auch nicht kurz vor einem Burnout oder so. Ich hab nur einfach keine Lust auf SEX!" Den letzten Satz sagte er etwas zu energisch, so dass sich einige Passanten, die an ihnen vorbeigingen, überrascht umdrehten. Peinlich berührt merkte Namjoon, wie seine Wangen sich leicht rosa verfärbten und hielt sich die freie Hand vor die Augen, damit er seine Scham etwas verstecken konnte. Sowas unangenehmes musste auch wieder nur ihm passieren.

"Verdammt, Yoongi. Können wir solche Gespräche vielleicht im privaten Rahmen klären? Es ist mir hier ein kleines bisschen zu Öffentlich." Plötzlich blieb Yoongi stehen, so dass Namjoon volle Kanne gegen ihn knallte. "Kannst du vielleicht", setzte er wütend an, wurde aber sofort von Yoongi unterbrochen.

"Darf ich Vorstellen: Das Paradies für alle Junggesellen und die, die es für immer bleiben wollen." Präsentierend zeigte er auf den Laden, wo in großen Lettern darüber stand "Herzstück" und anscheinend ziemlich viel Betrieb herrschte, denn die Tür fiel durch die Kunden, die rein und raus stürmten, gar nicht mehr zu.

Und das sollte jetzt der besondere Laden sein? Dort wo Ruhe und eine harmonische Atmosphäre herrschen sollte? Er konnte sich das gerade beim besten Willen nicht vorstellen.

"Jetzt guck nicht so skeptisch. Lass und rein gehen und du wirst das Wunder eines guten Cafébesitzers erleben." Yoongi lief los und Namjoon zwangsweise hinterher. Jetzt war er schließlich schon da, da konnte er auch einen Blick in die gute Stube werfen.

An ihnen drückte sich gerade ein Mann entlang, der Anzug und Krawatte trug und gewichtig an seinem Handy hing. In der anderen Hand hatte er einen Kaffee, wie auch Yoongi ihn letztens mitgebracht hatte.

Bevor sie überhaupt drin waren, schlug Namjoon bereits ein angenehmer Kaffeegeruch entgegen, der ihm schon fast das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Na, im Punkto Geruch gab es schon mal ein Sternchen. Auf mehr hoffte er jedoch nicht.

Drin herrschte tatsächlich ziemlich viel Unruhe, allerdings eher an der Theke, der Rest des Cafés war relativ ruhig. Hinter der Theke wirbelte jemand hin und her, den Namjoon aber durch die Menschenmassen nicht gut erkennen konnte.

"Komm lass es uns bequem machen, bis Jin Zeit für uns hat", das war scheinbar das Kommando für Namjoon sich auf einen der Bistrostühle zu setzen. Vorsichtig zog er einen Stuhl zu sich ran, als Yoongi auch schon dazwischen grätschte.

"Nicht den man, dann kannst du doch nicht die Theke sehen. Setz dich hier hin", und deutete damit auf den Stuhl neben sich, der etwas schräg zur Theke stand. Namjoon seufzte auf und atmete tief ein und aus, während er seine Augen kurz schloss, um sich wieder etwas zu beruhigen. Das war schon fast zu einem Ritual geworden, wenn er mit Yoongi zu tun hatte, sonst wäre er viel zu oft in einen Wutanfall geraten.

Naja, wenn er so darüber nachdachte hatten Tae und Yoongi vielleicht doch ein bisschen Recht. Vielleicht war Namjoon in den letzten Wochen doch ein klitzekleines bisschen unausgeglichen, aber er war sich sicher, dass ein paar Runden im Bett daran nichts ändern würden. Vor allem mit irgendjemanden nicht.

Er war noch nie so ein Typ gewesen, der nur wegen der Lustbefriedigung mit jemanden schlief. Für ihn war es etwas sehr intimes und persönliches Nackt beieinander zu liegen, sich zu streicheln, zu Küssen und gemeinsam zum Höhepunkt zu treiben. Er hatte in seinem Leben genau einen One-Night-Stand und daran erinnerte er sich ungern. Es war, wie eine Fleischbeschau. Etwas was man nur kurz haben wollte und dann in die Ecke schmiss und nicht mehr beachtete. Ganz unangenehme Phase in Namjoons Leben, was er nicht noch einmal mit machte.

Zu ihnen war ein junger Mann an den Tisch getreten, den Namjoon erst bemerkt, als er anfing zu sprechen. Überrascht hob der den Blick und schaute direkt in zwei dunkelbraune Augenpaare, die ihn amüsiert musterten. "Was?", fragte Namjoon und vergaß dabei ganz den Mund wieder zu schließen. Yoongi hatte nicht zu viel versprochen. Aus Namjoons  Sicht hatte er sogar untertrieben.

Dieser Mann vor ihm war perfekt. Würde er an Liebe auf den ersten Blick glauben, dann wäre ihm genau das gerade passiert. Die Person, die gerade all seine Aufmerksamkeit einnahm,  legte leicht den Kopf schief und grinste ihn frech an.

"Ich hab gefragt, ob sie schon wissen, was sie möchten?" In Namjoons Kopf herrschte gerade völlige Leere. Noch nie war er so überwältigt, von jemanden, den er noch nie im Leben gesehen hatte, geschweige denn gesprochen.

"Dich", sagte er flüsternd und merkte erst, als sein Gegenüber die Augenbrauen überrascht hochzog, sich über die Lippen leckte und setzte, dass er es gerade nicht nur gedacht hatte. Vor Scham spürte er bereits, wie seine Wangen und Ohren sich erhitzten und guckte prompt auf den Boden. Bevor er was zu seinem Ausrutscher sagen konnte, meldete sich dieser Jin.

"Das ist ein sehr mitreißendes Angebot und bringt mich tatsächlich ins Wanken. Es ist zwar etwas plump, aber ich bin mir sicher, dass du das auch besser kannst. Tatsächlich muss ich dich jedoch enttäuschen: Ich bin gerade bestens versorgt, wenn ich jedoch Langweile bekomme, melde ich mich gerne bei dir." 

Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt