Kapitel 72

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Namjoon rannte vor und Tae folgte ihm auf dem Fuße. 

Von weitem konnte er schon seinen Mann protestieren hören und überholte seinen Bruder einfach - er wusste ja jetzt wo er hin musste.

"Finger weg hab ich gesagt! Ich muss mich nicht hinlegen. ES GEHT MIR SUPER! Ich hab keine Schmerzen und - HÖRT jetzt AUF!"

Mit Schwung bog er um die Ecke und konnte sehen, wie sich Jungkook gerade wieder vom Sofa hoch kämpfte und wütend in die umstehende Menge blickte.

"Verdammt, ich hab keine Ahnung was los ist. Ich war noch nie Schwanger ihr Vollidioten! Und eure Hilfe brauch ich nicht! Ihr habt mich die ganze Zeit scheiße behandelt und jetzt spielt ihr euch als Helferlein auf - vergesst es!"

"Jungkook, halt endlich die Klappe!", schrie Jin ihn an, wagte aber nicht ihn anzufassen - nicht ganz unintelligent von dem. Wer weiß, was Jungkook alles machen würde, damit sie ihn alle in Ruhe lassen würden.

"Egal welche Abneigung du gerade gegenüber einigen Anwesenden hast - du solltest dich setzen. Es ist bestimmt nicht gesund, wenn du da unten blutest..." 

Geschockt verharrte Tae in seiner Bewegung und schaute von seinem Mann zu dem Platz, an dem er zuletzt gesessen hatte. Das Bild was sich ihm bot war mehr als grausig. 

Auf dem Stuhl von seinem Mann war eine dunkelrote Flüssigkeit, die bereits auf den Boden getropft war und als er seinen Blick zu Jungkook wand bemerkte er sofort die dunklen Flecken auf dessen Hose - jedenfalls glaubte er das. Die Hose war dunkel und die Flecken könnten auch Falten sein, die Schatten warfen.

"Du musst zum Arzt auch wenn es dir eigentlich gut geht. Es geht schließlich nicht nur um dich, sondern auch um euer Baby -"

Genau diese Erinnerung hatte Tae gefehlt, so dass er nach Jins Ausführung sofort wieder in Bewegung kam und auf seinen Mann zu lief.

Erleichterung erklang, als sie ihn ankommen sahen und sofort wurde ihm Platz gemacht. 

"Vielen Dank, dass ihr mir endlich Platz zum Atmen lasst", kam genervt von Jungkook, der scheinbar noch nicht bemerkt hatte, dass Tae auf ihn zu gerannt kam - anscheinend war sein Mann gerade etwas überfordert.

"Jungkook", presste er atemlos heraus und griff sich sofort seinen Mann. Ein kurzer Aufschrei von diesem zeigte, dass er wohl gerade überrascht war nicht mehr auf den eigenen Füßen zu stehen, sondern von jemanden im Brautstil durch die Halle getragen zu werden.

"Verdammt, was - Tae?!", brachte der Jüngere raus und hinter sich konnte er weitere Schritte hören, die ihnen wohl folgten.

"Wir haben schon einen Krankenwagen gerufen -", kam der keuchende Protest von Jin.

"Das geht mir nicht schnell genug!"

"Aber es ist sicherer. Kennst du dich hier in der Stadt aus? Weißt du wo das Krankenhaus ist und welche Geheimwege es gibt, damit ihr nicht im Stau steht oder..."

"Hör auf zu reden!", schrie Tae ihn an und hielt prompt an. "Ich will das alles nicht hören. Ich will, dass meinem Mann jetzt geholfen wird und nicht erst in 30 Minuten..."

"HEY", schrie Jungkook dazwischen und ließ alle - nicht nur Jin und Tae - zusammenzucken. "Wie wäre es, wenn ich mal auf Toilette darf und dann sieht man weiter, ja - und lass mich runter Tae." Sofort fing er an zu zappeln und Tae hatte tatsächlich Mühe ihn so noch auf seinen Armen zu halten.

"Vielleicht hab ich mich auch nur in irgendwas reingesetzt. Ich mein, dass ich keine Schmerzen -"

"Der Schock", kam unisono von einigen und ließ Jungkook genervt die Augen verdrehen.

"Ich bin genervt, nicht geschockt. Ich glaub, das kann ich noch unterscheiden - und Tae, bitte setz mich endlich ab. Ich würde -"

"Nein, so ist es das beste. Ich möchte nicht, dass..."

"Ahhh, du möchtest, aber ich möchte auch etwas und zwar auf meinen Füßen stehen und auf Toilette. Ich muss nämlich dringend mal Pipi."

Verletzt schaute Tae seinen Mann an und wurde sofort an das erinnert, was Sejin vor einigen Minuten noch zu ihm gesagt hatte. War er wirklich gerade so sehr auf sich bezogen?

Vorsichtig stellte er ihn wieder auf seine Füße - so wie dieser es sich gewünscht hatte - und beobachtete jede Regung von ihm. Falls Jungkook wegkippen sollte würde er ihn auffangen.

"Ok, und jetzt...", kam sachlich von Jungkook.

"Der Notarzt ist da!", rief einer der Crew-Mitglieder und unterbrach damit den angefangenen Satz von diesem.

"AHHH, könnt ihr mich mal ausreden lassen? Die ganze Zeit werde ich hier unterbrochen. Ist es egal was ich sage oder werde ich jetzt gerade einfach nicht Ernst genommen?" Entschuldigend schaute Tae ihn an - und schwieg. Besser war es. Nicht, dass er seinen Mann nochmal unterbrach, dann würde dieser wahrscheinlich ganz durchdrehen.

"Wer ist der Patient?", fragte ein Mann in orangener Uniform und einem großen Rucksack auf dem Rücken. Weiter hinten kam sein Kollege angerannt, der gleich eine Liege mit in die Halle brachte.

"Ich, aber ich glaube nicht, dass das notwendig ist", antwortete Jungkook und hatte tatsächlich noch die Nerven die Augen zu verdrehen. Am liebsten wäre Tae dafür jetzt an die Decke gegangen, aber er beherrschte sich. Das übernahm dann auch der Notarzt für ihn.

"So und sie sind also der Meinung, dass Blutungen in der Schwangerschaft normal sind, ja?", fragte der Arzt in einem sehr guten koreanisch - warum konnte der Typ das so gut? Er war doch Japaner, oder?

"Nein, bestimmt nicht, aber vielleicht hab ich mich auch irgendwo rein -"

"Hinlegen", kam prompt der Befehl und komischerweise machte Jungkook genau das, was der Notarzt zu ihm sagte. 

"Sind sie Arzt oder warum spielen sie das hier so runter? Glauben sie, dass sie es besser wissen, als all die Anwesenden hier?" Sofort schüttelte Jungkook den Kopf und schon wurde die Liege in Bewegung gesetzt.

"Sehr schön, dann werden wir jetzt ins Krankenhaus fahren und dort werden sie durchgescheckt. Selbst wenn es nur eine Überbelastung ist, sollte das hier eine Warnung für sie sein, dass sie langsamer machen müssen."

Entsetzt blickte Jungkook vom Arzt zu Tae und sofort konnte er die Tränen in dessen Augen sehen. Ein verzweifeltes "Tae" erlöste ihn dann auch aus seiner Starre und eilig rannte er hinter ihnen her. Alleine würde er ihn nirgendwo hin lassen, vor allem nicht im Ausland. 

Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt