Kapitel 65

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"Hey mein Liebster, wir sind da - wohlbehalten gelandet. Du kannst meinen Arm jetzt los lassen", brachte Tae etwas angestrengt heraus. Wen wunderte das auch - Jungkook hatte sich die ganze Landung über darin festgekrallt.

"Wir sind jetzt in Japan. Freust du dich?"

Schwer schluckte der Angesprochene und hatte immer noch nicht seine Atmung im Griff. Es war so ähnlich wie Achterbahn fahren oder Schaukeln - ihm wurde dabei schlecht. Als Kind war das kein Problem, aber umso älter er wurde, umso schwieriger wurde es diesen Spaß mit zu machen.

Sanft konnte er die Lippen seines Mannes auf seiner Wange spüren und vorsichtig dessen Hand um seine, die sich immer noch krampfhaft festhielt.

"Komm, sonst sind wir die letzten und wenn da draußen Paparazzos warten, dann sieht es ziemlich schlecht aus mit der Geheimhaltung deiner Identität."

Langsam erhob sich Tae und zog automatisch seinen Mann mit, der stocksteif an ihm hängen blieb und hinter her szolperte. 

"Schau mal, da vorne ist der Ausgang und frische Luft. Genau das, was du gerade brauchst, oder?" Nickend stimmte Jungkook ihm zu und erst jetzt war ihm klar, dass diese offene Tür bedeutete, dass er hier raus kam.

Leben kam in seinen Körper zurück und sofort fing er an sich an den wartenden Leuten vorbei zu drücken. "Sorry. Tut mir Leid", wiederholte er immer wieder und blieb bei einem sehr fülligen Mann hängen, der ihn nur böse anfunkelte und ansonsten keinen Schritt zur Seite machte. 

"Mir ist unglaublich schlecht, Sir. Sollten sie also nicht wollen, dass ich mich über ihnen ausleere - DANN GEHEN SIE ZUR SEITE!" Das war wohl genau der Satz den es gebraucht hatte, da plötzlich alle Wartenden vor ihm ohne Widerstand zur Seite wichen und Jungkook in Nullkommanichts aus Taes Augen verschwunden war.

Etwas panisch schaute er nach seinem Mann und hoffte sehr, dass Sejin sah, wo er hin rannte. An diesem großen Flughafen würden sie ihn sonst nicht mehr wieder finden. 

Als auch Tae endlich aus dem Flugzeug raus kam - gequetscht zwischen Namjoon und lauter Crew Mitgliedern - konnte er seinen Mann weit und breit nicht mehr finden, aber dafür die Paparazzos, die an der Absperrung standen und wild anfingen zu knipsen, als sie Tae sehen konnten.

Er ignorierte ihre Rufe, winkte nur kurz in ihre Richtung und folgte dann dem wild gestikulierenden Sejin. Sofort gesellten sich zwei Bodyguards zu ihm, die ihn links und rechts abschirmten und somit sicher ins Flughafengebäude brachten. 

"Sejin, wo ist Jungkook?", kam sofort seine Frage aus ihm heraus geschossen und die Dynamik davon schien diesen kurz umzuhauen.

"Wow, alles gut. Ich hab ihm Baekhyung nach geschickt. Er wird also sicher wieder zu uns stoßen. Mach dir keine Sorgen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir dich heil ins Hotel bringen." Völlig überzeugt von seinem Plan lächelte dieser Tae breit an und blickte sich dann nach irgendjemanden um.

"Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich ihn in seinem Zustand hier allein zurück lasse. Scheinbar übergibt er sich gerade auf irgendeiner Toilette und ihm geht es gerade richtig übel. Funk Beakhyung an und frag ihn, wo sie sind."

Entgeistert blickte Sejin ihn an und hob dann etwas verzweifelt die Arme. "Und dann? Was willst du dann machen? Ihm auf die Toilette folgen und wenn er geschwächt ist zum Auto tragen? Ich erinnere dich daran, dass die Öffentlichkeit noch keine Ahnung von ihm hat und sollten sie dich sehen, wie du Jungkook im Brautstil durch die Hallen trägst - ach es würde wahrscheinlich schon ein besorgter Blick reichen - damit man euch beide morgen in der Zeitung findet." Er machte eine kurze Pause und sagte dann leiser: 

"Ich bin mir bewusst, dass es dich langsam nicht mehr kümmert, aber wenn es Jungkook tatsächlich so schlecht geht, dann möchte er bestimmt nicht in dem Zustand abgelichtet werden."

"Ich geb Sejin recht", mischte sich Namjoon ein. "Fahr zum Hotel. Jin und ich warten auf ihn und bringen ihn dann persönlich bei dir vorbei. Versprochen." Kritisch beäugte Tae ihn und war sich nicht sicher, ob er das nicht doch selbst übernehmen sollte. 

Kurz dachte er darüber nach einfach abzuhauen, aber als er die Menge sah, die kaum zu bändigen war, ließ er das doch besser. Wahrscheinlich war es sowieso die beste Möglichkeit, um seinen Mann sicher und unbeschadet ins Hotel zu bringen. Mit ihm mitfahren hätte er bestimmt eh nicht gekonnt. 

"Also gut, aber wehe er hat einen Kratzer. Du bist für ihn verantwortlich!", mit dem Finger tippte er wild auf der Brust seines Bruders herum und entschied sich dann - endlich - los zu ziehen. Die Meute, die auf ihn wartete, wurde um Minute zu Minute wilder und unruhiger.

"Sehr schön", sagte Sejin und lächelte Namjoon dankbar an. "Dann lass uns hier verschwinden bevor tatsächlich noch ein Unglück passiert." Schnell klopfte dieser auf das Holz des Beistelltisches neben sich und brachte Tae wieder dazu genervt seine Augen zu verdrehen. 

Es war eine ziemlich komische Angewohnheit von seinem Manager, die er überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Als ob man mit dem Klopfen auf Holz böse Schwingungen fernhalten konnte. Aber das war wahrscheinlich einfach das Alter - was er ihm natürlich nicht sagen würde - mit seinen 45 Jahren war er ja gerade erst bei der Halbzeit angelangt.

Sofort liefen sie los und unsicher blickte Tae doch noch mal zurück, aber weder Namjoon noch Jin konnte er noch sehen. Hoffentlich waren sie bereits auf dem Weg zu Jungkook. Allein in einem fremden Land hatte er bestimmt Angst, auch wenn sein Mann das wahrscheinlich abstreiten würde. 

"Siehst du. Ist doch alles gut gelaufen", kam fröhlich von Sejin, der regelrecht zu strahlen schien. "Wir haben noch mehr als einen Tag, um Japan etwas zu genießen, bevor das Konzert ist und wir wieder weiter nach Peking und dann direkt nach Hongkong und dann..."

"Sejin ist gut! Du musst mir nicht den Tourplan erläutern. Ich habe ihn mir angeschaut. Wichtig ist mir jetzt nur, dass es Jungkook gut geht, was anderes hat keinen Platz in meinem Kopf."

Ergebend hob Sejin die Arme trat aus der Halle des Flughafens raus, wo davor schon zwei dunkle Vans standen. 

Sofort fing das Geschrei an und ohne genauer auf die wartenden Fans einzugehen, stieg Tae sofort ins Auto. Er hasste es, wenn manche Menschen glaubten, dass so etwas irgendwie schmeichelnd wäre, wenn sie überall auflauerten, wo Tae gerade anzutreffen sein könnte.

Er weiß noch nicht mal, was sie sich davon erhofften, außer einen kurzen Blick auf ihn zu erhaschen, aber wenn sie sich benahmen, sollten sie halt da stehen.

Ein Anruf holte ihn aus seinen Gedanken. Namjoon. 

"Alles ok mit Jungkook", fragte er sofort und statt einer Antwort von Namjoon hörte er seinen Mann sprechen.

"Jetzt ist es wieder ok. War wohl etwas zu viel Anspannung in den letzten Stunden. Wir laufen jetzt zum Ausgang und dann sehen wir uns im Hotel, ja?" Erleichtert ließ sich Tae in die Polster sinken und atmete kurz tief ein und aus. 

"Aller klar, mein Liebster. Dann bis gleich."

Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt