Liebster! - Taekook

Kapitel 75

Wenn man liebt, möchte man das beste für diese Person. Auch wenn es das Gegenteil war von dem was man brauchte. 

Tae musste Jungkook gehen lassen, doch einfach war es nicht. Der Kopf sagte, dass es richtig war, das Herz schrie vor Schmerzen auf.

Ab heute würde er Flughäfen hassen, weil sie ihn immer wieder an diesen Moment hier erinnern würden. Diesen Moment, als der Flug seines Mannes zum letzten Mal aufgerufen wurde und die  Reisenden an Board gehen sollten. Der Moment, in dem sie sich fest aneinander pressten und so noch das letzte bisschen Nähe für sich beanspruchten, bevor es hieß Auf Wiedersehen zu sagen.

Es war... Scheiße. Sie fühlten sich Scheiße, aber es schien keine andere Lösung zu geben.

"Ich liebe dich", flüsterte Tae seinem Mann ins Ohr und verteilte Schmetterlingsküsse auf dessen Gesicht - jedenfalls dort, wo er ohne ihn loszulassen, hinkam. "Komm gut und sicher Daheim an und schreib mir, wenn ihr gelandet seit, ja? Wir sehen uns, wenn der Frühling in voller Blüte steht und warme Sonnenstrahlen unsere Nase kitzeln. Dann wenn wir den Sommer schon fast erahnen können und doch noch im Zwiebellook die Straßen betreten müssen, weil es am Morgen zu kalt und am Nachmittag zu warm für etwas anderes ist."

Sachte und ohne das er es eigentlich wollte, löste er sich von ihm und schaute in traurige Augen. Sie waren mit Tränen gefüllt, aber sie verließen sie nicht.

Ihre Lippen begegneten sich erneut - so wie schon öfters in der letzten Stunde - und um so länger sie so da standen, um so intensiver wurde es. 

"Ist jetzt gut ihr zwei, sonst verpassen Jin und Jungkook noch ihren Flug", unterbrach Sejin ihr miteinander und klopfte seinem Schützling auf die Schulter. 

Zögerlich lösten sie sich voneinander und sofort ergriff Jin die Hand des Jüngsten. 

"Komm jetzt. Ihr seit solche Dramatiker. Ihr müsst euch mal eins merken: Umso länger eine Verabschiedung dauert, umso schwerer fällt es Tschüss zu sagen - und jetzt komm."

"Muss Namjoon deswegen draußen warten", fragte Sejin amüsiert und deutete auf die Tür vor der der Erwähnte saß. 

"Auch", kam etwas angepisst von Jin und sofort konzentrierte dieser sich wieder auf Jungkook. "Auf geht's, du Hormonmonster. Mein Hintern hat keine Lust hier noch länger rum zu sitzen, der beklagt sich jetzt schon, dass er Sitzfleisch verliert."

"Nur noch...", versucht Jungkook doch noch ein paar Sekunden rauszuschlagen, aber Jin war eiskalt. 

"Nein, jetzt Schluss", und schon lief er los - mit einem eisernen Griff um Jungkooks Handgelenk. Stolpernd folgte er ihm und versuchte im Gehen immer noch einen letzten Blick auf seinen Mann werfen zu können - bis sie um eine Ecke bogen und absolut keine Chance mehr dazu war.

Noch trauriger als zuvor wand er sich zu Jin und ließ ihn tatsächlich kurz die Führung übernehmen. Alles andere hätte ihn davon abgehalten diesen Flieger zu betreten. Noch nie hatte sein Herz so wehgetan und noch nie war ihm der Abschied so schwer gefallen, aber er riss sich zusammen. Er wollte hier nicht vor fremden Leuten zusammen brechen.

Jin übernahm in den nächsten Minuten alles. Das Einchecken, das Denken und Sprechen... bei Jungkook funktionierte nur noch das Laufen - aber wenigsten das, denn tragen wollte sein Freund ihn bestimmt nicht.

Freundlich nickten ihnen die Stewardessen zu, als sie an ihnen vorbei das Flugzeug betraten. Irgendwas fing Jin an zu erzählen, aber irgendwie drang es nicht zu Jungkooks Ohren durch. Prompt blieb dieser stehen und sah ihn fragend an. 

"Kookie, hörst du mich? Wir sitzen leider nicht neben einander, weil wir den Flug so kurzfristig..."

"Bist du sauer auf mich Jin, dass ich deinen Urlaub mit Namjoon kaputt gemacht habe?", fragte der Jüngste traurig und starrte völlig verloren zu Jin hoch. 

Seufzend presste dieser die Lippen zusammen und musste sich kurz sammeln - so eine Frage hatte er nicht erwartet.

"Ja und nein. Ich mach jetzt keine Luftsprünge, dass ich heute schon zurück fliege, aber ich hätte dich auch nicht alleine ziehen lassen. Also ist es jetzt einfach wie es ist, ok?" Tränen bildeten sich erneut in den Augen von Jungkook und fest zog Jin ihn an sich.

Statt etwas zu sagen oder zu fragen umarmte er ihn einfach. "Ich weiß", flüsterte er immer wieder, schon fast wie ein Mantra - aber er wusste ja tatsächlich wie Jungkook sich fühlte oder besser gesagt ungefähr, denn er mochte Namjoon und genoss die Zeit mit ihm, aber Liebe war das sicherlich noch nicht. Dafür fehlten irgendwie noch ein paar mehr gemeinsame Momente.

"Bitte setzen sie sich auf ihr Plätze...", kam durch den Lautsprecher und noch vieles anderes, was ihm aber egal war. 

Er löste sich von dem Jüngeren und lief dann weiter nach hinten, um für ihn seinen Sitzplatz zu suchen, denn alleine würde er es wahrscheinlich nicht schaffen.

"Kookie, du hast Sitzplatz 42 c. Du sitzt also am Gang, wenn was ist: Da hinten sind die Toiletten und ich sitze auf 63 e, also weiter hinten", kurz machte er eine Pause und hoffte irgendeine Bestätigung zu bekommen, aber es kam nichts. "Wenn du mich verstanden hast: Einmal Nicken, wenn nicht, zweimal." Ein zaghaftes Nicken wurde angedeutet und erleichtert atmete er auf.

"Alles klar, dann guten Flug und wir sehen uns bei der Landung, wenn nicht vorher schon was wäre." Sachte tätschelte er zum Abschied dessen Kopf und lief dann auf seinen Platz zu. 

Dort angekommen schaute er auf zwei sehr großgewachsene und breitschultrige Männer, die ihn freundlich anlächelten. Ungläubig blickte er auf die Szene vor sich und wusste jetzt schon, dass das hier kein entspannter Flug werden sollte. Drei Männer mit dem gleichen Körperbau sitzen neben einander... super.

"Vielen Dank, Herr Kim Taehyung", flüsterte er vor sich hin und lächelte sofort gekonnt zurück. Es sollte ja zum Glück nicht ein allzu langer Flug werden.