Kapitel 67

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"Warte mein Liebster, da ist noch zu viel Decke zwischen uns." 

Vorsichtig hob Tae das hinderliche Objekt an und zog Jungkook sofort zu sich ran. Es war nur natürlich, das sich dieser im gleichen Moment an ihn kuschelte und sich dabei halb auf ihn legte - sogar die kalten Füße versuchte der Jüngere bei Tae zu verstecken, was er aber nur mit einem kurzen Aufschrei quittierte und ihn dann machen ließ.

"Ist das wirklich so ok", fragte Jungkook sofort und schaute ihn mit großen Augen an. Tae brachte jedoch nur ein Nicken zustande, weil er versuchte nicht zu erschauern und damit seinen Mann zu verschrecken. Kalte Füße im Bett waren etwas unglaublich unangenehmes, vor allem wenn man eher "heißblütig" war - allerdings auf eine völlig unsexuelle Weise.

Lächelnd drückte Jungkook ihm einen Kuss auf den Teil des Gesichtes, welches dieser in seiner Position gerade noch so erreichen konnte - die Kieferpartie - und legte dann wieder den Kopf auf der warmen Brust seines Mannes ab.

So konnte sie beide definitiv eine Weile verharren. Vielleicht sogar ein bisschen Schlaf einsammeln, wobei sie es laut der Uhr, die mit im Zimmer stand schon 17 Uhr hatten. Da würde heute Abend mit Sicherheit keiner von ihnen Beiden mehr schlafen können.

"Wir sollten das hier solange wie möglich genießen. So eine Tour ist leider nicht immer so entspannt wie gerade eben", säuselte Tae vor sich hin und fing an sanft über den Arm von Jungkook zu streichen. "Morgen Abend ist das nächste Konzert und den Abend darauf sofort wieder. Ich werde völlig fertig sein und nur noch in deine Arme fallen."

Sachte konnte er die Fingerspitzen seines Mannes auf seiner Brust spüren und wie sie dort kreisende Muster hinterließen. Es war angenehm, mal nichts anderes zu machen, als rum zu liegen und sich verwöhnen zu lassen.

"Hm, soll mir das irgendwas sagen?", kam etwas keck von Jungkook, der scheinbar mehr in diese Aussage rein interpretierte, als Tae beabsichtigt hatte.

"Eigentlich nicht, aber ich bin für alles offen." 

Sofort lachte sein Mann an seiner Brust los und schien ihn wohl gerade nicht sonderlich ernst zu nehmen - gut so, denn es war genau so gemeint.

"Weißt du eigentlich wie glücklich ich bin, dass du hier bei mir bist? Ich glaube, dafür werde ich dir ewig dankbar sein - genau wie für den kleinen Wurm da drin", vorsichtig strich er unter der Decke über den kleinen Bauch seines Mannes, den man wahrscheinlich noch nicht mal so nennen konnte, weil nichts von dem Baby da drin zusehen war, "und dafür, dass du unter den Millionen Menschen genau mich ausgewählt hast an deiner Seite sein zu dürfen."

Mit einem Blick, der undefinierbar war, kam Jungkook hoch und starrte Tae mit großen Augen an. Scheinbar hatte ihm irgendwas an seiner Aussage gerade nicht gepasst - aber was? 

Das Lächeln auf Taes Gesicht starb sofort einen schnellen Tod, denn die Ernsthaftigkeit, die Jungkook gerade ausstrahlte, machte seine Freude zu Nichte - dabei hatte er es doch positiv gemeint... das konnte ja noch heiter werden, wenn ihre Gespräche weiterhin so abliefen. 

"Ist das wirklich das, was du denkst? Dass du Glück hattest, dass ich dich gewählt habe? Falls ja, dann sag ich dir hiermit eins: Das war kein Glück, was du hattest, sondern der Effekt aus deinem tollen Charakter, dieser Willensstärke und diesem unglaublich guten Aussehen. Du bist ein absoluter Traumprinz und ich bin mittlerweile der Meinung, dass es niemals anders zwischen uns beiden hätte kommen können - egal, was du oder ich gemacht hätten. Manche Menschen ziehen sich einfach magisch an."

Oha, damit hatte Tae jetzt nicht gerechnet. Am liebsten würde er nach diesem Liebesgeständnis Jungkook erneut einen Antrag machen, aber das war wohl unnötig - wobei... eigentlich hatten sie nie eine richtige Hochzeitsfeier. Als sie sich das Ja-Wort gegeben hatten war nur Namjoon dabei gewesen, aber das war ja nicht die einzige wichtige Person in ihrem Leben - ob sie es sich und ihren Freunden schuldig waren nochmal im großen Kreis zu feiern? Es war auf jeden Fall eine Überlegung wert.

Apropos besondere Dinge, da war doch noch etwas wichtiges, was er vorhin mit Sejin besprochen hatte. Das sollte er definitiv noch mit Jungkook besprechen, bevor er es morgen Abend auf der Bühne verkündete. Für die Fans wäre das so oder so viel zu kurzfristig, aber nicht alles kann Monate im Voraus geplant werden, dass mussten auch die verstehen.

"Jungkook, mein wunderschöner Engel", fing er sein Eingeständnis an und stellte fest, dass es vielleicht nur halb so gut ankam, wie es eigentlich gemeint war. Vielleicht fand es Jungkook unmöglich, dass er solche wichtigen Dinge ohne ihn klärte, aber irgendwie konnte er sich doch eigentlich auch darüber freuen... Naja, erstmal sagen und dann abwarten. Vielleicht war alles halb so schlimm und die Reaktion würde mehr als positiv ausfallen.

"Mein Liebster", setzte er nochmal an und nun hatte er seinen Mann in die Hab-Acht-Stellung gebracht. Abwartend schaute er ihn an und schien mit irgendwas schlimmen zu rechnen... Scheinbar hatte er sich den Start so schwer wie möglich gemacht.

"Ich..."

"Herrgott Tae, sag es endlich. Ich mag dieses Warten nicht. Was hast du angestellt? Es kann nicht so schlimm sein, dass du auf dem Boden schlafen müsstest", unterbrach Jungkook sein zögerliches herantasten und machte es für ihn nun noch schwerer.

Scheiße, und jetzt? Zurück rudern ging eh nicht mehr, also war die einzige Möglichkeit das schnelle voraus und hoffen - ganz viel hoffen.

"Ich... Sejin... das ist meine letzte Tour." Laut schnaufte er durch, als es endlich draußen war und gespannt wartete er auf die Reaktion. Doch Jungkook schien kurz eingefroren zu sein. 

Starr blickte er in Taes Richtung, aber nicht Tae an. Sein Mann war irgendwie gerade in einem parallel Universum oder dessen Gehirn lief wegen dem ganzen Stress heute etwas langsamer.

"Jungkook? Tut mir Leid, hätte ich das vielleicht...", die Hand von seinem Gegenüber legte sich auf seinen Mund und brachte ihn somit zum Schweigen. 

"Ich...", setzte dieser an und erst jetzt bemerkte er wie dessen Lippen zitterten, als er noch genauer schaute, fielen ihm sogar die Tränen in diesen großen schönen Augen auf, die scheinbar immer mehr wurden und schlussendlich über die Wangen liefen. Das war scheinbar das Startzeichen für Jungkook sich in Taes Arme zu schmeißen. 

Bitterlich fing er an zu weinen und wenn man genau zu hörte konnte man ein "Danke" flüstern hören.

Scheinbar fiel dem Jüngste gerade eine riesige Last von den Schultern, die er nie erwähnt hatte. Nur was war das? 

War es, dass er nicht gerne alleine war und sich freute, es nicht mehr zu müssen oder war es, weil er sich bei jeder Tour Sorgen machte, dass Tae etwas passierte oder war es noch etwas völlig anderes, was er gerade nicht in Erwägung zog?


Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt