Kapitel 30

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"Hobi, du gehst mir so richtig auf den Sack!" Jimin war nicht mehr nur genervt, er war sauer. Sauer auf Hobi, der ihm schon seit sie sich bei Jin im Café getroffen haben, dass Ohr voll heulte, weil er gegen einen Kim Taehyung keine Chance hatte. Absolut keine. Dass er diesem zu dieser Feststellung beglückwünschte und zustimmte machte den armen Kerl völlig fertig. 

"Wenn du noch einmal Kim Taehyung oder V erwähnst - und mir ist egal, welches Synonym du noch für ihn erfindest - dann geh ich. Ich verlasse dich und dieses Café, lasse diese Stadt hinter mir und dieses Land und hoffe, dass ich irgendwann weitgenug von dir entfernt bin, dass deine nörgelnde Stimme mir nicht mehr in den Ohren liegt." Schmollend schaute Hobi ihn während seines Vortrags an. Er wusste, dass er gerade sehr hart mit ihm umging, aber anders wusste er sich beim besten Willen nicht mehr zu helfen. 

"Aber..." "NEIN! ICH WILL NICHT!" Um dies zu unterstreichen, griff Jimin zu seinem Handy und fing an seine Nachrichten auf dem Handy durchzuschauen. Vielleicht zeigte das eventuell seine Ablehnung zu diesem Gesprächsthema. Leider war das, was auf dem Handy zu sehen war auch nicht besser. 

Zweimal hatte seine Arbeit ihn bereits versucht anzurufen. Trotz Feierabend, trotz der nächtlichen Uhrzeit von 22.13 Uhr. Fuck. Das kotzte ihn sowas von an. Am liebsten würde er den ganzen Scheiß einfach hinschmeißen. Ein reicher Partner wäre das, was er gerade bräuchte. So eine Art Sugardaddy, aber in jung. Anders als Jin, stand er nämlich eher auf Jüngere, aber um so jemanden kennenzulernen müsste er mal Zeit haben. FREIzeit bevorzugt. 

Erschöpft stöhnte er auf und ließ seinen Kopf auf den Tisch fallen. Schützend legte er die Arme darum und versuchte sich wieder auf sein Privatleben zu fokussieren. Es war ein riesiger Fehler gewesen ins Handy geschaut zu haben. 

"Ohje, ist es schon wieder soweit?", fragte eine männliche Stimme, die ihm sehr bekannt vorkam. Träge drehte er den Kopf zur Seite und schaute nach oben in das Gesicht von Jin. Er lächelte milde und stützte sich an der Lehne des unbesetzten Stuhls an ihrem Tisch ab. 

"Ja", sagte Jimin mitleidheischend und schob seine Unterlippe nach vorne. Diesen Blick hatte er schon in der Kindheit erlernt und mittlerweile perfektioniert. Damit brach er jede harte Schale auf, auch die von Jin. Der wusste es zwar besser, dass das nur wieder einer von Jimins schauspielerischen Glanzleistungen war, knickte aber trotzdem ein. Sozusagen Freiwillig. 

"Vielleicht hab ich da was für euch, was euch wieder aufmuntern wird", damit lief er zurück zur Theke und kam kurze Zeit später mit einem Tablett zurück auf dem drei Gläser und eine Flasche edelsten Whiskys standen. Ungläubig hob Jimin den Kopf und schaute auf den mehr als teuren Tropfen. Vielleicht war der Tag doch nicht ganz so übel, wie anfänglich behauptet.

"Du verarschst mich, oder?" Voller Ehrerbietung nahm er die Flasche an sich und drehte sie in der Hand. "Die kostet mehrere Millionen Won." Jin nickte und setzte sich auf den leeren Stuhl an ihrem Tisch. "8 Millionen Won, wenn du es genau wissen möchtest." 

Immer noch fasziniert betrachtete Jimin die Flasche und stellte sie dann vorsichtig auf dem Tisch ab. "Und die willst du mit uns Teilen? Ich wusste nicht, dass wir dir soviel Wert sind." Gespielt überwältigt tupfte er mit den Fingern unter seinem Auge hin und her. "Wart, da kommt bestimmt auch noch ein Tränchen, damit ich dir zeigen kann, wie nah mir diese Geste ans Herz geht." Jin lachte auf, winkte ab und nahm dieses Schauspiel nicht weiter zur Kenntnis. Jimin halt wieder. Stattdessen lehnte er sich nach Vorne und griff nach der Flasche.

"Bei mir läuft auch nicht alles rund und ein bisschen Trinken tut manchmal einfach gut. Vor allem mit Freunden." Mit bedacht fing Jin an die Flasche zu öffnen. Vorsichtig entkorkte er ihn und ein wundervolles "Plopp" war zu hören. Bedächtig hielt er die Öffnung unter seine Nase und schwenkte sie hin und her. 

"Oh, lass mich auch Jinnie", sagte Jimin und nahm diesem die Flasche aus der Hand. Der Whiskey duftete süß und man konnte schon fast die Pflaumen heraus schmecken, dazu hatte er eine wunderschöne Farbe, die an Bernstein erinnerte. Man freute er sich schon, dieses Wunderwerk zu probieren. Andächtig übergab er sie wieder an ihren edlen Stifter und schaute begeistert zu, wie Jin die drei Gläser füllte. 

Hobi hatte bisher nichts dazu gesagt und beobachtete die beiden etwas verwirrt. Er fühlte sich gerade total fehl am Platz, weil er absolut keine Ahnung von dem Zeug hatte. Für ihn war es einfach Alkohol. Sehr teurer Alkohol. 

"Ok", sagte Jin in die Runde, während er feierlich die Arme in die Luft hob und auf die Gläser auf dem Tisch zeigte. "Eigentlich hatte ich diese Flasche für Sonntag aufheben wollen, für Jungkooks kleine Feier, aber wer weiß, was bei dem vielleicht schon unterwegs ist." Vor Begeisterung riss er die Augen auf und blickte erwartend von Jimin zu Hobi. Keine Reaktion. Naja, dann eben nicht.

"Ich mein, stellt euch vor sie erzählen uns am Sonntag, dass er Schwanger ist. Wie genial wäre das denn bitte?" Ein Stöhnen drang aus Hobis Kehle und mit einem lauten Knall ließ er seinen Kopf auf den Tisch fallen. Das tat bestimmt weh. 

Kopfschüttelnd blickte Jimin auf das Häufchen Elend. Armer Tropf, aber irgendwann musste seine Seifenblase ja mal Platzen. Ohne also genauer auf Hobi einzugehen, widmete er sich wieder Jin. Der schaute etwas besorgt zu dem Leiden Christi.

"Naja, wir werden sehen", fügte Jimin ein. "Ich bin eher gespannt auf die anderen Gäste. Ob da eventuell jemand dabei ist, den man kennt? Bestimmt sein Bruder, jedenfalls hatte Kookie das erwähnt und vielleicht ist da auch was für uns dabei", damit drehte er sich zu Hobi um, der immer noch den Kopf auf dem Tisch liegen hatte und klopfte ihm tröstend auf die Schulter. Es kam nur ein Stöhnen vom Trauerkloß, dass Jimin jedoch nicht genauer deuten konnte. Naja, er hatte nichts dagegen, wenn nur er schaute, dann hatte er mehr Auswahl. 

 Jin räusperte sich und hatte somit wieder Jimins Aufmerksamkeit. "Egal, was bei jedem von uns los ist: Ich finde, wir haben es mehr als verdient, dass wir dieses gute Stück heute schon verköstigen - Meine Herren. Dieser edle Tropfen darf nur getrunken werden von einer sorgenfreien Seele. Demnach möchte ich, dass ihr die Augen schließt, tief ein- und ausatmete und eure Sorgen für einige Zeit sein lasst. Lasst sie los und seht ihnen nicht nach. Sie sind heute Abend nicht eure und sie werden in solch einer schönen Nacht nicht die Möglichkeit bekommen euch herunter zu ziehen..."

Hobi beobachtete diese abstrakte Szenario mit viel Skepsis, Jimin jedoch sprang voll darauf an. Als ob sie Buddha höchstpersönlich wären, meditierten sie hier vor sich hin und schnaubten hörbar ein und aus. Er dachte echt, dass er der Verrückte war, aber gerade kamen ihm Zweifel auf. 

"Ok", sagte Jin erneute und wirkte tatsächlich geerdeter, als vorher. Elegant nahm er das Glas in die Hand und schwenkte es unter seiner Nase, bevor er es an die Lippen setzte. Jimin machte es ihm gleich und ließ einen kleinen Schluck in seinem Mund zergehen.

Den Quatsch wollte Hobi nicht mit machen. Für ihn war Alkohol nun mal nur Alkohol und nichts, was er feiern wollte. Schnell griff er nach dem Glas und kippte den Inhalt in seinen Rachen. Zufriedene schaute er in die Runde und in zwei vollkommen geschockte Gesichter. 

"Du Unmensch", sagt Jin und fügte hinzu: "Du Feinkostverächter." Damit waren sie sich wohl erneut einig, dass Hobi sie nicht mehr alle hatte. Hobi war in dieser Zeit auf die gleiche Erkenntnis gekommen. Allerdings eher in Bezug auf die anderen Beiden. 

Liebster! - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt