Liebster! - Taekook

Kapitel 61

"Jungkooook", rief Tae laut aus und versuchte seine Gliedmaßen um seinen Mann zu wickeln, der darauf nur breit grinsen konnte und ihm entgegen kam.

Sie saßen gerade im Auto - auf dem Weg zum Flughafen nach Incheon. Der größte dieser Art in Südkorea und wahrscheinlich auch Asiens. 

Von hier aus sollte ihre Reise beginnen und sie von Land zu Land von Kontinent zu Kontinent tragen. 

Für Tae war es nicht das erste Mal, aber für Jungkook schon. Soweit Tae wusste war dieser noch nie im Ausland gewesen - ob fliegen wohl auch heute das erste Mal passierte?

"Guk, bist du schonmal geflogen?", säuselte Tae in dessen Ohr, wobei er versuchte ihn weiter im Klammergriff zu halten was gar nicht so einfach war, weil er ja angeschnallt bleiben musste. 

Schwer konnte er Jungkook nach seiner Frage Schlucken hören und sofort löste sich Tae von ihm und versuchte seinen Blick einzufangen indem er sich soweit vorbeugte, dass er Jungkook ins Gesicht schauen konnte.

Panik lag in dessen Blick und ließ ihn kurz daran zweifeln, ob es wirklich das Richtige war, was sie hier machten. War Stress überhaupt gut für einen Schwangeren? Wahrscheinlich nicht, aber genau das würde auf sie beide zu kommen.

"Nein", kam japsend von seinem Mann und erst jetzt spürte er, wie sich dieser krampfhaft am Sitz fest hielt. So fest, dass die Knöchel weiß wurden.

"Aber warum hast du zu sowas denn zugesagt, wenn du solche Angst hast?", fragte Tae besorgt und schaute sofort zu Sejin nach vorne, der neben ihrem Fahrer saß. 

Ihre Blicke begegneten sich sofort und auch sein Manager sah aus, als ob er gerade an ihrer Entscheidung zweifelte. 

"Weil ich doch bei dir bin. Mit dir an meiner Seite wird alles gut", sagte Jungkook mit klappernden Zähnen und langsam wurde er etwas zu blass für Taes Geschmack. 

"Das ist wirklich süß", antwortete Tae sofort und zog ihn fest an sich. 

Mit Küssen und Streicheinhalten versuchte er nun, die Angespanntheit von dem Jüngeren verschwinden zu lassen - leider nur mit mäßigem Erfolg. 

Wieder schluckte Jungkook hart und als Tae aufblickte, wusste er auch warum: Vor ihnen ragte der Flughafen Incheon auf von dem gerade ein Flugzeug in die Lüfte startete. 

"Jungkook", kam etwas sicherer als vorher von Sejin. "Du hast noch die Möglichkeit dich umzuentscheiden. Du musst nicht mitkommen, aber falls du doch bei deiner Entscheidung bleibst, freuen wir uns sehr dich in unserer Crew willkommen zu heißen, ja?"

Langsam nickte Jungkook, während sie die kurvenreiche Einfahrt hinter sich gelassen hatten und nun auf den Eingang des Flughafens zu fuhren. 

Mit einem sorgfältigem Bremsen hielt der Fahrer an und Sejin war der erste, der aus dem Auto sprang - an seiner Seite hatte er sofort zwei Bodyguards, die sie auf dem Weg in die Halle begleiten würden, denn selbst wenn der Start nach Japan geheim war, konnte es immer wieder sein, dass Informationen doch durchsickerten und Fans und Paparazzos auf sie warteten. 

"Ok, Jungkook. Wir machen das jetzt wie besprochen: Ich werde hier aussteigen und unser Chauffeur fährt mit dir noch ein Stück weiter. Alle Aufmerksamkeit wird auf mir liegen und du wirst zur Sicherheit noch Maske, Mütze und diese wundervolle dicke Jacke anziehen", er hielt dabei eine dicke schwarze Daunenjacke hoch, die irgendwie ein paar Nummern zu groß aussah und ganz sicher Sejin gehören musste. 

"Namjoon holt dich ab und wird dein Bodyguard sein - keine Sorge, dass bekommt er mit Sicherheit klasse hin. Er wird dir auch beim Einchecken helfen und dann sehen wir uns wieder in dem reservierten Wartebereich, alles klar?"

Wieder konnte Jungkook nur nicken. Nicht gut, aber wenigstens eine Reaktion. Tae versuchte irgendwie mit einem Lächeln Sicherheit auszustrahlen und hoffte sehr, dass sein Mann es sich doch nicht noch anders überlegen würde.  

"Mein Liebster, das wird alles gut gehen. Glaub mir und jetzt komm nochmal her...", fest zog Tae ihn an seine Brust und verteilte lauter Küsse auf dessen Kopf. 

"Ich liebe dich und ich freue mich so, dass du dich so einen großen Schritt wagst. Ich weiß, dass das aus mehreren Perspektiven schwer für dich ist."

Ein Klopfen am Fenster machte ihnen wieder klar, dass Tae nun aussteigen musste. 

Nochmals drückte er seinen Mann fest an sich und machte dann die Tür auf. Jungkook krabbelte derweil so tief ins Auto wie nur möglich, dass ihn auch keine neugierigen Blicke erspähten und war in wenigen Sekunden alleine mit ihrem Chauffeur im Auto. 

Geschrei war von draußen zu hören und eine riesige Menschentraube rückte in Jungkooks Sichtfeld. Verdammt waren das viele Menschen. Konnte definitiv fast genau so viel Angst machen, wie der Gedanke ans Fliegen.

Immer wieder versuchte er sich bewusst zu machen, dass Auto fahren viel gefährlicher war und wenn man die Sterberate anschaute war Fliegen sogar das sicherste Fortbewegungsmittel - trotzdem war es ihm nicht geheuer.

Das Auto fuhr langsam los und brachte ihn ein ganzes Stück weit weg von dem Massenandrang. Es wurde leiser, aber das Gefühl von Ruhe und Sicherheit, was Tae in ihm auslöste, wenn er in seiner Nähe war, leider auch.

"Tief durchatmen, Jungkook. Du schaffst das", flüsterte er vor sich hin und zog den Reißverschluss der Jacke bis zum Anschlag hoch. Maske und Mütze folgten auch sogleich und von weitem konnte er bereits einen großen schlanken Mann entdecken, der Namjoon ziemlich ähnlich sah. Allerdings war er nicht allein da.

Neben ihm stand noch jemand, den er nicht gleich identifizieren konnte, weil er so gar nicht mit ihm gerechnet hatte. Jin.

Zufälle gab es... oder war das hier überhaupt einer? Was bekam er hier eigentlich noch mit? Konnte man sowas wie Jungkook überhaupt Freund nennen? Interessierte er sich in dessen Augen überhaupt für sie? Warum waren sie mit ihm befreundet? 

Das Auto hielt direkt vor den beiden an - dort wo man keinen sonderlich guten Blick vom Flughafeneingang hatte - und schon wurde die Tür von Namjoon geöffnet.

Lächelnd blickten sie ins Auto und sahen aus, wie zwei Räuber, die sich darüber freuten, dass ihr Zielobjekt so zuvorkommend war. Irgendwie eine komische Vorstellung.

"Hey Jungkook", kam von Taes Bruder, der sich etwas ins Auto beugte. "Berei..."

"Lass mich das machen, Joonie", grätschte Jin rein und schob den Größeren einfach beiseite. "Hallo du Hübscher", singsangte er Jungkook an und drückte ihn fest an sich. 

"Herzlichen Glückwünsch zur Schwangerschaft. Ich freu mich so für euch." Zu aller Freude drückte er Jungkook sogar noch einen dicken Kuss auf die Wange, den dieser mit einem überraschten Blick annahm. "Bereit? Alles gepackt? Freust du dich schon?"

"Jin, lass ihn erstmal einchecken und dann durchatmen", antwortete Namjoon für Jungkook und steckte seinen Kopf ins Auto. "Danach wird er dir bestimmt ausreichend antworten können."

Jungkook selbst war sich da gerade nicht besonders sicher. In seinem Kopf drehte sich alles und nur mit Hilfe kam er schlussendlich aus dem Auto raus. 

Eingekesselt von den Beiden Älteren liefen sie auf einen der Eingänge zu und konnten von Weitem sehen, dass es sich wohl um Tae langsam beruhigt hatte. 

Wahrscheinlich war er schon drin und jetzt fehlte nur noch Jungkook. 

Er schüttelte etwas perplex den Kopf und war wieder mal über den Aufwand eines solchen Vorhabens geschockt. Wäre wahrscheinlich nicht nötig, wenn die Öffentlichkeit von Jungkook wusste. 

Vielleicht sollte man daran tatsächlich was ändern.