Kapitel 44

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Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und blinzelte verschlafen. Enna lächelte mich an: „Guten Morgen.“ Ich erwiderte ihr Lächeln und stand auf. Bevor wir zu dritt in den Speisesaal gingen, zogen wir uns an und putzten unsere Zähne. Ich setzte mich wie gestern zu Raban und Joschka, die mir sanft zulächelten. Wir kamen ins Gespräch und waren so darin vertieft, dass wir fast vergaßen, zu frühstücken. Kaum hatten wir fertig gegessen, schickten uns unsere Lehrer auch schon auf unsere Zimmer, damit wir unsere Rucksäcke für den heutigen Tag packten. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und schon zehn Minuten später hatten wir uns alle wieder vor unserer Jugendherberge versammelt. Gemeinsam gingen wir los und kamen schon bald auf einen Waldweg, der nicht allzu weit von einem kleinen Tierpark entfernt war. Diesen besuchten wir auch und beobachteten begeistert die Tiere, die dort zu sehen waren. Später gingen wir auf eine abgelegene Wiese und machten dort eine Pause. Ich holte meinen neuen Fotoapparat heraus und Raban, Joschka und ich machten zu dritt ein Foto. Lachend unterhielten wir uns, während wir wieder durch den dichten Wald wanderten und abends alle erschöpft in der Jugendherberge ankamen. Doch als wir anschließend im Speisesaal saßen, waren wir alle wieder quietschvergnügt. Schließlich hatten wir erfahren, dass heute Nacht eine heimliche Party stattfinden würde und wir alle waren ziemlich aufgeregt. Wir aßen, so schnell wir konnten und stürmten dann in unsere Zimmer. Ich zog mir ein Kleid an und machte mir einen hohen Zopf. Taylor, Enna und ich legten ein paar unserer Süßigkeiten zusammen, die wir als Gastgeschenk mitnahmen. Als wir an dem Zimmer, in dem die Party stattfand ankamen, hörten wir bereits Musik und die Stimmen unserer Mitschüler. Wir legten unsere Süßigkeiten ab und ich entdeckte direkt Raban und Joschka, die auf einem der Hochbetten saßen. Sie begrüßten mich und ich gesellte mich zu ihnen. Wir tanzten zu der Musik, die aus einem kleinen CD-Player kam und opferten abwechselnd unseren Platz, um neue Süßigkeiten zu holen. Einige Jungs und Mädchen begannen, Flaschendrehen zu spielen, während andere zur Musik mitsangen und tanzten. Je höher der Mond rückte, desto leerer wurde das Zimmer. Raban und ich mussten Joschka immer wieder wachrütteln, da ihm seine Augen zufielen. Plötzlich bedeutete uns einer unserer Mitschüler, ruhig zu sein und schaltete das Licht aus. Leise krabbelten wir in die letzten Ecken des Zimmer und gerade, als ich mir eine Decke über den Kopf zog, öffnete einer unserer Lehrer die Tür. Wir hielten die Luft an, während er sich umschaute. Raban und Joschka lagen direkt neben mir und ich meinte, ihren Herzschlag zu hören. Misstrauisch drehte sich unser Lehrer ein letztes Mal um und verließ dann den Raum. Einige Minuten saßen wir noch leise da, bis wir erleichtert aufatmeten und aus unseren Verstecken krochen. Wir beschlossen, die Party für heute zu beenden und ich half noch dabei, aufzuräumen. Später rannte ich so schnell ich konnte, durch die unheimlichen, dunklen Flure und kam schließlich an meinem Zimmer an. Ich war so müde, dass ich direkt in mein Bett fiel und augenblicklich ins Land der Träume gezogen wurde.

Ich wurde von einem Weckerklingeln geweckt und gähnte. Ich stand leise auf und schaltete den Wecker aus. Mir fiel auf, dass ich noch immer mein Kleid trug, was die Erinnerungen von letzter Nacht wieder in mein Gedächtnis rief. Ich weckte Enna und auch Taylor setzte sich nun auf. Sie hatte die ganze Klassenfahrt über kein einziges Wort mit mir gesprochen und ich wusste nicht einmal, warum. Doch davon ließ ich mir meine gute Laune nicht verderben. Wir machten uns fertig und fingen bereits an, unsere Koffer zu packen. Anschließend gingen wir wie jeden Morgen in den Speisesaal und frühstückten. Um mich herum saßen meine müden Mitschüler, die genauso von der gestrigen Nacht erschöpft waren, wie ich. Bevor wir fertig gegessen hatten, stand eine unserer Lehrerinnen auf: „In drei Stunden werden wir wieder zurück nach Grünwald fahren. Bis dahin könnt ihr euch auf dem Gelände der Jugendherberge aufhalten. Aber vergesst nicht eure Koffer zu packen.“ Nun sprangen wir begeistert auf und rannten nach draußen. Rabans, Joschkas und meine Füße trugen uns direkt auf den Fußballplatz. Wir schnappten uns einen Ball, der in einer Ablage lag und begannen, umherzukicken. Sobald ich den Fußball berührte, fühlte ich, wie das wilde Blut durch meine Adern schoss und mir eine unfassbare Kraft verlieh. Meine Freunde schienen das gleiche zu spüren, denn sie spielten so wild wie noch nie und strahlten dabei über das ganze Gesicht. Im Handumdrehen waren die drei Stunden vergangen und ich ging mit meinem Gepäck zu dem Rest meiner Jahrgangsstufe. Wir machten noch ein Erinnerungsfoto, bevor wir in einen der Reisebusse einstiegen. Die drei Tage waren so schnell vergangen und ich wünschte mir sofort, sie zu wiederholen. Raban und Joschka rissen mich aus meinen Gedanken, indem sie von hinten an meinem Sitz rüttelten. Ich drehte mich grinsend zu ihnen um: „Spinnt ihr irgendwie?“ „Ganz und garnicht!“, erwiderte Raban empört, konnte aber sein Lachen nicht unterdrücken und prustete gemeinsam mit Joschka los. Der Junge mit der Coca-Cola-Glas-Brille rüttelte erneut an meinen Sitz. Meine Hand schnellte nach hinten und ich hielt den Arm des Jungen fest.  Raban winselte dramatisch um Vergebung und Joschka verschluckte sich vor Lachen an seiner eigenen Spucke.

Der Bus verringerte sein Tempo und hielt schließlich an. Als ich aus dem Fenster sah, konnte ich sämtliche Eltern sehen, die bereits an der Bushaltestelle warteten. Zusammen mit den anderen stürmte ich hinaus und wartete drauf, dass mein Koffer ausgeladen werden würde. In den hunderten Stimmen um mich herum, konnte ich das Rufen meiner kleinen Schwester ausmachen. Sie und meine Mutter standen nicht allzu weit entfernt und als ich mich umdrehte, rannte Kayla auf mich zu. Ich schloss sie in meine Arme und küsste sie auf ihren Kopf, was sie zum Lachen brachte. Kurze Zeit später nahm ich mein Gepäck entgegen und ging zu meiner Mutter, die mich lächelnd begrüßte und mir durch meine blonden Haare wuschelte. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, dem Rest meiner Familie aufgeregt von der Klassenfahrt zu erzählen und meinen Koffer auszuräumen. Als ich im Bett lag, guckte ich mir noch einmal die Fotos, die ich geschossen hatte, an und schwelgte in den Erinnerungen, die ich in den letzten Tagen gemacht hatte. Schon bald wurden meine Augenlider immer schwerer und ich kuschelte mich in meine Decke, woraufhin ich in einen tiefen Schlaf sank.

Dafür leg ich meine Beine ins Feuer~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt