Wir hatten wirklich gewonnen. Wir hatten die biestigen Biester besiegt. Wir waren die wildeste Fußballmannschaft der Welt. Diese Worte schossen mir in einer Endlosschleife durch den Kopf, während wir uns jubelnd in die Arme fielen. Ich fühlte mich, als würde ich schweben. Ein Lächeln war auf meine Lippen gebrannt, sodass ich es nicht mehr ablegen konnte. Leon löste sich von uns und trat Fabi gegenüber. Die Augen des Anführers der Biester blitzten vor Enttäuschung und Wut. Langsam verließ er die Natternhöhle. Einige Sekunden später hörten wir das Brummen eines Motors. Fabi wollte abhauen. Er wollte kneifen. Leon sprang auf sein Fahrrad und fuhr ihm nach. Wir folgten ihm zu Fuß durch den Wald. Schließlich sahen wir die biestigen Biester, die ihrem Anführer ebenfalls gefolgt waren, bereits am Hang eines Berges stehen. Fabi und Leon standen sich nicht allzu weit entfernt von ihnen gegenüber. „Ich hätte niemals begriffen, wie stark ich durch einen Freund werden kann.“, sagte unser Anführer nun aufrichtig. Nerv ergänzte ihn ohne zu Zögern: „Oder durch ganz viele Freunde, Fabi.“ Ein Lächeln breitete sich auf unseren Gesichtern aus. „Alles ist gut.“, grinste Leon und hielt Fabi seine Hand hin. Für eine Sekunde schien sich der Junge gegen seine Gefühle sträuben zu wollen, doch auch ihn überkam ein Lächeln und er schlug ein: „Solange du wild bist.“
Der helle Mond schien auf das Lager der biestigen Biester herab. Wir alle saßen um eine gedeckte Tafel herum und unterhielten uns angeregt. Einige der biestigen Biester brachten ein Festmahl heran und setzten sich zu uns. Hungrig begannen die anderen das Essen in sich hineinzuschaufeln. Doch ich hatte keinen Hunger. Mein Blick schweifte immer wieder zu Taylor ab, die gegenüber von mir saß und sich von mir abwandte, wenn sie mich nicht gerade mit feindlichen Blicken übersäte. Ich nahm schließlich meinen Mut zusammen und fragte mit zitternder Stimme: „Taylor, können wir kurz reden?“ Sichtlich erstaunt fuhr das Mädchen zu mir herum, fand dann aber ihren Stolz wieder und nickte kaum merklich. Wir standen auf und entfernten uns von dem Fest. Das Mädchen mit den schwarzen Haaren hob fragend eine Augenbraue: „Ja? Was ist?“ Ich seufzte: „Warum bist du so sauer auf mich? Was habe ich falsch gemacht?“ Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals und ich musste schlucken. „Das musst du gerade sagen. Ich war doch die, die nicht gut genug für dich war.“, erwiderte das Mädchen trocken. „Wovon redest du?“, fragte ich ungläubig, doch Taylor erwiderte: „Jetzt tu doch nicht so. Du weißt genau wovon ich rede.“ Ihre Stimme wurde immer lauter und fester. Tränen schossen in meine Augen: „Ich weiß nicht was du meinst, Taylor. Glaub mir doch.“ „Weißt du es denn nicht mehr? Du hältst mich doch für kindisch und eingebildet. Das war es doch, was du Livia erzählt hast, oder? Dass du keine Lust mehr hast mit mir befreundet zu sein und dass ich albern sei.“, zischte das Mädchen aufgebracht, „Zum Glück hat Livia mir davon erzählt. Schließlich hattest du nicht den Mut, mir das ins Gesicht zu sagen. Sei doch froh, dass du dich jetzt nicht mehr mit mir abgeben musst.“ Heiße Tränen liefen über meine Wangen: „Das alles habe ich niemals gesagt, Taylor. Du bist perfekt. Perfekt für mich.“ „Warum sollte ich dir glauben?“, wandte das Mädchen ein. Meine Stimme klang leise und zerbrechlich: „Das weiß ich nicht. Ich kann dir nicht mehr beweisen, dass ich die Wahrheit sage, als hiermit. Warum sollte ich dir das alles nur vorgespielt haben? Wir haben jede Pause miteinander verbracht. Wir haben so oft zusammen gelacht. Wir haben uns getroffen, wir waren füreinander da. Denkst du, das war alles nur gespielt?“ „Aber warum sollte Livia so etwas einfach behaupten?“, fragte Taylor mich mit belegter Stimme. „Livia ist manipulativ. Sie hat versucht, mich zu etwas zu machen, was ich nicht bin. Sie hat versucht, mich von den wilden Kerlen zu trennen.“, meine Stimme drohte zu versagen, „Und sie hat versucht, mich von dir zu trennen.“ Ich fing an zu schluchzen. Hatte ich gerade endgültig meine beste Freundin verloren? Ich konnte nichts mehr tun, um sie von der Wahrheit zu überzeugen. Ich hatte alles getan, was in meiner Macht stand. Ich fühlte, wie sich Arme um mich legten. Dann hörte ich ein leises Schluchzen von Taylor. Glaubte sie mir? Ich löste mich kurz aus ihrer Umarmung und sah sie mit einem durch Tränen verschwommenen Blick an. „Es tut mir leid.“, flüsterte das Mädchen, „Verzeihst du mir?“ Ich nickte. Wir weinten und lachten, während wir uns in den Armen lagen. Ich atmete Taylors bekannten Duft ein und seufzte glücklich und erschöpft.
Hand in Hand gingen wir zurück zu den anderen. Als wir uns setzten schauten Maxi und Fabi uns besorgt an. Unsere Gesichter waren knallrot und unsere Augen aufgequollen. Doch als die beiden Jungen sahen, dass wir über das ganze Gesicht strahlten wandten sie sich nur lächelnd und kopfschüttelnd ab, um sich wieder in ihr Gespräch zu vertiefen. Mein Magen knurrte lautstark und plötzlich bemerkte, dass ich einen riesigen Hunger hatte. Taylor und ich stopften fast die Hälfte des ganzen Festessens in uns hinein. Während der Mond immer noch über uns wachte, erzählten wir uns lachend Geschichten. Und auch, wenn es mitten in der Nacht war, wurde mir so warm ums Herz, wie an dem heißesten Sommertag.
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Dafür leg ich meine Beine ins Feuer~
FanfictionEine Geschichte über Freundschaft, Liebe und die Hürden des Erwachsenwerdens. Yara geht in die 5. Klasse eines Gymnasiums. Sie rechnet nicht damit, dass eine Fußballmannschaft ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen kann. Immer wieder müssen Freundsch...