Morgenerwachen

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8:00 Uhr, ich wache auf. Erst am Vortag war ich aus dem Urlaub zurück gekommen. Und doch habe ich dieses ständige Gefühl. Dieses Gefühl, dass ich beobachtet werde. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Am liebsten würde ich liegen bleiben, doch ich kann nicht. Meine Eltern würden mich umbringen. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass es regnet. Ich seufze. „Wenigstens muss ich heute nicht raus gehen ", denke ich. Nach einer halbstündigen Mariokart-Session, die ich natürlich trotz Regenbogenstrecke gewann, stehe ich also auf. Und wieder. Ich fühle, dass da irgendwas ist. Irgendjemand beobachtet mich. Mir wurde nun auch schmerzlich bewusst, warum ich so früh bereits wach war. Um es in den Worten von Jupiter Jones in seinem Lied „Still" auszudrücken: „Das ist der Grund, warum ich nachts nicht schlafen kann ". Mit dem kleinen Unterschied, dass Jupiter Jones einer Verflossenen nachtrauert, während ich an Verfolgungswahn fast zugrunde gehe. Dies jedoch nicht unbegründet. Ein Mädchen, das in mich verliebt war, Cruella, um genau zu sein, schrieb mir quasi ständig Nachrichten und tauchte plötzlich „zufällig" vor meiner Haustür auf. Das Problem ist, dass ich mich nicht von ihr entfernen kann, denn wir gehen in die gleiche Klasse und müssen demnach miteinander auskommen. Das macht den Rat einer Freundin, ich solle mich von ihr fern halten, leider hinfällig. Introvertiert wie ich bin, weiß natürlich auch keiner von meinem Problem. Dementsprechend kann auch niemand genau sagen, ob ich Recht habe, oder ob ich krankhaft an Wahnvorstellungen leide. Bei einem Blick auf die Uhr merke ich, dass ich durch das Nachdenken weitere 15 Minuten vertrödelt habe. Ich seufze. Mit der Kraft, die mir das Anhören von Michael Jacksons History Album gibt, stehe ich auf. Dabei schaue ich zum ersten Mal an diesem Tag auf mein Handy. Eine neue Nachricht von einer Freundin, bei der ich die letzte Woche geschlafen habe:„ Hey Ludwig, wie geht's? Hat Cruella dir noch einmal geschrieben?" Wir hatten am Vortag, kurz vor der Abreise, ein wenig mit Cruella geschrieben und ihr klar gemacht, dass ich nichts von ihr wollte. Lustlos swipe ich weiter. Die nächsten Nachrichten sind von Cruella. Gutmütig wie ich bin, antworte ich ihr einsilbig und wwchsle schnell von WhatsApp auf Snapchat. Doch auch dort ist die einzige Nachricht von Cruella. Genervt gehe ich also zum Frühstück, jedes Fenster meidend. Meine Eltern begrüßen mich, überrascht, dass ich schon wach bin. Ich bringe nur ein paar Silben über sie Lippen, ohne sie anzuschreien, umd ich weiß nicht einmal wieso. Doch dann sagt mein Vater etwas, das meinen Tag erhellt: „Was haltet ihr davon, wenn wie heute mal alle Teile von „Fluch der Karibik " anschauen? ". Für mich ist das super, denn es heißt ich kann den ganzen Tag im Wohnzimmer verbringen, wo mich niemand sehen kann,  und somit für einen Tag meinen Sorgen entfliehen. Der Abend würde vielleicht wieder grausam werden, doch jetzt bin ich frei.

Nur in meinem KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt