Weihnachten

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Nach dem ganzen Kitsch der letzten Kapitel fehlt natürlich wieder ein wenig traurigeres Zeug xD Und nachdem ich letztes Kapitel über Weihnachten geschrieben habe, werde ich das dieses Kapitel auch tun, jedoch aus Ostaras Perspektive (Und da ein paar wirklich traurige Ereignisse geschildert werden hier eine TW für Verlust von Geliebten und Verwandten und auch für Schuldgefühle (keine Ahnung ob das ganze nötig ist, aber lieber Vorsicht, als Nachsicht, gerade bei so einem Thema...)):

„Was hast du gegen Weihnachten? Das ist die schönste Zeit des Jahres, wenn man den ganzen Tag drinnen hocken kann, gemütlich fernsehen, oder lesen und man muss sich nicht schlecht fühlen. Außerdem ist das Gefühl einfach Atemberaubend. Der erste Glühwein, der erste Punsch, auf dem Christkindlmarkt, die lösen einfach Gefühle aus, die unbeschreiblich sind. Egal wie scheiße dein Jahr war, „Christmas saves the year" ¹." Auf dem Gesicht von Jacob spiegelte sich die blanke Verwunderung.

„Jaa, das habe ich mittlerweile auch verstanden, für die meisten ist Weihnachten super toll, aver für mich halt nicht. Andere verbinden damit Freude, Hoffnung, Neuanfang, aber ich halt nicht. Eher so Verlust... verlassen werden, wenn du verstehst... Sogar in "Last Christmas" geht's darum, dass George Michael verlassen wurde. " Ostara war gleichzeitig genervt und belustigt von der immer gleich endenden Unterhaltung über Weihnachten. Jacob wollte nicht aufhören zu versuchen herauszufinden, wie man Weihnachten nicht mögen kann, während sie den wahren Grund, ihr tiefstes Geheimnis, vor dem Jungen verbergen wollte, den sie ersten wenige Wochen zuvor kennengelernt hatte und dem sie sich bereits jetzt so nahe fühlte, obgleich er ihr zeitgleich so fern vorkam.

"Zeitgleich singt er aber auch davon, dass er  dieses Weihnachten gleich wieder versuchen wird sein Herz zu verschenken. Und dass er sein Herz verloren hat, bedeutet ja, dass er zuvor geliebt hat, also, Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und wie kann man etwas gegen Liebe haben? Ist da etwas, über das du reden möchtest? Du weißt, ich bin für dich da. "

Tatsächlich gab es etwas, worüber sie, Ostara unbedingt reden wollte. Etwas, das seit einem Jahr in ihrer Seele kochte. Etwas, das sie innerlich auffraß. Etwas, an das sie seit fast einem Jahr nicht mehr gedacht hatte, das sie jedoch nun mit voller Wucht übermannte. Ostara wollte dieses Gefühl einfach nur los werden. Sich Jacob anvertrauen, damit er ihr sagen konnte, das alles gut werden würde. Damit er ihr sagen konnte, das alles anders, besser ablaufen würde und sie niemals auch nur Bedenken haben brauche. Jedoch war sie sich nicht sicher. Sicher, ob sie diese Antwort auch bekommen würde. Sicher, ob er ihr schon vertraut genug war, damit sie ihm ein ihr so wichtiges Geheimnis, oder vielmehr Erlebnis anvertrauen konnte. Nicht sicher, ob ihre Gefühle nicht gegen sie verwendet werden könnten.

Doch hätte sie es ihm nicht erzählt, würde die Geschichte hier enden. Tatsächlich hatte Jacob Ostara in einem schwachen Moment erwischt. Sie war kurz vor einem Nervenzusammenbruch und wollte nur noch reden. Deshalb begann sie zu erzählen:

„Wir kennen uns jetzt nicht lange. Aber du kennst sicher Matthis, oder? Nicht? Ok, also, letztes Jahr waren Andrea und ich mit so nem Typen, Matthis, ganz gut. Wir haben eigentlich fast jeden Tag was zusammen gemacht und waren unzertrennlich. Dachte ich zumindest. Aber nach nichtmal nem Monat kamen erste kleinere Dramen. Die waren unwichtig und schnell weg, aber ein Hauch davon blieb. Es war quasi wie der erste Knacks für unsere Freundschaft. Aber noch war alles ok. Bis dann Andrea mir ständig geschrieben hat, dass sie glaubt, dass Matthis sie nicht mehr mag, weil er ihr nicht sofort auf Nachrichten geantwortet hatte. Noch lustiger daran ist, sie war eifersüchtig auf mich, wegen einem angeblichen guten Verhältnis zu ihm. Dabei hab ich nie irgendwas mit ihm geschrieben, außer über banale Dinge, wie Memes. Jedenfalls wollte sie mit ihm unbedingt deswegen sprechen und er war einfach nur verwirrt, warum sie jetzt sauer war und joa. Verständlich finde ich. Auf jeden Fall ist dadurch schrittweise deren Verhältnis auseinander gebrochen. Sie hatte ein schlechtes Bild von ihm und er war verwirrt, was sie jetzt eigentlich hat. Irgendwann musste ich mich zwischen beiden entscheiden, obwohl beide es nicht wahr haben wollen, weil sie denken Matthis und mein Kontakt wäre noch da, aber ich kann nie mehr so mit ihm reden, wie ich es früher konnte. Ich werde nie wieder ihn sehen und einfach anfangen irgeinen Scheiß zu machen, wie ich es früher getan habe. Stattdessen bemerken wir uns kaum noch, wenn wir uns sehen. Ich habe zwar jedes Mal das Bedürfnis zu ihm zu laufen und einfach mal "Hi" zu sagen, aber ich kann nicht. Unsere Beziehung war an einem seidenen Faden und der hieß Andrea und hatte ein Ablaufdatum. Dieses Datum war die Weihnachtszeit. Deswegen mag ich Weihnachten nicht. Vor allem nicht dieses Jahr. Du schreibst wieder genau so viel mit Andrea, die wieder Muster zeigt, wie letztes Jahr. Und wir haben eine Beziehung zueinander, die mich an Robin und Marahall² erinnert, weil wir einfach nur über Weihnachten und "How I met your mother" reden können. Deswegen hab ich das Gefühl, ich wäre irgendwie... verflucht und müsste jedes Jahr neue Menschen kennenlernen, nur um sie dann an Weihnachten zu verlieren. Deswegen mag ich Weihnachten nicht. Ich habe wirklich Angst davor. Angst dich, oder jemand anderen zu verlieren. Angst, mich wieder entscheiden zu müssen. Einfach... Angst"

Das letzte Wort war lediglich noch ein Hauch, denn die Tränen, die sich in Ostara seit Wochen, Monaten, beinahe einem Jahr, angestaut hatten, übermannten sie nun vollständig. Jacob, der nun verstand nahm sie zögernd in den Arm und als sie sich an seiner Schulter ausweinte streichelte er ihr, beinahe väterlich, tröstend über den Rücken.

"Hör mal, das wird nicht passieren. Du bist nicht verflucht. Und zwischen uns wirst du dich nie entscheiden müssen. Wenn du willst können wir auch über etwas anderes reden. Das gerade war doch ein guter Anfang. Und weil ich das vollkommen Ernst meine, erzähle ich dir auch etwas über mich. Weihnachten ist für mich das tollste Fest der Welt. Umd das, obwohl am diesem Tag mein Opa diese Welt verlassen hat. Doch ich bin der Meinung, dass an Weihnachten die ganze Familie friedlich zusammen kommen kann und man seine liebsten sieht. Aber früher hab ich anders gedacht. Ich wollte nur meine Geschenke und zocken."

Tränen schossen nun auch in die Augen von Jacob. Diese Geschichte hatte er noch nie einem Menschen erzählt, doch sie musste nun raus.

„ Mein Opa wollte, wie jedes Jahr, zu Besuch kommen. Aber ich hatte keine Lust auf ihn. Immer wenn er da war, musste ich brav bei den Erwachsenen sitzen und seinen immergleichen Geschichten zuhören. Deswegen wollte ich nicht, dass er kommt. Ich war richtig wütend auf meine Eltern, dass sie ihn eingeladen hatten, obwohl es Tradition war und er jedes Jahr eingeladen war. Jedenfalls wollte ich ihn nicht sehen. Kurz nach dem Streit kam dann der Anruf. Er ist auf der Autobahn einem Geisterfahrer ausgewichen und hatte sich dabei in der Leitplanke verhakt. Jede Hilfe kam zu Spät. In der Sekunde der Nachricht bedauerte ich mein Verhalten. Nichts hätte ich in dem Moment lieber gehabt, als ein Gespräch über das Wetter mit ihm. Aber er ist weg. Für immer. Und wird auch nicht wieder runterkommen, egal wie viel ich ihn bitte, auch nicht für „einen schnellen Kaffe"³." Der Kloß in Jacobs Hals wurde immer größer. Er konnte kaum noch atmen und war den Tränen gefährlich nahe, trotzdem fuhr er stammelnd fort :„Deswegen ist es für mich wichtig geworden, die Leute, die mir wichtig sind, wenigstens an Weihnachten zu sehen. Um ihnen einmal zu sagen, dass ich sie lieb habe."

"Aber warum erzählst du mir das? " Ungläubig sah Ostara ihn durch ihre aufgequollenen Augen an.

Die Tränen zur Seite wischend erklärte Jacob: "Weil du mir wichtig bist. Und weil ich dich nie verlieren möchte. Du bist mir einfach ans Herz gewachsen. Und wer da einmal dran ist, kommt so schnell nicht weg. Auch nicht wegen einem Fluch. Das lasse ich nicht zu."

Die beiden lächelten sich an. Minuten lang, bis ihre Gesichter sich berührten und ihre Lippen zu einer Einheit verschmolzen. In beiden entflammte ein Gefühl, einer nie zuvor da gewesenen Wärme. Das Gefühl, dass sie nicht alleine waren und zeitgleich doch die einzigen Menschen im Umkreis. Ostara konnte dich nun voll entspannen. Dieses Mal würde sie niemanden verlieren.

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Ok, huch, das Ende ist kitschiger geworden als ich dachte. Aner wie sagt man so schön? Ente gut alles gut, oder so ähnlich... xD

Fußnoten:
¹ Die Band Twenty øne piløts hat dieses Lied 2020 raus gebracht, als Antwort auf die schrecklichen Ereignisse, wie BLM Proteste und deren Folgen (hierbei sei gesagt, dass ich persönlich absolut nichts gegen die friedlichen Proteste habe/hatte, aber auch, dass ich gleichzeitig gewaltvolle Proteste schon verurteile und ( bitte steinigt mich nicht) Gewalt gegen Staatsorgane, die nichts getan haben.) sowie der Corona Pandemie und anderen Ereignissen.

² Die beiden HIMYM Charaktere können sich ohne andere Menschen als Katalysator nur über Sport und den Winter unterhalten.

³ Diese Phrase taucht gleich in zwei österreichischen Liedern auf. In dem Lied „Großvater" der Band "S.T.S" wird der Großvater vom lyrischen Ich angefleht, "auf an schn'n Kaffee" aus dem Himmel herunterzukommen. Zeitgleich wird in "s'liad vom Opa" von Pizzera & Jaus aus Sicht des Opas erklärt : "Nua owakumman werd i ned, a fia kan schnön Kaffee".

Nur in meinem KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt