Verblasst

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-Y.

Er küsst mich. Er hat mich tatsächlich geküsst. Bevor ich schwach werde und diesen Kuss erwidere, schubse ich ihn mit ganzer Kraft von mir weg und verpasse ihm eine Ohrfeige.

Nero hält sich die Wange fest und blickt mich perplex an.

"Mach das ja nicht wieder! Ich bin keine deiner Puppen!", schreie ich wütend.

"Ich habe dich nie wie eine behandelt, Yara!", antwortet Nero ruhig.

"Lass mich einfach in Ruhe. Ich will nicht mit dir reden!"

Ich will an ihm vorbei rennen, doch er zieht mich wieder sanft zurück.

"Ich wollte auch nicht reden!", sagt er grinsend.

Ohne es zu wollen, werde ich rot. Ich versuche mich von seinem Griff zu befreien, aber er hält mich immer noch fest. Als er an meinen Hals hinuntersieht, verblasst sein Lächeln plötzlich.

"Was zur Hölle?", murmelt er wütend.

"Was ist los?", frage ich besorgt.

"Mein Mal. Es ist kaum da."

"Was?", erkundige ich mich und fasse mir an den Hals.

Seltsamerweise spüre ich keine Bindung, wenn ich es berühre. Was geht hier vor sich?

"Komm mit!", sagt er und schnappt sich meinen Hand.

"Nero, lass mich los!"

Er ignoriert meine Aufforderung und zieht mich wieder ins Haus.

"Dad?"

"In der Küche!", hören wir es leise.

Nero steuert auf die Küche zu, wo sein Vater am Tisch sitzt und einen Kaffee trinkt. Sein Blick fällt auf unsere verschränkten Hände und er fängt an zu lächeln.

"Ihr versteht euch?"

Schnell reiße ich meine Hand aus Nero's Klammergriff und weiche einen Schritt von ihm weg. Das führt dabei, dass Nero besitzergreifend knurrt und mich wieder zu ihm zieht. Nur dass seine Hand diesmal um meine Taille geschlungen ist.

Nero's Vater lächelt breit und fragt schmunzelnd: "Belästigt er dich, meine Tochter?"

Mir wird direkt warm ums Herz, als er mich "Tochter" nennt. Ich blicke nach unten, damit er meine Gefühle nicht erkennen kann.

"Dad! Das Mal. Mein Mal ist kaum zu sehen."

"Wie?"

"Yara?", spricht Nero meinen Namen aus.

Ich hebe den Kopf und neige ihn leicht. Als Nero's Vater meinen Hals sieht, nickt er lediglich.

"Ich habe mir schon gedacht, dass dies passiert."

"Was hat das zu bedeuten?"

"Nun, wenn ein Werwolf einen Menschen als Mate hat, reicht eine einseitige Markierung. Aber ihr seid beide Werwölfe. Damit eure Paarung vollständig ist, müsst ihr euch gegenseitig markieren. Yara muss dich markieren, das bedeutet dann, dass sie dich akzeptiert."

Nero wirft mir einen Blick zu und sieht, dass es mir nicht wohl dabei geht.

"Was heißt das in Klartext? Was passiert, wenn sie mich nicht markiert?"

"Nun, normalerweise markieren sich Werwölfe direkt. Aber es gab einmal eine Ausnahme. Das Mal verblasst nach einigen Tagen. Es ist noch zu sehen, aber es hat keine Wirkung mehr. Es ist wie, als ob du Yara nicht markiert hast."

"Was?", fragt Nero hörbar.

"Was soll das heißen? Heißt das etwa, dass andere Wölfe denken, sie ist noch zu haben?", fragt er eifersüchtig.

Ich versuche mir ein Schmunzeln zu verkneifen.

"Ja. Das Problem ist aber, dass das Mal irgendwann komplett verblassen wird. Dann gäbe es keine Möglichkeit mehr, euch zu markieren."

Ich muss schlucken. Der Gedanke daran, verschafft mir Gänsehaut. Ich muss hier weg. Jetzt.

Schnell befreie ich mich von Nero's Griff und laufe aus der Küche. Wie soll das jetzt weitergehen?

-N/

Als Yara von mir wegläuft, ist es mir bewusst. Sie hasst mich. Sie verachtet mich. Sie hat nur auf diese Gelegenheit gewartet. Ich nehme es ihr nicht übel. Immerhin habe ich sie einfach markiert. Sie hat mir schon von Anfang an gesagt, dass sie mich hasst und dass ich sie nie markieren hätte dürfen.

Jetzt hat sie eine Möglichkeit gefunden, sich davon zu befreien. Natürlich wird sie dies auch ausnutzen.

"Alles in Ordnung?", fragt mich mein Vater besorgt.

"Sie wird mich nie markieren."

"Wieso bist du dir da so sicher?"

"Weil sie mich hasst. Ich habe ihr Gründe dafür gegeben."

"Sie hasst dich bestimmt nicht. Ihr seid Mates. Füreinander bestimmt."

"Sie liebt mich nicht. Ich kann sie nicht festhalten, wenn ich ihr dabei immer wehtue. Sie will mich nicht und das muss ich akzeptieren. Ich lasse den Dingen ihren freien Lauf. Wenn das Mal komplett verblasst, dann gibt es keine Zukunft für uns."

"Ihr könnt immer noch zusammen sein. Nur ohne Markierung."

"Ich will aber, dass jeder weiß, dass sie zu mir gehört. Ich will nicht, dass sie ständig irgendwelche Werwölfe bedrängen."

"Dann gibt es nur eine Möglichkeit, mein Sohn."

"Und die wäre?", frage ich nach.

"Sie muss sich in dich verlieben und dich von allein markieren."

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Alphas, forbidden Love (Nero & Yara)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt