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Ich klopfe nachts an der Tür meines Elternhauses, in der Hoffnung, dass einer meiner Brüder diese öffnet.
Zu meinem Glück, ist es Leo. Erst sieht er mich verwirrt an. Dann ändert sich sein Gesichtsausdruck und wird besorgt.
„Was machst du um diese Uhrzeit hier? Wo ist Archie? Weshalb sind deine Augen rot?", bombardiert er mich mit Fragen.
Wie auf Knopfdruck, fange ich an zu weinen.
„Leo!", hauche ich und falle ihm in die Arme. Beruhigend streicht er mir über meinen Rücken und versucht mich zu beruhigen. Als er bemerkt, dass es nicht funktioniert, hebt er mich hoch und steuert in mein altes Zimmer zu. Dort setzt er mich auf meinem Bett ab und kniet sich vor mich nieder, sodass wir in Augenhöhe sind.
Bevor Leo etwas sagen kann, stürmen schon meine Eltern ins Zimmer und sehen mich wütend an.
„Was machst du in diesem Zustand hier? Um diese Uhrzeit?", erkundigt sich mein Vater.
„Archie hat seine Gefährtin gefunden!", sage ich leise. Sie würden es spätestens morgen früh alle erfahren.
„Was? Aber du bist doch seine Mate!", sagt Leo.
„Nein, das war gelogen. Es war Archie's Idee zu behaupten, dass wir Gefährten sind."
„Du bist abtrünnig!", sagt meine Mutter angewidert.
„Mom, jetzt nicht!", höre ich die Stimme meines Bruders.
„Wenn ich ihn in die Finger kriege, ..."
„Was willst du dann machen?", fragte mein Vater Leo.
„Er ist der Sohn deines Betas. Er hätte Yara nie so verletzen dürfen."
„Ihr wisst, was das jetzt bedeutet."
Leo steht auf und sagt panisch: „Nein! Sie ist deine Tochter, verdammt! Du kannst sie nicht verstoßen."
„Ich kann keine Ausnahme machen."
Mein Vater blitzt mich wütend an. Ich weiß, dass er mich hasst. Ich weiß nur nicht, weshalb. Habe ich etwas Falsches getan? Ich habe immer versucht, eine gute Tochter zu sein. Aber meine Eltern verabscheuen mich.
„Ich werde morgen entscheiden."
Mit diesen Worten verlässt er mein Zimmer. Meine Mutter folgt ihm.
„Ich lasse nicht zu, dass er dich verstößt."
„Morgen werden alle wissen, dass mich Archie abgelehnt hat. Er hat keine andere Wahl."
„Du bist seine Tochter, verdammt."
„Nein, Leo! Er hasst mich. Er hat mich immer gehasst."
„Was meinst du?"
Ich atme tief ein und fange an, ihm alles zu erzählen. Von unseren Eltern, die mich halb totprügelten, wenn sie nicht da sind. Davon, dass ich nichts davon erzählen darf. Von Archie, wie er mich behandelt hat. Alles. Nur die Sachen, mit meinen Gefährten lasse ich dabei aus.
„Du hättest es mir sagen sollen."
„Ich konnte nicht zulassen, dass man euch auch so behandelt."
Leo schließt mich in seine Arme und verspricht: „Er wird dir nie wieder zu nahekommen."
...
Am nächsten Morgen stehe ich durch Geschrei und Lärm auf. Leo liegt nicht mehr neben mir. Ein ungutes Gefühl schleicht sich auf. Ich ziehe mich schnell um und gehe ins Bad, wo ich mir das Gesicht wasche. Danach gehe ich nach unten und sehe meine Familie, die gerade frühstückt.
„Morgen!", sage ich kleinlaut.
„Morgen, Prinzessin. Setz dich zu uns!", sagt Leo.
Ich nehme neben ihn Platz und vermeide den Augenkontakt zu meinen Eltern.
„Du darfst bleiben!", unterbricht mein Vater die Stille.
Mein Kopf schellt in die Höhe und ich blicke meinen Vater dankbar an.
„Danke."
„Ich hoffe für dich, dass du bald deinen Gefährten findest. Nur er kann dich akzeptieren."
Mein Herz schmerzt bei diesen Gedanken.
Nero.
Er wird mich nie als seine Gefährtin akzeptieren. Ich werde immer ein abtrünniger Wolf bleiben. Wenn mich die Hitze packt, muss ich mich vor den ungebundenen Wölfen verstecken. Sie würden nicht zögern.
Sobald eine Wölfin volljährig ist und in der Lage ist, seinen Gefährten zu erkennen, packt sie einmal im Monat die Hitze. Die Hitze strömt aus meinem Körper und alle Wölfe, die unverpaart sind, nehmen dies ebenfalls wahr. Sie werden dadurch erregt und wollen einen direkt bespringen. Da ist es egal, wenn man damit nicht einverstanden ist. Deshalb muss ich aufpassen.
...
Traurig blicke ich aus dem Fenster. Ich habe das Haus seit zwei Wochen nicht mehr verlassen. Gerade habe ich auch nicht das Bedürfnis dazu. Draußen ist Archie und albert mit seiner Gefährtin herum. Er hat seinen Vater hierher begleitet, aber nimmt nicht bei der Besprechung teil. Jetzt spielt er mit der blonden Schönheit, umarmt sie und küsst sie. Wenn ich Nero nicht begegnet wäre, dann würde mir bei diesem Anblick das Herz brechen. Die einzige Tatsache, die hierbei schmerzt, ist dass er mein bester Freund gewesen ist. Wir hatten Gefühle füreinander und dennoch hat er mich so schlecht behandelt.
Als würde mein ehemals bester Freund, meinen Blick auf sich spüren, dreht er seinen Kopf hoch und sieht mich durchs Fenster. Ich entferne mich direkt und gehe in mein Zimmer auf und ab. Keine Minute später, klopft es an meiner Tür. Ich steuere darauf zu und öffne diese. Als ich die Person vor mir erblicke, will ich die Tür wieder schließen. Archie stößt die Tür dennoch auf und blickt mich traurig an.
„Können wir reden?"
„Worüber? Es gibt nichts mehr zu sagen."
Ich bemerke, dass er eine tiefe Schramme im Gesicht hat. War er etwa in einer Schlägerei verwickelt gewesen?
„Yara. Mein Verhalten dir gegenüber ist das Letzte gewesen. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich hätte dich nie so behandeln dürfen. Außerdem tut es mir leid, dass ich dich abgelehnt habe. Aber du musst mich verstehen. Ich habe meine Gefährtin gefunden."
Wütend funkle ich ihn an und schreie: „Du hast mich dennoch einfach allein gelassen! Mitten in einen Club, voller Werwölfe. Du hast dich einen Dreck um mich gescherrt."
„Ich habe nicht nachgedacht. Lass uns bitte wieder Freunde sein. Ich will dir Emily vorstellen."
Ich schnaube wütend auf. „Archie. Du bist für mich gestorben. Ich hätte das mit deiner Gefährtin verstanden. Glaub mir. Aber du warst mir gegenüber gewalttätig. Du hast mich angeschrien und geschlagen. Dann hast du mich nicht nur abgelehnt, sondern auch einfach abgesetzt. Ich will dich nicht mehr in meinem Leben haben."
„Du liebst mich, deshalb. Ich verstehe, dass du nicht in meiner Nähe bleiben kannst."
Ich schnaube verächtlich.
„Du hast sie wohl nicht mehr alle. Sag mir wie ich so ein Monster wie dich lieben könnte? Ich liebe dich nicht."
„Doch, das tust du."
„Nein!", brülle ich. „Ich liebe meinen Gefährten. Obwohl er vom Black Moon Rudel ist, ist er hundert Mal besser als du!", rutscht es mir plötzlich heraus.
Bei Archie macht es Klick.
„Deshalb wart ihr beiden draußen. Du Hure vergnügst dich also mit dem Feind, ja?"
Er gibt mir plötzlich eine feste Ohrfeige, die mich zu Boden wirft. Plötzlich stürmen mehrere Menschen, mein Zimmer. Meine Eltern, der Beta, einige Rudelmitglieder. Meine Brüder waren heute nicht da, zu meinem Bedauern.
„Was zum Teufel ist hier los?", brüllt mein Vater.
„Deine Tochter ist die Gefährtin vom zukünftigen Alpha des Black Moon Rudels."
„Was sagst du da?"
„Vater, wir haben uns gegenseitig abgelehnt. Es läuft rein gar nichts zwischen uns."
Er kommt auf mich zu und zieht mich an meinen Haaren. Dann verpasst er mir ebenfalls eine Ohrfeige.
Weinend schreie ich: „Ich kann nichts dafür, dass wir Gefährten sind. Wir haben uns abgelehnt. Wir haben uns nicht markiert."
„Bringt mir ein glühendes Eisen. Ich werde schon dafür sorgen, dass du markiert bist. Ich werde dafür sorgen, dass nicht einmal dein Wolf dich heilen kann."
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Alphas, forbidden Love (Nero & Yara)
Kurt AdamDie mächtigen Wolfsrudel Black Moon und Red Shadow sind seit Jahrzehnten miteinander verfeindet. Auf den jährlichen Königsball, begegnen sich die Kinder der zerstrittenen Alphas und spüren, dass sie Gefährten sind. Aus Angst zum Rudel, behalten sie...