Immernoch müde von gestern wachte Greg in seinem viel zu großen Bett auf. Er sah auf die leere Seite und war wie jeden Morgen von Zwiespalt geplagt.
Auf der einen Seite war er traurig, dass er seine Ehe damals nicht retten konnte, auf der anderen Seite erleichterte es ihn, dass die Scheidung von seiner Frau - welche vor kurzem erst ihre Vollendung fand - ihn nun zu einem freien Mann gemacht hatte.Ohne weiter darüber nachdenken zu wollen, stand er auf und ging direkt zu seiner Kaffemaschine.
Seine Morgenroutine war ziemlich eintönig: Aufstehen, Kaffee, duschen, anziehen, essen, Kaffee, losgehen.
Das einzige, was Abwechslung bot, war das Radio. Heute hatte er Glück und es lief ein Song von ABBA, eine Band aus seinen Kindheitstagen. Die Auflösung 1982 hatte Greg nicht groß interessiert, es gab aber eben einige Songs, die ihn nostalgisch werden ließen.
Gerade als er losging, plärrte eines ihrer bekanntesten Lieder den Text "Mamamia! Here we go again!", doch schaltete er es in genau dem Moment aus. Kurz lachend über dieses Timing, schloss Greg die Tür hinter sich und fuhr zum Scottland Yard.
"Here we go again", murmelte er dabei.Während der Fahrt dachte er nochmal über den Fall von gestern nach. Er erinnerte sich, dass es vorher eine Explosion in Johns und Sherlocks Wohnung gab. Wahrscheinlich waren sie in Johns alter Wohnung, oder bei Mrs. Hudson untergekommen. Greg überlegte ihnen einen Besuch abzustatten und wenn nötig unter die Arme zu greifen.
Gesagt, getan.
Nach einem protokolllastigen Arbeitstag, fuhr er zur Bakerstreet, wo das halb zerstörte Haus bereits abgesperrt war. Da waren überraschend viele Hilfskräfte, die die Arbeit vorantrieben. Scheinbar wollte wohl ein gewisser Bruder, dafür sorgen, dass Sherlock und John schnell wieder einziehen konnten.
Apropos... Wie es dem wohl geht?Greg konnte nicht allzu viel machen. Er half den beiden Wertgegenstände zu bergen und unterhielt sich mit ihnen. Er hatte recht mit der Annahme, dass sie vorerst in Johns alter Wohnung nächtigen, um irgendwann wieder hier einziehen zu können. Und Mycroft hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass mehr beim Aufräumen halfen, doch gesehen hatte Greg ihn noch nicht.
"Wie ging es ihm gestern?", fragte Sherlock, nachdem er John einen Tierschädel mit Kopfhörern gegeben hatte.
"Er sah angeschlagen und müde aus", unterrichtete Greg den Consulting Detective, "aber gezeigt hat er das kaum."
"Offenkundig... Hat er sonst noch was gesagt?"
Der Inspektor erinnerte sich an das merkwürdige Gespräch von gestern. Was sollte er dazu schon groß sagen?
"Ich sollte für Sie den Drogen-Babysitter spielen."
Sherlock runzelte die Stirn. Er habe doch John und deutete auf seinen Mitbewohner, der ihn kurz anfunkelte. Lestrade zuckte mit den Schultern.
"Habe ich ihm auch gesagt", sagte er und dachte das Thema sei vom Tisch, doch Sherlock machte ein grübelndes Gesicht. John brummte.
"Nicht das schon wieder..."
Greg und er sahen sich an, wissend, dass Sherlock wohl nicht mehr beim Aufräumen helfen würde.
"Wo ist Ihr Bruder eigentlich gerade?"
"Im Westminsterpalast. Geht seinen Tätigkeiten als britische Regierung nach", antwortete Sherlock knapp, ohne zu ihm zu sehen und zeigte Greg kurz sein Handy, wo Mycroft ihm geschrieben hatte. Und das war's auch schon. Sherlock stand nun für dem Rest des Nachmittags einfach so da und war wahrscheinlich in seinem Gedächtnispalast.Irgendwie gefiel das dem Inspektor jedoch nicht. Nach all dem körperlichen und emotionalen Stress, dem sie alle ausgesetzt waren... Das Aufräumen konnte er ja noch verstehen, aber dass der Bruder von Sherlock direkt am nächsten Tag wieder arbeiten ging...? Er hätte sich doch frei nehmen können, oder? Die Holmes-Brüder sind nun mal keine normalen Menschen, das wusste er schon seit vielen Jahren, aber dennoch wurde ihm komisch.
Greg war nicht der einzige, der sich darüber Gedanken machte. John sprach alles aus, was der Inspektor dachte und noch mehr. Mycroft solle sich ausruhen, seinem Körper und seinen Nerven Ruhe gönnen. Sonst könnte er noch kollabieren.
Der Inspektor wollte beinahe auch die beiden zur Ruhe weisen, doch wusste er, dass sie erstens gar nicht viel gemacht haben - wegen den ganzen Hilfskräften - und zweitens sowieso nicht auf ihn hören würden.Nach zwei Stunden verabschiedete sich Greg. Das Helfen hatte seinen trägen Knochen geholfen und er ging gerade aus der Tür heraus, als er Mr. Holmes mit dem Chef der Hilfskräfte sprechen sah. Scheinbar schickte er sie für heute weg, oder so. Leicht lächelnd kam er auf den etwas größeren zu.
"Guten Abend Mr. Holmes."
Angesprochener drehte sich um, den Regenschirm in seiner rechten Hand haltend. Wieso eigentlich? Bewölkt war es zwar, aber geregnet hatte es heute nicht. Wahrscheinlich war das einfach so eine Stilsache.
"Guten Abend, Inspektor", erwiderte Mycroft die Begrüßung höflich. Greg musterte ihn flüchtig; er sah nicht wirklich besser aus als gestern, ist ja auch logisch.
"Ich habe gehört, dass Sie heute wieder arbeiten waren. Wie kam's?"Der größere hob eine Augenbraue. Er musste dafür sorgen, dass Eurus in Gewahrsam kam, noch strenger bewacht als zuvor. Des Weiteren schlafe das Parlament nie und er hatte keine Lust Zuhause alleine rumzusitzen und nichts zu tun, erklärte er Greg mit ruhiger Stimme.
"Doch wieso interessiert Sie das überhaupt?", wollte Mycroft wissen. Der Inspektor zuckte nur mit den Achseln, konnte darauf keine eindeutige Antwort geben.
"Naja... Sherlock hat es erwähnt, und da Sie so erledigt aussahen...", ließ er das Ende des Satzes ungesagt.
"Unsinn, mein Bruder 'erwähnt' mich nie. Sie haben ihn gefragt, was ich mache."
Sich ertappt fühlend sah Greg woanders hin.
"Sie waren eben kurz Gesprächsthema...", wich er also aus und kratzte sich am Hinterkopf.
Mycroft lächelte wieder so komisch professionell, wirkte allerdings amüsiert über die Tatsache.
"So? War ich das?"
"Ja. Sherlock zuerst nach Ihrem Wohlbefinden gefragt, da wir Sie ja nach Hause gebracht haben", erklärte Greg."Danke übrigens, dass Sie nach den beiden gesehen haben, Inspektor", bedankte sich Mycroft, um das Thema zu wechseln. Er wollte nicht wegen eventueller Schwäche das Gesprächsthema sein und konzentrierte sich wieder so auf John und Sherlock.
"Ach, kein Problem", winkte er ab und lächelte ebenfalls freundlich.Da war wieder eine Stille zwischen den beiden. Das Gespräch schien beendet, doch da hing noch irgendwas in der Luft...
Es war nur eine Idee, eine spontane, wahrscheinlich dumme Idee...
"Haben Sie Zettel und Stift?", fragte Greg seinen Gegenüber. Dieser zog mit fragendem Blick beides hervor und der Inspektor kritzelte seine Nummer auf das oberste Blatt des kleinen Blockes.
"Falls sie mal keine Lust haben alleine Zuhause rumzusitzen", grinste er Mycroft an, "kann man ja bestimmt mal zusammen Kaffee trinken gehen... oder Tee. Was Ihnen lieber ist..."Verdutzt, sah Mycroft seinen Block an. Was sollte er tun? Wäre so etwas sinnvoll? Wieder kamen altbekannte Sätze in ihm hoch...
"Ich bin nicht einsam."
"Ich hatte niemanden."
Nickend steckte er Stift und Papier wieder weg und sah den zufrieden lächelnden Greg an.
"Es freut mich Ihre nähere Bekanntschaft zu machen, Inspektor", sagte er und reichte ihm die Hand. Bekannte Routine, wenn Mycroft neue Kontakte traf, doch die waren immer von beruflicher Natur... Das hier schien anders zu sein
Lestrade gab ihm die Hand.
"Ach komm, nennen Sie mich Greg."
"Mycroft."Damit verließ der Inspektor die Bakerstreet und fuhr nach Hause. Im Autoradio lief gerade irgendein "Gute-Laune-mach" Song. Hatte er der britischen Regierung gerade ernsthaft seine Nummer gegeben?
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ALT Nicht so stark - Mystrade FF
FanfictionVeraltete Version!!! Bleibt nur online wegen lustigen Kommis. Love an alle ❤🤗