Am nächsten Morgen warf die Sonne die ersten vorsichtigen Strahlen durch meine Fensterfront, als ich bereits frisch geduscht aus meinem Bad schlüpfte und zu meinem Koffer huschte, um mir meine Klamotten, bestehend aus einer Reithose und einem einfachen Poloshirt, zu schnappen. Danach tapste ich zurück in das, an mein Zimmer angrenzende Bad und sog den Duft meines Mango- Shampoos ein, der noch in der dämpfigen Luft zu vernehmen war. Obwohl es gestern Abend noch spät geworden war- der Truck, in dem Michi und die Pferde vom Flughafen hier hertransportiert hatte, war in einen Stau geraten-, war ich vor einer halben Stunde aufgewacht und seither putzmunter, weshalb ich mich dazu entschied, die Zeit zu nutzen und eine kleine Erkundungstour über das Gelände zu wagen. Und aus diesem Grund schlüpfte ich, nachdem ich mich angezogen hatte und meine Haare trockengeföhnt hatte, in meine bequemen Sneaker, öffnete meine Zimmertür und schlich auf leisen Sohlen durch die Wohnung. Die beiden Jungs schienen noch zu schlafen, denn ich vernahm kein einziges Geräusch. Schnell schlüpfte ich in den Aufzug und drückte auf den Messingknopf des Erdgeschosses. Leise setzte sich der große Kasten in Bewegung und schon wenige Wimpernschläge später- ich hatte gerade noch Zeit gehabt, Charly einen guten Morgen zu wünschen- öffneten sich die breiten Türen und entließen mich in den Eingangsbereich.
Ich ließ meine Augen kurz nach rechts schweifen, doch auch im Speisesaal und in den daran angrenzenden Wohnbereich war noch alles ruhig. Deshalb setzte ich mich in Bewegung und durchschritt mit schnellen Schritten die Eingangshalle und hielt direkt auf die große braune Flügeltür zu, die mich nach draußen bringen würde. Draußen angekommen sog ich die frische Luft ein, die allerdings ganz anders als in Deutschland roch. Woran das lag, konnte ich nicht identifizieren, aber es roch gut. Nach Sommer. Nach Pferden. Nach neuen Chancen. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich hüpfte vergnügt die Freitreppe nach unten, und hielt erst an, als der rotbraune Sand zu meinen Füßen mich zu fragen schien, in welche Richtung ich weitergehen würde. Das Haupthaus im Rücken, blickte ich erst nach links, und folgte mit meinen Augen dem Sandweg, der sich eine Weile am Haus entlang schlängelte, um dann in einem kleinen Wäldchen aus meinem Blickfeld zu verschwinden. Ich drehte meinen Kopf und blickte nach rechts. Der Weg war etwas breiter und führte zu den Stallungen und dem main ground, also dem Sandplatz, der unser Trainingsplatz für die nächsten Wochen werden würde. Für morgen Mittag war das erste Training angesetzt, ich würde mit Ana zusammen trainieren und vielleicht würde das Team Mexiko noch rechtzeitig anreisen, um ebenfalls an unserem Training teilzunehmen. Ich war bereits etwas aufgeregt, da ich nicht wusste, wie ich im Vergleich zu den anderen abschneiden würde.
Du wirst gut sein! Flüsterte mir meine innere Stimme beruhigend zu und brachte mich dazu, einmal tief durchzuatmen. Dann traf ich meine Entscheidung und folgte dem Weg zu den Stallungen. Ich musste unbedingt wissen, wie Olympio die erste Nacht in seinem neuen Zuhause überstanden hatte. Ich lief ungefähr fünf Minuten und mein Weg war von den, für Florida so typischen Palmen gesäumt, die im leichten Wind sanft wiegten. Mir gefiel die Umgebung hier in Florida und vor allem war ich von der angenehmen Wärme begeistert, die hier herrschte, während in Deutschland gerade der Winter wütete und seine ersten Graupelschauer vom Himmel schickte. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, als ich an das grau- in- grau dachte, dass ich noch vor wenigen Stunden um mich herumgehabt hatte. Doch nun war ich hier. In Wellington. Bei Sonnenschein. Mir wurde wieder etwas leichter ums Herz und spätestens als ich wenige Augenblicke später das große Stalltor aufschob, dass aus einem großen Gitter bestand, damit nachts weiterhin frische Luft hereinströmen konnte, hüpfte mein Herz aufgeregt. „Olympio!" rief ich meinen Hengst leise und spurtete an den ersten paar Boxen vorbei, die noch leer waren. Dort sollte das mexikanische Team einziehen. Mein Fuchs schien mich schon gehört zu haben, denn er streckte sogleich neugierig seinen schönen Kopf aus dem Fenster. Die Ohren mir interessiert zugewandt, kaute er genüsslich auf ein paar Heuhalmen herum, die er wahrscheinlich zuvor aus seinem Heunetz gezogen hatte.
„Heyy mein Süßer!" Als ich bei ihm angekommen war, liebkoste ich ihn, indem ich ihm mit meiner Hand über die breite Stirn strich, auf dem auch sein großer weißer Stern prangte. Er schien das zu genießen, denn er trat noch einen weiteren Schritt nach vorne, und streckte gleichzeitig seine Oberlippe nach oben. Spielerisch kniff ich ihn mit der anderen Hand in ebendiese und öffnete danach mit geübten Bewegungen die Boxentür. Neugierig fuhr Olympio mit seiner Nase an meinen Jackentaschen entlang, auf der Suche nach weiteren Leckereien. Als er nicht fündig wurde, stieß er mich entrüstet an und traf mich völlig unvorbereitet, weshalb ich einen Schritt zurücktaumelte. „Langsam, langsam!" lachte ich, und schnappte mir gleichzeitig sein Lederhalfter, das vor seiner Box hing. Mit einer fließenden Bewegung streifte ich es ihm über und rückte nochmals beide Lammfellschoner an Genick und Nase zurecht. „Also komm mein Hübscher, lass uns eine kleine Runde drehen!" ich klopfte ihn nochmals ab und führte ihn dann aus der Box auf den Stallgang und von dort aus hinaus auf den Sandweg. Dort angekommen schlug ich den Weg ein, der an den Stallungen vorbeiführte und zu der Halle und den Sandplätzen führen sollte. Mit gelassenen Schritten und wachem Blick trottete Olympio neben mir her und schien alle Eindrücke in sich aufzusaugen. Mit großen Augen beobachtete er die zwei Vögel, die sich in den Kronen der Palmen um etwas stritten, und prustete einmal unsicher, als er ein paar Meter weiter den künstlich angelegten Koi- Teich entdeckte, der in der Morgensonne spiegelte und glitzerte. Ich klopfte ihn nur einmal beruhigend ab und führte ihn weiter. Nach drei weiteren Schritten öffnete sich das kleine Wäldchen, das wir zuvor durchquert hatten und vor uns eröffneten sich die Trainingsmöglichkeiten unseres Anwesens.
„Shit!" anerkennend pfiff ich durch die Zähne. Auch Olympio hob angesichts des schneeweißen Sands, der auf den zwei großen Sandplätzen aufgeschüttet worden war und der großen Halle seinen eleganten Kopf. „Nicht schlecht!" raunte ich meinem Pferd schwer beeindruckt zu und zog leicht an seinem Strick, um ihn zum Weitergehen aufzufordern. Mit wenigen Schritten hatten wir die große Halle erreicht, die einen angenehmen Schatten versprach. Neugierig öffnete ich das große Tor und das erste, das mir auffiel, war die Klimatisierung, die dort vorhanden sein musste, da es dort deutlich kühler war als im Freien unter der leuchtenden Sonne Floridas. Olympio brummelte einmal leise und während ich ihm beruhigend über die Nase strich, kam aus dem Inneren der Halle die prompte Antwort in Form eines glockenhellen Wieherns. Ich war also nicht die Erste auf den Beinen heute Morgen!
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Meine lieben Zuckerhasen,
puh, allzu lange war es jetzt hier auf meinem Profil still und auch meine Geschichten haben deutlich darunter gelitten. Ich kann nur einmal wieder sagen, wie sehr es mir leid tut, dass ihr so lange auf ein neues Kapitel warten musstet! Aber gleichzeitig möchte ich mich für alle lieben Nachrichten bedanken, die ich in den letzten Wochen erhalten durfte, die mir allesamt ein Lächeln aufs Gesicht zauberten. Vielen Dank!
Aber nun ganz viel Spaß beim Lesen!
Auf Bald
Deine Honey Summer.
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Empress
Teen Fiction~Der dritte Teil von Princess~ Der letzte Ritt? Spielt keine Rolle! Der letzte Sieg? Bereits verdrängt! Verschwunden in den Geschichtsbüchern. Gestern? Längst vorbei. Aber jetzt steht alles auf dem Spiel! Jetzt ist der Moment: Eine Pferdestärke. Ein...