„Hello?" fragte ich vorsichtig und linste weiter in die Halle hinein. „Hey, Val?" kam prompt die Antwort und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Schnell schob ich auch die schwenkbare Tür der Hallenumrandung auf und entdeckte sofort die Besitzerin der Stimme, die mir gerade entgegengerufen hatte. Die blonden Haare, die in einem Zopf gebändigt waren und die kurzen Beine, die in teuren Slippern steckten, erkannte ich sofort wieder. „Ana! Was machst du denn schon so früh wach?" fragte ich neugierig auf Englisch und begutachtete nebenbei verstohlen Anas mittelgroßen Fuchswallach. Auch Olympio schien an ihm interessiert und brummelte neugierig. Der Fuchs wandte daraufhin seinen feinen Kopf zu uns, dessen Laterne eines der Augen blau statt braun gefärbt hatte. Ein Fischauge schoss es mir durch den Kopf, so benannte man in der Fachsprache diese besondere Augenfarbe. Doch das war nicht das einzige Abzeichen an diesem Pferd. So glitten meine Augen über die kompakte Hals- und Bauchregion und wanderten hinab zu den vier hochweißgestiefelten Beinen des Wallachs. „Ach weißt du, Diarado wollte nicht mehr in seiner Box stehen bleiben und hat so lange genervt, bis meine Pflegerin mich angerufen hat. Seitdem laufe ich ein paar Runden, um ihn zu beruhigen." Riss mich seine Besitzerin aus meinen Gedanken und schenkte mir ein breites Lächeln. „Und du? Bist du aus dem Bett gefallen? Denn Olympio schien völlig friedlich, als ich in den Stall kam!" Ich tätschelte stolz den Hals meines Hengstes. Das war er wirklich, egal an welchem Ort er sich befand, er war immer völlig entspannt und beinahe schon ein bisschen gelangweilt- außer, es ging in ein Dressurviereck, dann schien er förmlich aufzublühen.
„Ich glaube, ich habe den Jetlag noch nicht ganz weggesteckt!" gab ich zu und setzte mich wieder in Bewegung, was Ana mir gleichtat. Gemeinsam schritten wir unsere Bahnen in der Halle, beide Pferde folgten uns brav und auch Diarado ließ endlich entspannt den Kopf hängen. „Das glaube ich dir!" pflichtete mir Ana bei und dann schlich sich allerdings ein spitzbübisches Lächeln in ihr leicht rundliches Gesicht. „Aaaber, Val, hast du schon Daniel abgecheckt?" grinste sie und zwinkerte mir freundschaftlich zu. Ich zog bloß die Augenbraue hoch. „Daniel, der Springreiter aus meinem Team?" fragte ich verwundert. Natürlich schien Daniel attraktiv zu sein, mit seiner großen, schlanken Statur, den sonnengebleichten blonden Haaren und dem trägen aristokratischen Lächeln, aber er war auf keinen Fall vergleichbar mit... Ich schluckte. „Ach, Val, ich beneide dich, ich würde töten, um in seinem Team sein zu dürfen! Ihr wohnt ja schließlich Zimmertür an Zimmertür!" plapperte Ana munter weiter und ein leichter rosiger Zug hatte sich auf ihren Wangen abgebildet. Ich prustete los. „Ana! Wir sind noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden hier und du hast dich schon verguckt!" ich rempelte sie sanft an, was ihr ein Lachen entlockte. Man musste dieses Mädchen einfach mögen. Eine kurze Pause entstand, in der jeder seinen Gedanken nachhing. Einträchtig schritten wir nebeneinanderher, und auch die Pferde genossen sichtlich die Bewegung. „Aber vielleicht kann ich ja heute bei dir sitzen beim Frühstück? Dann gesellen Daniel und Gerald zu uns dazu?" brach Ana schließlich das Schweigen und blickte mich mit ihren babyblauen Kulleraugen bittend an. Ich verkniff mir ein Lächeln, während ich schnell nickte. Schön, dann hatte ich bereits meine erste Freundin im Haus gefunden!
Als wir wenig später die Pferde wieder in ihren Boxen verfrachtet und kurz auf unsere Zimmer gegangen waren, war es bereits Zeit für das Frühstück, bei dem sich alle drei Teams im Speisesaal versammeln sollten. Das Team Mexico war immer noch nicht angereist, irgendein Sturm machte ihnen die Anreise beinahe unmöglich, jedoch hatte ich auch vom Team der Schweizer gehört, dass diese ebenfalls noch nicht in deren Haus angekommen waren. Deshalb war der Saal nur zur Hälfte gefüllt, als Ana und ich durch die Flügeltür schritten, die uns von der großen Haupthalle zu unserem Frühstück brachte. Wie auch der Rest des Hauses war der Saal geschmackvoll und modern eingerichtet. Eine lange Tafel stand in der Mitte des Raumes, auf dessen Tisch sich große Obstkörbe und Wasserflaschen bereits reihten und nur darauf warteten, von den Teilnehmern verspeist zu werden. An der gesamten linken Wand erstreckte sich ein gut gefülltes Büffet mit den unterschiedlichsten Gerichten, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Neugierig linste ich zu ebendiesem Büffet hinüber und machte einen langen Hals, bis Ana mich bestimmend mit sich zog. „Da ist er, Val, komm mit!" zischte sie mir zu und setzte im selben Moment ein strahlendes Lächeln auf, das aus ihrem leicht rundlichen Gesicht ein atemberaubendes Bild zauberte. Mit mir im Schlepptau steuerte sie direkt auf die beiden Österreicher zu, die sich am Ende der Tafel gegenübersaßen. Beide saßen tief in ihren Sitzen und starrten jeweils auf ihr Smartphone. „Hi!" plapperte Ana los und beide blickten sofort von ihren Handys hoch. „Ist bei euch noch frei?" fragte sie auch sogleich und wartete erst gar nicht die Antwort der beiden Herren ab, bevor sie sich schon auf den Stuhl neben Daniel fallen ließ. Mir blieb nichts anderes übrig, als einmal die kurze Seite des Tisches zu umrunden und mich dann neben Gregor hinzusetzen, um der blonden Russin gegenüberzusitzen, die bereits tief in ein Gespräch mit dem hageren Österreicher vertieft war. Wow! Das ging aber schnell! Dachte ich und unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Dieses Mädel war wirklich einzigartig!
Auch Gerald schien zu verstehen, was zwischen den beiden abging, denn er warf mir einen belustigten Blick zu. Ich zuckte nur grinsend mit den Schultern. Gerade wollte ich Gerald zu seinem Pferd ausfragen, ein sehr schlanker Apfelschimmel, als sich Johann auf dem Platz neben mich plumpsen ließ. „Leute, ich hoffe, ihr habt auch schon von der Party heute Abend gehört?" flötete er und hatte sofort die gesamte Aufmerksamkeit von uns, was er sichtlich zu genießen schien. „Eine Party?" fragte Daniel etwas begriffsstutzig und furchte die Stirn. Ana hingegen strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „Ist doch super, oder Leute?" sie klatschte begeistert in ihre sorgfältig manikürten Hände. „Wo soll die Fete denn steigen?" Auch Gerald schien sich dieser Sache noch nicht ganz sicher zu sein. Doch Johann schien mit diesen gemischten Gefühlen gerechnet zu haben und wischte diese mit einer abweisenden Handbewegung fort.
„Ach papperlapap, das Haus der Franzosen hat anscheinend so eine entspannte Aufpasserin, dass sie bereits die erste Party schmeißen können! Und damit sich alle etwas besser kennenlernen können haben sie alle angeschrieben." Erklärte er und deutete nebenbei auf sein I Phone, auf dem anscheinend diese Nachricht eingetrudelt war. „Und wie wollen wir da hin kommen?" fragte ich vorsichtig. Einerseits freute ich mich, noch mehr Leute aus den anderen Teams kennenzulernen, andererseits graute mir jetzt schon davor, London zu begegnen. „Es ist einen, wie sagt man,..." Johann rang sichtlich nach Worten und ein Fuß wippte unruhig auf und ab, während er auf Rumänisch vor sich hinbrabbelte. „einen Katzensprung?" soufflierte Ana und Johann nickte zufrieden. „Ja, es ist nur einen Katzensprung entfernt. Mit dem Golfcart sind es vielleicht maximal 5 Minuten, Leute, vertraut mir!" fragend blickte er in die Runde. „Also ich bin dabei!" quietschte Ana und stupste direkt daraufhin Daniel an, der sich ein Lächeln abrang und nickte. „Ich auch!" Auch Gerald nickte vorsichtig. Dann lasteten vier Augenpaare auf mir. „Also wenn ihr alle mit dabei seid..." „Yess!" meine restlichen Worte gingen in Johanns und Anas Gejubel unter.
Heute Abend würden wir auf eine Party gehen!
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Meine lieben Zuckerhasen,
wie ihr seht, es geht auch schneller! Ich habe die letzten Tage endlich mal wieder Zeit zum Schreiben gehabt und darf euch deshalb schon nach wenigen Tagen das neue Kapitel präsentieren. Ich hoffe, ihr hattet einen großen Spaß beim Lesen :)
Fühlt euch gedrückt!
Eure Honey Summer
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Empress
Teen Fiction~Der dritte Teil von Princess~ Der letzte Ritt? Spielt keine Rolle! Der letzte Sieg? Bereits verdrängt! Verschwunden in den Geschichtsbüchern. Gestern? Längst vorbei. Aber jetzt steht alles auf dem Spiel! Jetzt ist der Moment: Eine Pferdestärke. Ein...