Kapitel 4: Schulabschluss (1.056)

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*vier Monate später*

Taehyung:

Heute ist der letzte Schultag von Jimin und mir. Heute feiern wir unseren Abschluss. Mein Abschlusszeugnis habe ich schon entgegen genommen und bei einer Uni wurde ich mittlerweile auch schon aufgenommen. In wenigen Tagen ziehe ich nach Busan. Jungkook's Heimatstadt.

Noch immer gab es keinerlei neue Hinweise und die Polizisten gehen deshalb schon davon aus, dass Jungkook tot sei. Kein Wunder, schließlich wird er jetzt schon seit gut einem halben Jahr vermisst.

Eine Beerdigung wird auch bald stattfinden, damit alle, denen Jungkook jemals wichtig war, sich von ihm verabschieden können.

Noch immer will ich einfach nicht wahr haben, dass er wirklich tot sein soll.

Die Person, die ich noch immer mehr als alles andere auf der Welt liebe, soll einfach tot sein?

Jin habe ich seit damals immer noch nicht gesehen und Jimin und Hoseok meinten, dass Jin auf der Suche nach Jungkook wäre, weshalb er Daegu verlassen hat. Schön und gut, aber warum verabschiedet er sich dann nicht wenigstens von mir und warum geht er überhaupt davon aus, dass Jungkook nicht mehr in Daegu ist?

Selbst wenn in wenigen Tagen die Beerdigung Jungkook's in Form eines leeren Sarges stattfinden soll, sagt mir mein Gefühl dennoch, dass er noch lebt, aber meine Hoffnung daran habe ich um ehrlich zu sein schon lange verloren.

Ich will ihn nicht aufgeben, aber ich kann doch nicht ewig rum sitzen und darauf warten, dass ich ihn jemals wieder in meine Arme schließen kann. Darauf warten, dass er heil und munter auf mich zukommt und mich mit seinem Hasenlächeln ansieht.

Sein Lächeln, welches ich jede Nacht in meinen Träumen sehen kann.
Seine Berührungen, die sich in meinen Träumen so unglaublich real anfühlen.

Doch jedes Mal aufs neue wache ich auf und werde aufs neue in die Realität zurück geholt. In die Realität, in der Jungkook nicht mehr lebt. Und jedes Mal zerbricht es mein Herz ein weiteres Mal, auch wenn ich versuche stark zu bleiben. Genau so, wie ich es ihm damals versprochen habe.

Dennoch haben mich diese Gedanken von Selbstmord und Selbstverletzung nicht in Ruhe gelassen.

Das Einzige, das mich jedes Mal daran gehindert hat, mir auch nur ein Haar zu krümmen, ist dieses Versprechen, das ich Jungkook damals, vor gut einem Jahr, gegeben habe.

Aber dennoch ändert das nichts daran, dass ich innerlich am Ende meiner Nerven bin und es ändert auch nichts an meinen Gedanken.

Ich versuche für Jungkook stark zu bleiben. Für ihn weiter zu leben. Dennoch zerbreche ich jeden Tag aufs Neue — wenn ich in meinem Bett alleine aufwache und mir vor Augen geführt wird, dass ich auch heute Jungkook's Lächeln nicht sehen werde — ein Stück mehr. Dass ich sein Lächeln nie wieder sehen würde. Nur auf Bildern von unserem gemeinsamen Fotoalbum und in meinen Gedanken werde ich dieses Hasenlächeln noch sehen.

„Kommst du mit in die Bar, Taehyung?" werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als mich einer meiner Mitschüler anspricht, der heute ebenso seinen Schulabschluss bekommen hat. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und antworte: „Nein. Ich werde wohl nur mit meiner Familie feiern, bevor ich umziehe." Nickend wendet sich mein Mitschüler ab und ich gehe nun zu Jimin und Hoseok.

Hoseok gratuliert seinem Freund zum Schulabschluss und drückt ihm Küsse auf, während ich die Beiden traurig dabei beobachte.

Wie sehr wünsche ich mir, dass du jetzt auch hier wärst...

Augenblicklich bilden sich Tränen in meinen Augen, als ich nach oben in den Himmel schaue und mir vorstelle, wie Jungkook Jimin, Hoseok und mich von oben beobachtet und traurig lächelt, weshalb sich auch bei mir ein trauriges Lächeln ausbreitet.

„Ich liebe dich." murmle ich leise, noch immer gen Himmel schauend.

Dann senke ich meinen Kopf und wische mir die Tränen von meinen Wangen, ehe ich die restlichen Schritte auf meine Freunde zugehe.

„Glückwunsch zum Schulabschluss, Tae." lächelt mich Hoseok an und umarmt mich, weshalb auch ich zu lächeln beginne und die Umarmung erwidere, ehe ich mich bei ihm bedanke. „Kommst du noch mit zu uns?" fragt Hoseok, als wir die Umarmung wieder gelöst haben.

Hoseok und Jimin sind mittlerweile aus dem Haus von ihnen, Jin und Jungkook ausgezogen und haben ein eigenes Haus.

Ich schüttle auf die Frage des ältesten anwesenden meinen Kopf, ehe ich nun auch mit Worten antworte: „Ich bin noch mit Jackson verabredet und will dann einfach nur nachhause, um meine restlichen Sachen für den Umzug nach Busan zu packen." lächle ich betrübt. „Ich finde es schade, dass du Daegu verlässt, aber dennoch hoffen wir, dass es dir gut gehen wird." entgegnet Jimin ebenso betrübt und umarmt mich, ehe Hoseok und Jimin mir nochmal zu winken, was ich ihnen gleich tue, ehe ich mich nachhause begebe, wo meine Eltern mich auch sogleich begrüßen.

„Und, wie ist dein Abschlusszeugnis?" fragt meine Mutter neugierig und lächelnd reiche ich ihr es. Direkt sieht sie es sich an, während mein Vater mit hinein schielt. „Hey, mal wieder fast überall nur Einsen. Mein Sohn ist ein kleiner Streber." lächelt meine Mutter und wuschelt mir durch meine Haare. „Und? Feierst du deinen Abschluss auch noch schön?" fragt mein Vater weiter, doch ich schüttle einfach den Kopf.

„Mir ist nicht nach feiern zu mute, bei dem Gedanken daran, dass Jungkook's Beerdigung in wenigen Tagen ist." beantworte ich traurig lächelnd nun auch mit Worten, während ich die Träne, die erneut aus meinem Auge kommt, direkt wegwische und meine Mutter, die diese Träne ebenso bemerkt, mich direkt in ihre Arme nimmt.

„Es tut mir so leid, dass das Alles so gelaufen ist, mein Bärchen." sagt meine Mutter betrübt, während ich spüre, dass eine Träne auf meinem Haarschopf landet, was mich darauf schließen lässt, dass auch meine Mutter gerade weint.

Kein Wunder, schließlich haben meine Eltern Jungkook so sehr in ihr Herz geschlossen, so als wäre er ihr eigener Sohn. Sie haben quasi eines ihrer Kinder verloren. Zum zweiten Mal.

Eigentlich hätte ich nämlich noch einen jüngeren Bruder gehabt, jedoch verstarb er kurz nach der Geburt, da seine Vitalwerte einfach nicht gut waren. Meine Eltern hatten allgemein Glück, dass sie überhaupt mich bekommen haben, schließlich wurde ihnen gesagt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, überhaupt jemals schwanger zu werden und dann auch noch ein gesundes Kind zu bekommen, war eigentlich so gut wie unmöglich.

„Ich pack' dann mal meine restlichen Sachen für Busan." schniefe ich leise, was meine Eltern abnicken und ich anschließend nach oben in mein Zimmer gehe.




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Ghost Of You {TaeKook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt