Kapitel 17: Schlechter Lügner (1.227)

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Taehyung:

„Wir...Wir sollten das Positive sehen."

Nach diesen Worten schließe ich meine Augen und versuche runter zu kommen.

„Und wie können wir Jungkook befreien?" fragt nun Hoseok, doch Jin's Antwort bekomme ich gar nicht mehr mit, da ich plötzlich nicht mehr im Sitzen auf einer Couch bin, sondern liegend auf einer Picknickdecke auf einer Wiese. Also öffne ich wieder meine Augen und stelle fest, dass ich wohl wieder in Jungkook's Welt gezogen wurde.

Irritiert setze ich mich auf und blicke mich um.

Nichts als Grünland. Nicht mal eine einzige Person ist zu sehen.

Noch immer irritiert stehe ich schließlich auf und betrachte die Picknickdecke genauer. Ein Korb befindet sich auf dieser und auch Kerzen leuchten nicht unweit von der Picknickdecke.

Ich kann mich niemals dazu entschieden haben, alleine nach draußen zu gehen, um zu picknicken und das dann auch noch mit Kerzenschein.

„Jungkook?!" rufe ich also fragend, doch erhalte keine Antwort. Also gehe ich den Hügel hoch, wo ein Haus in meinem Blickfeld erscheint. „Jungkook? Bist du hier?" frage ich, als ich das Haus betrete.

„Aish, Tae. Ich hab' doch gesagt, du sollst unten warten und dass ich gleich wieder komme." sagt Jungkook dann, als er mir mit einer Weinflasche und zwei Weingläsern entgegen kommt. „Na komm, lass uns wieder runter gehen." fährt er dann fort und nickt zum Ausgang, ehe er sich an mir vorbei schlendert und das Haus bereits verlässt.

Diesen Moment nutze ich, um einmal tief durchzuatmen.

Okay, Taehyung. Egal, wie sehr du Jungkook gerade einfach nur packen und umarmen und küssen willst — dafür sorgen willst, dass er dich nie wieder loslässt, nachdem du ihn über drei Jahre nicht gesehen hast — darfst du es nicht.

Wenn du Jungkook nicht töten willst, dann musst du so tun, als wäre das eine normale und reale Welt.

Der Kim Taehyung, aus dieser Welt, scheint, seit Jungkook damals verschwand, mit ihm zusammen zu sein.

Sie beide sahen und sehen sich jeden Tag, schließlich wohnen sie auch zusammen in Incheon.

Du darfst Jungkook nicht zeigen, dass du ihn eine lange Zeit lang nicht gesehen hast. Du musst so tun, als wäre alles normal.

Auch schön. Ich darf Jungkook nicht sagen, dass seine Welt nicht die Realität ist, weshalb ich so tun muss als wäre sie es, aber andererseits darf sie sich für mich auch nicht real anfühlen, weil ich sonst vielleicht auf Ewig hier gefangen bleibe.

„Kommst du?" ertönt dann wieder Jungkook's Stimme, weshalb ich kurz zusammenzucke, ehe ich mich dann zu ihm drehe und antworte: „Ja, ich komme." Ich quäle mich zu einem Lächeln. „Ist alles okay?"

Nein, verdammt! Nichts ist okay! Ich muss dich verdammt nochmal anlügen!

„Ja, klar." beantworte ich also unsicher seine Frage, ehe ich ihm nun die Flasche Wein abnehme und mich an ihm vorbei schlendere, während ich sage: „Lass uns wieder runter gehen."

Ich blicke nicht zurück, sondern steure einfach nur die Richtung an, aus der ich zuvor gekommen war und komme schließlich wieder bei der Picknickdecke an.

Ich seufze und lasse mich auf ihr nieder, während ich nun warte, dass auch Jungkook wieder hier auftaucht, was er schließlich auch macht. Mit zwei Gläsern im Schlepptau lässt er sich nun neben mir nieder.

„Dann schenk mal ein." sagt er dann und sofort folge ich seiner Anweisung, ehe ich die Weinflasche in den Picknickkorb stelle. „Auf uns." meint Jungkook dann und hält mir auffordernd sein Glas ein wenig entgegen. Ich mustere ihn erst eine Weile irritiert, ehe ich seine Worte wiederhole und wir anstoßen.

Anschließend nehmen wir einen Schluck und starren dann einfach in den Sternenhimmel.

Doch nur wenig später spüre ich einen Blick auf mir. Ich versuche ihn zu ignorieren, doch wenn man angestarrt wird, fühlt man sich so unfassbar unwohl, sodass man früher oder später doch nachsieht.

Also drehe ich mich nun doch zu Jungkook, der mich eingehend mustert. „Ist wirklich alles okay mit dir, Tae?" „Natürlich." „Wirklich?" hakt er weiter nach. „Mhm." beantworte ich nun auch diese Frage seinerseits mit einem Kopfnicken.

Jungkook holt kurz tief Luft, während er mir mein Glas aus meiner Hand nimmt und es samt seines eigenen beiseite stellt. Dann setzt er sich mir gegenüber in das Gras und sieht mich eindringlich an, während seine Hände auf meinen Oberschenkeln ruhen und sachte über sie streichen. „Warum lügst du mich wieder an?" fragt er dann.

„Ich lüg' dich doch gar nicht an." „Da. Schon wieder. Tae, deine Augen und deine Körperhaltung verraten dich. Du warst schon immer ein schlechter Lügner. Ich weiß, wenn du mir die Wahrheit verschweigst, die Frage ist nur, warum du sie mir verschweigst. Gestern Nachmittag hast du auch gelogen, was dein Befinden anging."

Er streicht mir wieder beruhigend durch meine Haare, während er weiter spricht: „Sprich doch mit mir." Ich reagiere darauf nicht, sondern presse nur meine Lippen zusammen und wende den Blick ab.

Na toll. Und was mache ich jetzt?

„Ist...Ist es wegen dem, von dem du mir gestern erzählt hast?" fragt er weiter und legt besorgt seinen Kopf schief. Sofort richte ich verwirrt meinen Blick auf ihn.

Ein Fehler, wie sich herausstellen wird.

„Du...Du weißt nicht mehr, was du mir gestern erzählt hast?" fragt er nun und weitet augenblicklich seine Augen. Ich schüttle einfach nur mit dem Kopf und wende meinen Blick wieder von ihm ab.

Was soll ich denn auch groß anderes tun?

„Weißt du noch, dass ich dich gestern früh schlafen gelegt habe und ich dir erneut von meiner Magie erzählt habe, als ich von der Uni zurück kam?" fragt er und runzelt dabei leicht seine Stirn. Diese Frage seinerseits nicke ich einfach nur ab. „Aber du erinnerst dich nicht mehr an den schwarzen Raum, oder dass du mir davon erzählt hast?" Diese Frage beantworte ich wieder mit einem Kopfschütteln.

Mit großen Augen springt Jungkook auf und sieht mich schockiert von oben an, während ich noch immer auf dem Boden sitze. „Das kann nicht sein. Habe ich das damals doch nicht nur geträumt? Ist das Alles hier nicht real?" murmelt er, während nun auch ich mich langsam vom Boden erhebe, da mir Jungkook's Auftreten gerade ziemliche Sorgen bereitet. Er sieht hektisch mit seinen Augen von links nach rechts und auch seine Atmung wird immer hektischer.

„Ist alles okay mit dir?" frage ich besorgt, während ich ein wenig auf ihn zu gehen will. Doch auf einmal gibt er plötzlich einen schmerzerfüllten Laut von sich, während er seine Hand an seinen Kopf hält und wieder auf den Boden fällt. „Jungkook!" rufe ich und lasse mich neben ihn fallen, während er weiterhin vor sich hinmurmelt: „Nein, das kann nicht sein. Das Alles hier fühlt sich viel zu real an, als dass es es nicht sein kann. Das muss damals ein Traum gewesen sein."

Nochmals verzieht er schmerzerfüllt sein Gesicht, während sich seine Atmung langsam wieder beruhigt und ich mich neben ihn setze. „Was ist passiert? Gehts dir gut?" frage ich besorgt und mit Tränen in den Augen, während meine Hände sein Gesicht umfassen, damit ich ihn betrachten kann. Er legt eine seiner Hände an meinen Arm und beantwortet mit schwacher Stimme meine Frage: „Ja. Es...Es ist alles...okay. Mir war nur...ein wenig...schwindlig."

Immer wieder bricht seine Stimme ab und wird immer leiser, während er antwortet. Auch seine Augen scheinen ihn immer wieder zu fallen zu wollen. Als er letztendlich zu Ende gesprochen hat, fallen sie ihm nun ganz zu und sein Arm fällt schlaff auf die Wiese.




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Ghost Of You {TaeKook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt