Kapitel 16: Schwarze Magie (1.093)

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Taehyung:

Als ich am nächsten Morgen wach werde, bin ich selbst davon überrascht, dass ich tatsächlich mal schlafen konnte, wenn auch nur für gut drei/vier Stunden, die ich nicht mal durch geschlafen habe, sondern über die Nacht verteilt.

Aber Schlaf ist Schlaf und Schlaf ist wichtig.

Ich strecke mich also noch einmal, ehe ich nun aufstehe und die Treppen nach unten gehe, jedoch einige Stimmen vernehme. „Aish! Was machst du nur für Sachen?" „Es tut mir leid. Wirklich." entgegnet eine Stimme, die jedoch weder zu Hoseok noch zu Jimin gehört. „Jin?" frage ich also leise, ehe ich die Treppen nun ganz runter gehe und da dann tatsächlich Jin, Jimin und Hoseok sehe.

„Jin!" rufe ich und gehe schnellen Schrittens zu dem Ältesten von uns und umarme ihn stürmisch. Seit drei Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen und auch nichts mehr von ihm gehört, weshalb ich unglaublich glücklich darüber bin, dass es ihm gut geht. Jin jedenfalls stolpert ein paar wenige Schritte zurück, erwidert meine Umarmung jedoch, die ihn wohl sehr überrumpelt hat.

„Warum hast du Arsch über drei Jahre nichts mehr von dir hören lassen?!" sage ich empört und boxe ihm leicht gegen seine Schulter, als wir die Umarmung gelöst haben. Mit einem leisen „Au" reibt er sich über die Stelle, auf die ich ihn geboxt habe, ehe er nun auch etwas sagt: „Es tut mir leid, Taehyung. Wirklich. Aber ich musste Jungkook so schnell wie möglich finden. Wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft."

„Was heißt rechtzeitig?" frage ich gleich, woraufhin Hoseok meint, dass es wohl besser wäre, sich zu setzen, weshalb wir vier uns auch sogleich auf der Couch niederlassen. Die Kamera, die mir Jungkook zu meinem Geburtstag geschenkt hat und in der er nun schon seit drei Jahren gefangen ist, liegt bereits hier auf dem Wohnzimmertisch, weshalb ich sie direkt in meine Hände nehme und liebevoll über sie streiche.

„Was genau hat es nun mit diesem Zauber auf sich, Jin?" fragt nun auch Jimin.

„Er gehört der Schwarzen Magie an, wie ihr ja bereits wisst. Ich habe mir so viele Zauber durchgelesen, für den Fall, dass ich euch in Sicherheit bringen muss, da Jungkook sich ja selbst hätte verteidigen können, ihr jedoch nicht. Eigentlich habe ich diesen Spruch nur gelernt, um euch in Sicherheit bringen zu können, doch dann überschlugen sich diese ganzen Ereignisse. Ich wollte das wirklich nicht, aber ich wusste einfach nicht, was ich tun konnte. Jungkook wollte dir, Tae, damals deine Kamera bringen, da du sie bei uns vergessen hast, doch dazu kam es nicht mehr. Es war an dem Tag, an dem Jungkook seine Magie abgegeben hat, um mit dir zusammen sein zu können. Durch diese Prozedur war er unglaublich geschwächt, weshalb ich ihn schlafen gelegt habe. Damit sein Körper sich wieder auskurieren und regenerieren kann. Nachdem er wach wurde, haben er und ich zu Abend gegessen und im Anschluss wollte er dir wie gesagt die Kamera vorbei bringen und dich auch gleich darüber aufklären, dass er ein Magier ist. Beziehungsweise war. Doch als er die Haustür geöffnet hat und das Haus verlassen wollte, standen plötzlich zwei rote Magier davor. Sie waren Komplizen von den Mördern unserer Eltern und sie wurden dazu beauftragt, Jungkook und mich zu vernichten, sollten sie es nicht selbst schaffen. Die Beiden haben den Mördern unserer Eltern all die Zeit über dabei geholfen, Jungkook und mich aufzuspüren. Es kam zum Showdown. Jungkook konnte sich ohne seine Magie nicht gegen die beiden Magier behaupten, wodurch ich alles versuchte, was in meiner Macht stand. Den ersten konnte ich recht schnell ausschalten, doch der zweite war wesentlich mächtiger. Er hatte es spielend leicht. Mit der einen Hand paralysierte er mich und mit der anderen bedrohte er Jungkook. Seinen angsterfüllten, jedoch auch mit Sorge um mich gefüllten Blick werde ich niemals vergessen. Ich habe Jungkook schon oft wegen seiner Depressionen und seinem Suizid-Versuch zerbrechlich gesehen, doch das hat alles überschritten. Ihn so gesehen zu haben, hat mich fertig gemacht. Dieser Anblick verfolgt mich immer noch. Mit meiner letzten Kraft konnte ich letztendlich doch noch diesen einen Zauber sprechen. Diesen einen Zauber, um ihn wenigstens für einen bestimmten Zeitraum in Sicherheit zu bringen."

Während Jin erzählt, mehren sich die Tränen in seinen Augen und auch meine werden mehr und mehr. Doch auch bei Jimin und Hoseok ist das so, auch wenn sie es eigentlich schon wissen müssten.

„Jungkook wurde in die Kamera gezogen, jedoch hat Schwarze Magie mehr als nur einen Nachteil. Der erste Nachteil an diesem Zauber ist der, dass der Gegenstand, in den die Person gezogen wurde, beliebig wohin teleportiert werden kann. Und das in einem Radius von einhundert Kilometer und an Orte, die für die Person im jeweiligen Gegenstand wichtig waren. Deshalb bin ich auch sofort weg gefahren und habe jeden möglichen Ort soweit wie möglich abgeklappert. Damit, dass jener Ort letztendlich nur ein paar Meter entfernt war, habe ich einfach nicht gerechnet. Für den zweiten Nachteil müsst ihr wissen, dass Jungkook wirklich absolut keinen Plan davon hat, dass er in einer anderen Welt lebt. Für ihn ist sie die Realität. Für ihn hat dieser Kampf mit diesen Roten Magiern nie stattgefunden. Er hat zuvor geschlafen und mit dem Zeitpunkt, in dem er in die Kamera gezogen wurde, ist er in dieser anderen Welt aufgewacht. Für ihn war dieser Kampf mit den Roten Magiern nichts weiter als ein Albtraum. Die Welt, in der er lebt, gleicht einer Traumwelt, doch das ändert sich nach drei Jahren, womit wir beim zweiten Nachteil ankommen. Nach drei Jahren, beginnt Jungkook wieder Albträume zu bekommen. Zumindest hat mir das ein Schwarzer Magier so erzählt, dem ich auf meiner Suche nach Jungkook begegnet bin. In diesen Albträumen wird Jungkook gefoltert und letztendlich umgebracht. Und das so lange, bis diese Albträume Realität werden."

„Was?" hauche ich ungläubig und Jin presst einfach nur seine Lippen aufeinander, während die Tränen jedoch ununterbrochen aus seinen Augen kommen. „Aber wir haben noch Glück, dass...dass Jungkook 'erst' vierundvierzig Monate in dieser Kamera ist. Ab fünfzig Monaten werden die Albträume Realität. Für ihn existieren im Moment 'nur' die Albträume. Eine Sache, mit der Jungkook mehr als nur klarkommt, nach gut acht Jahren Albträumen, in denen er gesehen hat, wie unsere Eltern gestorben sind und wir anschließend getötet wurden. Wir...Wir sollten das Positive sehen."

Nach diesen Worten schließe ich meine Augen und versuche runter zu kommen.

„Und wie können wir Jungkook befreien?" fragt nun Hoseok, doch Jin's Antwort bekomme ich gar nicht mehr mit, da ich plötzlich nicht mehr im Sitzen auf einer Couch bin, sondern liegend auf einer Picknickdecke auf einer Wiese.




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Ghost Of You {TaeKook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt