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"Das war eine verdammt dumme Idee..."
Draco trottete schweren Herzens hinter Harry her, fast so, als würde er gerade zu seiner eigenen Hinrichtung geführt. Und genauso fühlte er sich auch. Seine Hände kribbelten vor Aufregung, seine Beine fühlten sich vor Angst merkwürdig taub an und wollten ihm kaum noch gehorchen. Oftmals schon war er über seine eigenen zittrigen Füße gestolpert, weshalb auch Harry angespannter war als sonst.
Den ersten Weg hatten sie mit dem fahrenden Ritter hinter sich gebracht, obwohl Harry zuvor noch skeptisch war. Doch Draco konnte ihn umstimmen, sodass er zum ersten Mal mit dem Bus fuhr. Aber Harry ließ das Gefühl gefangen zu sein einfach nicht los, auch, als der Bus endlich hielt, auch, als sie endlich aus dem Bus gestiegen und weiter gelaufen waren.

"Vielleicht. Wir sind fast da.",antwortete Harry nur und drückte aufmunternd Dracos Hand.
Dieser jedoch gab nur ein kurzes zustimmendes Gemurmel ab und starrte in die Ferne.

Kurz vor Morgengrauen hatten sie das nötigste zusammengesucht und waren aufgebrochen, bevor Draco es sich noch einmal anders überlegen sollte.

Da sie keine funktionierende Uhr mit sich genommen hatten, konnten sie nur rätseln, das es gerade Mittag war.
Die Sonne verbrannte gnadenlos ihre müden Knochen und schien sich auch nicht verziehen zu wollen.

"Harry bitte..lass uns zumindest Pause machen. Ich kann echt nicht mehr..",flehte Draco erschöpft, weshalb sich Harry zu ihm drehte und ihn nur abschätzend musterte.
"Du weißt das wir nicht einfach warten können. Das ist zu gefährlich. Das kleine Stück hälst du sicher noch durch.",antwortete Harry nur und zuckte dabei gleichgültig mit den Schultern.

So liefen sie, nun Hand in Hand, weiter und schwiegen sich an, weil es nichts mehr zu sagen gab, das sie nicht schon längst durchgesprochen hätten.
Der Mittag wurde langsam zum Abend und je näher sie Hogsmeade tatsächlich kamen, desto beunruhigter wurden sie.
Auch Draco wollte nun nichts mehr von einer Pause wissen, denn je näher sie sich Hogwarts befanden, desto mehr liefen sie Gefahr erkannt zu werden.

Hermine und Ron waren schon längst in Hogwarts angekommen, um die Horcruxe zu suchen und zu zerstören, da Harry erst noch Draco retten wollte, wie er es nannte.
Harry machte sich Sorgen um seine Freunde, denn er hatte nichts von ihnen gehört, weder ob alles glatt gelaufen war, noch ob sie die Horcruxe bereits alle gefunden hatten.

"Hogsmeade",flüsterte da plötzlich Draco aus dem Nichts heraus und Harry erschrak fast dabei. Es traf ihn so unvorbereitet und klang dabei auch noch so zerbrechlich anklagend, dass es ihn einfach im ersten Moment völlig aus der Fassung brachte.
Aber tatsächlich.
Als er aufblickte, in das dunkle Dorf vor ihnen, das in der abendlichen Röte bereits zu schlummern schien, erkannte er Hogsmeade wieder.
Aber diesmal lag ein fast bitterer, einsamer Ausdruck über dem Dorf, den er noch nicht kannte.
Zuvor hatte er Hogsmeade immer mit einer Art Heimweh entgegengeblickt, wenn er nach den Sommerferien bei den Dursleys endlich wieder in die drei Besen gehen konnte, um Butterbier mit seinen Freunden trinken zu gehen oder sich Süßigkeiten aus dem Honigtopf besorgen konnte.
Mit diesem leeren Ort, der sich ihm nun bot, verband er nichts mehr mit seiner glücklichen Zeit in Hogwarts.
Verband er nichts mehr mit dem Hogwarts, das er als Elfjähriger so lieben gelernt hatte.

Draco zog an Harrys Handgelenk und befreite ihn so aus seiner Trance ohne noch ein weiteres Wort sagen zu müssen.
Sie gingen schließlich weiter, vorsichtig und schweigend.
Mittlerweile hatten sie ihre Hände gelöst, damit sie sich jeweils auf sich selbst konzentrieren konnten.
Langsam schritten sie ihrem Schicksal entgegen, mit jedem Schritt, denn sie achtsam vorangingen, kamen sie den ersten Häusern von Hogsmeade näher, bis sie sich schon hinter dem ersten Laden verstecken konnten um aufzuschnaufen.
Sie waren noch nicht entdeckt worden, aber sie waren ja auch noch nicht am Ziel. Aber diese Pause war jetzt einfach von Nöten, wenn sie nicht doch noch vor Aufregung zusammenbrechen wollten.
Draco verstand zudem nicht, wie Harry einfach unerkannt in Hogwarts einspazieren wollte, wenn es dort nur von Todessern wimmelte, zu denen er ja immernoch irgendwie gehörte, auch wenn er sich letztendlich für Harry entschieden hatte.
Aber sagen wollte er auch nichts, immerhin war Harry der Auserwählte und würde es schon irgendwie schaffen.
Und wenn es von Nöten war, auch alleine.

Aber vielleicht hatte Harry ja auch schon einen genauen Plan, von dem er bisher einfach nichts erfahren hatte.

So liefen sie immer weiter und wurden mit jedem Stückchen unvorsichtiger, bis das Bellen ertönte.
Ein lautes, motones Bellen, das die Stille in sich zerfallen ließ.
Daraufhin schrie jemand.

"Harry Potter",ertönte es plötzlich und einige Häuser, die zuvor völlig abgedunkelt waren, erstrahlten sofort in hellsten Farben.

Die Geräusche um sie herum wurden immer lauter und anklagender, sie liefen einfach weiter, beschleunigten ihre Schritte und sahen sich immer wieder aus angsterfüllten Augen an, als hätten sie Bedenken der jeweils andere könnte sich in Luft auflösen.

"Harry Potter!"

Die Schreie verfolgten sie und je näher sie kamen, desto hoffnungsloser schien ihnen die Situation zu werden.
Hogsmeade war nicht mehr wie früher, zu deutlich war ihnen das nun geworden.

"Harry Potter!"

Diesmal kam es von einer einzigen Person, ganz nah bei ihnen.

"Hier rüber!"

Draco dachte nicht lange darüber nach und zog Harry hinter sich her, der auch nicht weiter zu wissen schien, in das Haus des Mannes, den er zuvor noch nie gesehen hatte, aber dessen Stimme ihm vertrauenswürdiger vorgekommen war als die restlichen Schreie dieses kleinen, veränderten Ortes.

Die Türe fiel ins Schloss und die Schreie verstummten sofort, jetzt jedoch saßen sie in einem Haus, mit jemandem, den sie beide nicht kannten. Obwohl Harry das Gesicht des Mannes ungemein bekannt vorkam, auch wenn er es durch den Schock noch nicht ganz zuordnen konnte.

"Scheiße, Harry...die haben uns schneller bemerkt als wir dachten..",durchbrach Draco diese ungewollte Stille und musterte den alten Mann skeptisch, bevor er sich ganz an diesen wandte.
"Und wieso helfen sie uns? Gehören sie auch zu dieser Meute da draußen?"

Aberforth machte nur eine einladende Bewegung in Richtung der beiden Jungen, bevor er die beiden hineinführte.
Drinnen erwartete sie bereits Hermine, die ihnen einen Teller mit altaussehender Pizza unter die Nasen hielt.
"Ihr solltet was essen",meinte sie zur Begrüßung und musterte die Beiden, bevor sie Harry den Teller auffordernd in die Hand drückte.
"Na los jetzt!"

"Auch schön dich zu sehen",meinte Harry und biss dankbar ein Stück der Pizza ab. Er wusste, das Draco nach dem ganzen Schock dieses Tages ohnehin keinen einzigen Bissen hinunterbekommen würde, weshalb er die Pizza ganz für sich alleine beanspruchte.

"Danke Aberforth, dass sie auf die Beiden gewartet haben",meinte Hermine dann noch zu dem alten Mann gewandt, bevor sie Harry grob Richtung eines Gemäldes schob.
"Los jetzt, wir müssen rüber. Ron und Neville warten mit den anderen schon im Raum der Wünsche auf uns"

"Aber 'Mine...",wollte Harry mit einem letzten Bissen der Pizza protestieren, aber sie ließ nicht locker, weshalb er den Teller stehen ließ und in den kleinen Tunnel kroch, den sie durch aufschieben des Gemäldes offenbart hatte.
"Ich werde dir alles erklären, aber in Hogsmeade ist das gerade einfach zu gefährlich für dich", sagte sie und wie zur Bekräftigung dieser Worte hämmerte es von draußen an die Türe Aberforths.
"Los jetzt Harry!",heizte Hermine Harry ein und schob nun auch Draco voran.

Bis sie durch den Tunnel endlich Licht ausmachen konnten, dass nicht von ihren Zauberstäben stammte, dauerte es eine lange, ermüdende Weile.
Und tatsächlich.
Als sie endlich in die Freiheit krabbelten, wurden sie im Raum der Wünsche gebührend empfangen.

Die ganze Schule schien gekommen zu sein, Ron, Ginny, Neville...alle waren gekommen.
Jeder feierte Harry Potter, der nun endlich nach Hogwarts zurück gekommen war um sie alle zu retten.

Draco war es egal das ihn niemand begrüßte oder wahrnahm, denn immerhin war er der Todesser, der bei der Ermordung Dumbledores mitgewirkt hatte.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass nicht alle Häuser im Raum der Wünsche versammelt waren.
Slytherin fehlte, war hier nicht anwesend..bis auf einen, Asher. Ihn hatte er sofort erkannt und lächelte ihm nun erleichtert zu.
Draco hatte gewusst, dass er anders war.

Ihm vielleicht ähnlicher als zuvor angenommen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 11, 2021 ⏰

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