Verdrängte Gefühle?

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1 Woche nach meinen Vorstellungsgespräch erhielt ich die Absage. Zwar hatte ich während des Gespräch ein sehr gutes Gefühl aber es sollte wohl nicht sein. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Irgendwann werde ich wohl dir richtige Ausbildung finden. Dann haben ich wenigstens noch Zeit mein Buch weiterzuschreiben und Bianca kann sich an meiner Tochter gewöhnen.

Gerade bin ich dabei meine Briefe zu öffnen als mir einer ins Auge stieß. Von der Staatsanwaltschaft in New York. Sofort wusste ich, dass es nichts gutes bedeutet. Vorsichtig öffnete ich den Brief. Natürlich wusste ich, dass dort der Termin stand, wann Mehmet hingerichtet wird.

Eigentlich müsste ich mich freuen wenn Mehmet endlich aus der Welt ist aber ich freue mich nicht. Immerhin ist er noch der Vater meiner Tochter. Ich wollte doch immer, dass meine Tochter ihren Vater kennenlernt und jetzt wird sie ihn wahrscheinlich nie kennenlernen. Aber möchte ich wirklich, dass meine eigene Tochter Mehmet kennenlernt? Nein das kann ich gar nicht wollen. Ich hätte doch jedes Mal Angst, dass er sie entführt. Er hat schon einmal versucht mir meine Tochter wegzunehmen. Seit den Mord an Halit hat Mehmet sich geändert und das bestimmt nicht zum positiven. Er hat mir mein Leben zur Hölle gemacht.

Wenn ich jetzt so nachdenke verstehe ich Mehmet auf irendeiner Art und Weise. Ich könnte damit auch nicht umgehen ein Menschenleben auf den Gewissen zu haben. Ich würde damit einfach nicht klarkommen, so sehr ich auch möchte. Hat man nicht die ganze Zeit das Gesicht des Toten vor Augen? Ich nehme es mal an außer man hat ein Herz aus Stein aber das hatte Mehmet nie. Sag ich lieber am Anfang hatte er ein Herz aber nach und nach ist die liebevolle Seite in ihm gestorben. Was eigentlich schade ist. Wenn er so geblieben wäre, wie ich ihn kennengelernt habe, dann wären wir sicherlich jetzt eine glückliche kleine Familie und er wäre nicht zum Tode verurteilt worden.

Aber ich will nicht länger in Gedanken schwelgen. Die Zeiten mit Mehmet sind zum Glück vorbei. Endlich kann ich mein Leben in meine Hände nehmen. Zwar läuft es bisher nicht sonderlich gut aber es braucht Zeit. Ich habe knapp 18 Jahre unter Befehlen gelebt. Nie durfte ich meine eigenen Entscheidung treffen. Immer haben andere über mein Leben bestimmt. Es ist einfach ungewoht jetzt alleine zurecht zu kommen. Außerdem ist es mir unangenehm Dilan finanziell so auszunehmen. Er kauft meiner Tochter und mir alles was wir brauchen. Wie soll ich es ihm jemals zurück geben? Ohne Ausbildung und ohne die Hilfe des Staates.

So verwarf ich meine Gedanken und widmete mich wieder meinen Buch.

Aber ich habe schon eine andere Idee. Wenn es mit einen Ausbildungsplatz nicht klappt muss ich mir eben was anderes überlegen. Ich werde mein Buch wenn ich es zu Ende geschrieben habe zu einen Verlag schicken. Vielleicht werde ich so an Geld kommen. Eigentlich hatte ich es sowieso vor aber vielleicht kann ich als Beruf Autorin werden. Natürlich weiß ich, dass die meisten Autorin doppelt so alt sind wie ich aber in ein Jahr habe ich schon so viele Erfahrungen gesammelt, dass ich mich mit einer 25 jährigen gleich setzen kann. Außerdem hat schreiben ja nichts mit dem Alter zu tun. Jeder der eine Schule besucht hat oder noch besucht ist in der Lage seine eigenen Idee oder Erfahrungen in ein Buch festzuhalten.

So schrieb ich Tag und Nacht an meinen Buch. Einige Male musste ich sogar weinen als die Erinnerungen von damals wieder die Oberhand hatten. Aber ich erinnere mich gerne an vergangenes wenn es anderen Leuten hilft sich aus Gefangenschaften zu befreien. Ich habe mir schon von Anfang an vorgenommen auch anderen Mädchen, die in meiner damaligen Situation waren oder noch sind zu helfen. Eigentlich habe ich den Gedanken abgeworfen weil ich die Hoffnung aufgegeben habe. Aber jetzt da ich selber frei bin will ich den anderen helfen. Jetzt wo ich die Möglichkeit dazu habe.

"Na schon wieder fleißig am schreiben", rieß mich die wunderbare Stimme von Dilan aus den Gedanken.

"Ja natürlich. Ich will das Buch so schnell wie möglich an einen Verlag schicken, die es veröffentlichen", erwiderte ich daraufhin und klappten den Bildschirm meines Laptops zu.

"Darf ich immer noch keinen Blick drauf werfen?", fragte er schmollend.

"Nein erst wenn ich es fertig und überarbeitet habe", sagte ich streng.

"Ach komm schon. Ich kann dir doch Tipps geben oder sich sogar loben", flehte er mich an.

"Dilan du willst doch nur wissen, wie ich dich beschrieben habe", entgegnete ich lachend. Natürlich spielen alle Menschen in meinen Umfeld eine Rolle. Alle die mit meiner Geschichte zu tun habe, da ist Dilan mit inbegriffen. Aber ich habe bewusst andere Namen genommen, damit sich keiner angegriffen fühlt. Außerdem habe ich beschlossen das Buch unter meinen eigenen Name zu veröffentlichen. Damit jeder weiß, dass ich zu meiner Geschichte stehe und ich mich nicht schäme. Ich will allen zeigen, dass jeder es schaffen kann was aus seinen Leben zu machen. Jeder Mensch ist für sein Leben selber verantwortlich. Niemand muss sich von einen Mann den sie kaum kennen Vorschriften machen.

"Ja das ist immerhin mein Recht", entgegnete er und kam mir näher. Dilan ist so neugierig, es ist einfach unfassbar. Kann er sich nicht einfach gedulden bis ich es fertig habe. Aber Geduld kennen Polizisten nicht.

"Dilan ich bleibe bei meiner Entscheidung und Schluss jetzt", sagte ich lachend als er mich kitzelte. Sofort ließ ich den Laptop los und krümmte mich vor lachen. Ich bin einfach zu kitzelig und das weiß Dilan ganz genau. Er nutzt es einfach aus um an meiner Geschichte zu kommen, wie gemein. Als er den Laptop öffnete schnaufte er einmalt und ich konnte nicht mehr. Sein Blick war einfach göttlich. Ich konnte nicht mehr gerade auf den Stuhl sitzen bleiben. Ich plumpste auf den Boden und kriegte mich vor Lachen nicht mehr ein.

"So lustig ist es auch nicht. Ich hätte wissen müssen, dass du Köpfchen hast", entgegnete Dilan betrübt. Ja ich habe Köpfchen und lasse niemanden an meiner Geschichte solange ich es demjenigen nicht erlaube. Also habe ich einfach mal einen Code im Laptop eingestellt.

"Man du hättest dein Blick sehen sollen", erwiderte ich lachend.

"Ja meine Blicke sind nun mal genial", sagte er und schloss den Laptop daraufhin wieder.

"Ich zeig dir mein Buch wenn es fertig ist, versprochen. Du bist der Erste, der die Geschichte lesen darf", sagte ich wieder ernst und stand vom Boden auf.

"Das will ich doch hoffen", entgegnete er und zog mich auf sein Schoss.

"Das ist doch selbstverständlich. Ich danke dir vom ganzen Herzen was du alles für meiner Tochter und mir getan hat. Nur wegen dir sind wir von Mehmet weggekomme. Nur wegen dir lebt meine Tochter überhaupt noch", sagte ich und schling meine Arme um seinen Hals. Wenn ich so nachdenke habe ich nur ihn. Er ist der einzige der mich unterstützt. Es fühlt sich gut an, dass es wenigstens einen gibt, dem was an mit liegt.

"Aisha du musst dich nicht jeden Tag bei mir bedanken. Du liegst mir am Herzen. Ich mache es alles gerne für dich. Du hast es verdient endlich glücklich zu werden und ich werde alles tun um dich glücklich zu machen", hörte ich ihn sagen. Im gleichen Moment drehte er sein Gesicht in meiner Richtung und plötzlich waren unsere Gesichter nur wenige Millimeter voneinander entfernt. Ich kann mich nicht erinnern schon mal so nah bei ihm gewesen zu sein.

Never look backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt