Never look back

Freunde sind füreinander da

Am nächsten Tag setzte ich meinen Plan dann auch in die Tat um. Mehmet hat sich  nicht mehr seitdem Vorfall gestern blicken gelassen. Er hat auf der Couch geschlafen, so weit sind wir jetzt also schon. Es tat mir schon weh, dass er nicht neben mir geschlafen hat. Ich brauche ihn und seine Nähe doch, genau wie sein Kind. Wir brauchen ihn und wollen ihn nicht verlieren. Ich will nicht, dass es wieder alles von vorne anfängt. Gerade wird doch alles gut. Warum musste Dilan auch wieder auftauchen. So langsam fange ich an ihn zu hassen. Natürlich bin ich ihn dankbar, dass er mir geholfen hat aber das gibt ihm noch lange nicht das Recht mir das Leben jetzt zur Hölle zu machen. Ich will doch nur glücklich sein, für immer und nicht immer für kurze Momente.

Ich zog mich an und aß noch schnell was immerhin muss ich bei Kräften sein wenn ich Dilan gegenüber stehe. Ich habe nur ein Problem: Wo ist Dilan jetzt? Eigentlich muss er ja in meiner Nähe sein. Er beobachtet mich ja auf Schritt und Tritt. Also ging ich nur auf der Terasse und schaute mich um. Aber Dilan konnte ich nirgends entdecken, wär ja auch zu schön gewesen. Schließlich ging ich dann zum Strand und ließ mich dort auf ein Handtuch nieder. Die Sonne ist hier so schön und tut meinen Körper gut. Plötzlich geseelte sich jemand neben mir. Ich musste nicht einmal hochzuschauen um zu wissen wer es war. Sein Aftershave würde ich immer erkennen.

"Und hast du dich entschieden?", fragte er mich neugierig. Er denkt doch nicht wirklich, dass ich mich von Mehmet trenne für ihn. Wir lieben uns und haben schon so viel durchgemacht dann werden wir Dilan auch noch los. Damit meine ich jetzt nicht, dass was ihr jetzt bestimmt denkt. Er soll einfach zurück nach Deutschland fliegen und uns in Frieden lassen. Ich weiß gar nicht was er mit dieser Aktion erreichen will. Auch wenn ich Mehmet verlassen würde, damit er nicht in den Knast muss, würde ich nie einen anderen Mann lieben können und erst recht nicht Dilan. Er wäre doch dran Schuld, dass mein Kind ohne seinen leiblichen Vater aufwächst.

"Dilan du willst doch bestimmt nicht, dass mein Kind ohne Vater aufwächst. Ich will das meine Tochter mit beiden Elternteilen aufwächst, die sie lieben", erwiderte ich und blickte ihn zum ersten Mal an.

"Natürlich will ich das nicht. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Mörder als Vater für dich in Frage kommt. Mehmet ist kein guter Umgang für dich und dein Kind. Mach dir mal keine Sorgen, ich werde dich unterstützen mit der Kleinen. Vielleicht kann ich ja die Vaterrolle annehmen", sagte er ganz normal. Am liebsten wäre ich ihn jetzt an die Gurgel gegangen. Mehmet wird ein besserer Vater als er es jemals sein wird. Er wird nie in der Nähe meines Kindes kommen er hat sie doch nicht mehr alle. Er braucht professionelle  Hilfe. Dilan hat sich so verändert, er war doch früher nicht so. Es muss doch irgendwas passiert sein.

"Dilan jetzt erzähl mir mal was los ist? Müsstest du nicht eigentlich arbeiten als hier auf Teneriffa zu sein?", fragte ich vorsichtig nach. Ich wollte nicht so direkt sein. Nachher ist was schlimmes und ich verletze ihn nur.

"Du lenkst vom Thema ab Aisha. Ich möchte nur das Beste für dich", erwiderte Dilan.

"Aber du lenkst auch vom Thema ab. Ich will doch nur wissen wie es dir geht, das ist doch wohl total normal".

"Mir geht es bestens und wie hast du dich jetzt entschieden. Muss ich zur Polizei oder kommst du mit?".

"Ich weiß, dass mit dir was nicht stimmt Dilan. Du hättest mich nie gesucht. Du hast doch gar keinen Grund dazu", entgegnete ich jetzt ernst.

"Vielleicht bist du mir wichtig und außerdem bist du eine Freundin von meiner Schwester", sagte er und schaute mich trauig an. Aber sofort verstand dies und Dilan sah mich wieder ernst an. Ich kenne seine Schwester Lena noch von früher. Wir sind eine zeitlang in einer Klasse gewesen aber nachdem ich im Zeugenschutzprogramm war musste ich leider den Kontakt zu ihr abbrechen. Stimmt was mit ihr nicht?

"Wie geht es Lena überhaupt? Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen", fragte ich ganz normal nach. Ich habe mir nichts Großes dabei gedacht. Ich sah, dass seine Augen glasig wurden. Da stimmt doch wirklich was nicht. So langsam mache ich mir Sorgen. Ist Lena was zugestoßen?

"Dilan was ist los? Du machst mir langsam Angst. Was ist mit Lena?", fragte ich ihn jetzt direkt.

"Aisha ich will einfach nur, dass du zurück nach Deutschland kommst. Ich brauche dich doch", entgegnete er und nahm mich einfach im Arm. Ich ließ es einfach zu. Plötzlich fing Dilan bitterlich an zu weinen. Was ist hier verdammt noch einmal los? Er macht mir Angst.

"Shhh alles wird wieder gut", sagte ich beruhigend und strich ihn sanft über seinen Rücken.

"Nein nichts wird gut. Lena ist tot", sagte er unter Tränen. Zuerst realisierte ich gar nicht was er da sagte aber dann schlug es plötzlich ein wie eine Bombe. Lena ist tot! Aber wie konnte das geschehen, sie war doch erst 17 und kerngesund. Dilan tut mir so Leid. Er macht sich sicher Vorwürfe weil er nicht oft bei ihr sein konnte, weil er einen anstrengenden und zeitauftreibenden Job hat. So saßen wir eine Weile am Strand bis Dilan sich irgendwann beruhigt hatte. Wie schwer muss es sein, seine geliebte Schwester für immer zu verlieren. Okay irgendwie habe ich meine ganze Familie verloren aber dies kann man nicht vergleichen, ich bin freiwillig gegangen. Außerdem lebt meine ganze Familie noch.

"Wie entscheidest du dich jetzt?", fragte er noch einmal nach. So langsam ging mir diese Frage wirklich auf die Nerven. Er kann diese doch nicht wirklich ernst meinen. Er hat nicht das Recht mich vor der Wahl zu stellen. Er ist in tiefer Trauer und weiß nicht was er da sagt. Er kann doch nicht unsere Zunkuft zerstören nur weil es ihm im Moment nicht gut geht.

"Dilan es tut mir wirklich Leid aber ich kann Mehmet einfach nicht verlassen. Ich liebe ihn mehr als mein Leben", fing ich an wurde aber von Dilan unterbrochen.

"Dann schenke ihm die Freiheit und komm zurück nach Deutschland", beendete er für mich meinen Satz. Natürlich hätte ich ihn nicht so beendet. Ich weiß immer noch nicht so recht was er damit bezwecken will. Er will mich doch nicht als Lena-Ersatz? Das wäre total unmöglich. Wir sind auf Grund verschieden.

"Akzeptiere einfach meine Entscheidung und lass uns damit in Ruhe. Du kannst gerne freundschaftlich kommen aber nicht so. Du musst uns doch auch einmal verstehen. Endlich sind wir glücklich zusammen und erwarten sogar ein Kind zusammen. Ist es nicht das größte Geschenk was Gott und geben kann? Unsere Liebe wird doch nur so deutlich", entgegnete ich. Ich wollte ihn einfach überzeugen einfach wieder nach Deutschland zu verschwinden und uns einfach in Ruhe zu lassen.

"Aber niemand kann dich so lieben wie ich dich. Versteh doch. Aisha ich brauche dich jetzt mehr als alles andere. Ich brauche jemand der mir hilft den Verlust meiner Schwester zu verarbeiten. Du bist die einzige die das kann. Bitte versteh mich doch", schluchzte er. Ich mag es gar nicht wenn Menschen vor meinen Augen weinen. In Trösten bin ich wirklich nicht gut. Ich kann Dilan doch nicht einfach von mir stoßen. Er hat mir damals geholfen dann muss ich ihn doch auch helfen. Außerdem sind wir doch Freunde und Freunde sind doch füreinander da. Am meisten in so einer schweren Zeit. Er braucht wirklich jemanden. Er ist am Boden. Er braucht jemand der ihn wieder aufbaut und zurück ins Leben holt. Aber ob ich da gerade die Richtige bin, da bin ich mir nicht so sicher. Außerdem kann ich jetzt schlecht hier weg. Ich bin im 6. Monat schwanger. Ich weiß nicht ob ein Flug gut für mich ist. Darüberhinaus würde Mehmet gar nicht damit einverstanden sein. Was soll ich nur machen? Ich kann es beiden nicht Recht machen. Aber ich kann doch einen nicht einfach im Stich lassen. Außerdem kann ich nicht einfach an mich denken. Das wäre egoistisch und falsch.

"Dilan ich werde dir versuchen zu helfen. Freunden helfen einander aber vorher muss ich mit Mehmet reden", entgegnete ich nach langem Zögern. Mehmet wird es sicherlich verstehen. Ich hoffe es zumindestens.