In Sicherheit

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Aber ich wusste, dass ich nicht lange Zeit habe zum Überlegen. Also ergriff ich die vielleicht einzigste Chance aus dieser Hölle zu fliehen und meiner Tochter somit ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich packte sie mir und lief so schnell ich konnte zur Haustür. Die Schmerzen die ich dabei hatte, ignorierte ich gekonnte. Alles was zählt ist das Leben meiner Tochter. Ich öffnete ruckartig die Tür und stieß in jemanden rein. Veränstigt schaute ich hoch. Wenn es jetzt Mehmet ist, bin ich geliefert, dass wusste ich nur zu gut. Aber ich war erleichtert als ich Dilan erblickte.

"Aisha, was ist passiert?", fragte er mich auch schon besorgt.

"Du musst mich und mein Kind sofort hier wegbringen, bevor Mehmet zurückkommt", erwiderte ich daraufhin.

"Aber", fing er an.

"Nichts aber. Ich erkläre dir alles später", entgegnete ich und gab ihn die Kleine im Arm. Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft sie zu tragen. Mir tut mein ganzes Körper weh aber ich kann jetzt keine Memme sein. Ich muss hier unbedingt weg!

"Okay", sagte Dilan total verwirrt und betrachtete die Kleine.

"Dann los", forderte ich auf und humpelte voran.

"Was ist mit dir?", fragte Dilan auch schon weiter.

"Dilan, Mehmet hat Zuhause einen Kaiserschnitt gemacht. Also er selbst!", klärte ich ihn kurz auf, lief aber weiter. Ich verdrängte die Schmerzen, meins unddas Leben meines Kindes war mir im Moment wichtiger.

"So kommen wir niemals vorran", stellte Dilan ziemlich schnell fest.

"Anders geht es nun mal nicht. Ich habe dich nicht gebeten mir zuhelfen", erwiderte ich daraufhin.

"Warte. Nimm du die Kleine dann trage ich euch beide", schlug er vor.

"Ich bin keine Feder. Ich wiege schon was", sagte ich.

"Ja das ist mir schon klar aber ich bin ausgebildeter Polizist und ziemlich fit", erwiderte er und gab mir auch schon meine Tochter. Dann hob er mich mit Leichtigkeit hob und trug mich zu seinen Wagen, der etwa einen Kilometer vom Haus entfernt stand. Als ich saß, atmete ich erst einmal tief ein uns aus. Das erste hätte ich geschafft. Jetzt muss ich nur noch von dieser verdammten Insel runter, ohne von Mehmet erwischt zu werden. Meine kleine Tochter hatte ich dabei die ganze Zeit fest im Arm. Niemals werde ich sie hergeben.

"Ich fahre euch erst einmal ins Krankenhaus", sagte Dilan und startete den Wagen.

"Nein! Auf keinen Fall, dort wird Mehmet als erstes suchen", entgegnete ich sofort veränstigt.

"Aisha, ich verspreche dir, dass dir und die Kleine nichts geschehen wird. Du brauchst einen Arzt oder willst du, dass sich deine Wunde entzündet oder? Und außerdem muss die Kleine auch einmal durchgecheckt werden", entgegnete er. Er hat Recht ich werde nicht weit kommen. Ich brauche wirklich einen Arzt.

"Okay ich habe ja keine Wahl", erwiderte ich und wiegte meine Kleine im Arm hin und her. So fuhr Dilan uns ins Krankenhaus. Je länger ich auf diese Insel bin, desto größer ist die Angst von Mehmet geschnappt zu werden. Dann werde ich nicht nur in einen Zimmer eingesperrt. Er wird mit mir viel schlimmeres machen. Ich bin immer noch ratlos, wie er nur so werden konnte. Ich habe doch nichts falsch gemacht, Ganz im Gegenteil ich habe zu ihm gehalten und habe ihn auf seine Flucht begleitet und sein Dank ist mir mein Leben zu zerstören. Womit habe ich so ein Leben nur verdient. Ich wollte doch immer nur das Beste für alle. Aber niemand hat das geschätzt. Dilan ist sozusagen der einzige, der immer für mich da ist. Er ist sogar wieder gekommen als ich ihn von mir gestoßen habe. Das ist ein wahrer Freund.

"So da wären wir", sagte Dilan nach eine Weile und parkte den Wagen in einer freien Lücke.

"Dilan, ich habe Angst", rutschte es mir raus. Noch nie habe ich jemanden meine Gefühle so offen gelegt. Noch nie habe ich zugegeben, dass ich Angst habe.

"Ich verstehe dich aber jetzt wird alles wieder gut", lächelte er mich an. Mir war gerade echt nicht zum Lächeln zu Mute. Zusammen stiegen wir aus. Dilan stützte mich und nahm die Kleine.

"Wir brauchen dringend einen Arzt", rief Dilan auch schon als wir eintraten. Sofort kam ein Arzt und mehrere Krankenschwester auf uns zu.

"Sie hatte einen Kaiserschnitt Zuhase. Der Vater des Kindes hat sie genäht", klärte Dilan die Ärzte auf. Sofort wurde ich auf ein Krankenbett gelegt.

"Dilan versprich mir, dass du die Kleine nicht aus den Augen lässt", bat ich Dilan noch bevor sie mich wegschoben.

"Ich verspreche ich es dir. Ich beschütze sie", rief mir Dilan nach.
Währenddessen wurde ich in einen Raum geschoben. Sofort machten sich die Ärzte an meiner Kleidung zuschaffen. Sie zerrissen mein Oberteil und untersuchte meine Narbe, die noch immer schmerzte.

"Haben Sie Schmerzen?", fragte einer der vielen Ärzte. Natürlich habe ich Schmerzen. Ich wurde ohne Betäubung einfach losgeschnitten und wieder zugenäht. Ich bin für immer entstellt! Aber das konnte ich ihnen ja schlecht mitteilen.

"Ja habe ich. Bitte versuchen Sie, dass man die Narbe nicht so stark sieht", bittete ich sie.

"Wir tun alles was für können", erwiderte der Arzt daraufhin. Das hoffe ich doch. Ich will nicht mein ganzes Leben mit einer riesigen Narbe rumlaufen.

"Frau Saymak, wir werden Sie jetzt betäuben und ihre Narbe öffnen um sie wieder professionell zuzunähen", klärte mich der Arzt auf. Ich nickte einfach. Ich hatte doch keine andere Wahl als mich wieder offen schneiden zulassen. Außerdem muss ich so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen, um von dieser Insel zu verschwinden. Ich will Mehmet nicht noch einmal sehen. Ich will ihn nie wieder sehen. Ich werde schon dafür sorgen, dass er in den Knast kommen, wegen dem Mord an Halit. So kann er mir und meine Tochter nichts mehr. So wie ich es möchte. Mehmet soll seine Tochter nie zu Gesicht bekommen. Das was er mir und ihr angetan hat, ist einfach unverzeihbar. Ich frage mich wirklich, wie ich mich in ihn verlieben konnte. Habe ich mich denn so in ihn getäuscht. Ich verstehe wirklich nicht, wie er sich so schnell verändern konnte. Aber das werde ich wohl auch nie verstehen. Die Ärzte gaben mir die Narkosespritze und schon war ich im Land der Träume.

Ich träumte erneut von einer glücklichen Familie. Von ein Leben, was ich nie haben werde. Nie werde ich eine Familie haben. Ohne die Eltern und Geschwister fehlt einfach was in der Familie. Sie ist einfach nicht komplett.

Ich hoffe so sehr, dass Mehmet uns nicht so schnell findet. Auch wenn ich weiß, dass er zuerst hier im Krankenhaus nach uns suchen wird. Zumindestens weiß ich, dass Dilan auf meine Tochter aufpassen wird. Dies beruhigt mich auf jeden Fall schon einmal. Mir ist es einfach wichtig, dass Mehmet unsere Tochter nicht in die Finger kriegt. Meine Tochter soll auf keinen Fall bei ihm aufwachsen.

Nach einer Weile ließ die Narkose nach und ich öffnete verschlafen meine Augen. Verschwommen nahm ich eine Gestalt neben meinem Bett wahr. Ich konnte aber nicht erkennen, um wen es sich handelt. Aber es kann ja nur Dilan sein, dachte ich mir.

"Du bist auch mal endlich wach", hörte ich die mir nur allzubekannte Stimme. Ich war geschockt. Wie konnte Mehmet mich nur so schnell finden? Meine Tochter, was er einzige Gedanke den ich hatte.

"Was machst du hier?", fragte ich ihn krächzend.

"Dich und meine Tochter abholen, da gibt es aber ein Problem", entgegnete Mehmet daraufhin. Ich konnte es nicht fassen. Gerade wo ich mich einigermaßen sicher gefühlt habe, passiert sowas. Aber von welchem Probelm redet er und wo ist Dilan auf einmal hin?

"Was denn für ein Problem?", fragte ich verwirrt nach.

"Tu jetzt nicht so. Wo ist unsere Tochter?", fragte er streng und kam mir dabei gefährlich nah. Wie? Ich verstand die Welt nicht mehr. Sie muss doch hier im Krankenhaus sein. Oder hat Dilan sie, wie ich es ihm gesagt habe, in Sicherheit gebracht? Wenn ja, dann wäre ich ihm unfassbar dankbar. Dann ist sie wenigstens in Sicherheit. So langsam sollte ich meine Tochter auch einen Namen geben.

"Ich weiß es wirklich nicht Mehmet", erwiderte ich daraufhin. Das war ja auch die Wahrheit. Ich weiß wirklich nicht wo sich meine Tochter befindet.

"Lüg mich doch nicht an", entgegnete er und packte mich an meinen Schultern.

"Mehmet, ich habe jetzt keine Angst vor dir. Du kannst mit mir machen was du willst, denn ich weiß, dass unsere Tochter in Sicherheit ist", sagte ich lächelnd. Ich war wirklich froh, dass Mehmet sie nie wiedersehen wird.

Never look backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt