Aishas Sicht:
2 Tage später bekam ich erneut Post aus New York aber dieses Mal erkannte ich Mehmets Handschrift sofort. Ein wenig mulmig war ich schon immerhin habe ich ihn mal geliebt und habe eine gemeinsame Tochter mit ihm. Aber will ich seine letzten Worte überhaupt lesen? Was wenn dann alles wieder hochkommt? Zwar denke ich ständig an das Geschehene wenn ich zum Beispiel mein Buch weiterschreibe aber das ist wieder was anderes. Dieser Brief ist von Mehmet geschrieben. Wenn ich ihn lese kommen alle Gefühle wieder hoch und ich bekomme wahrscheinlich auch noch Mitleid mit ihm. Natürlich hat er es sich selber zuzuschreiben, dass er jetzt im Todestracht sitzt aber ich habe ihn nun mal der Polizei ausgeliefert und das werde ich wahrscheinlich niemals vergessen. Wegen mir stirbt der Vater meines Kindes. Aber einen Mörder als Vater für meine Tochter will ich auf keinen Fall!
"Was hast du denn da, Süße?". fragte mich plötzlich Dilan, der mich von hinten umarmte.
"Mehmet hat mir aus dem Knast geschrieben", entgegnete ich daraufhin. Sofort merkte ich wie sich Dilan anspannte, was auch verständlich ist. Gerade wo wir beschlossen haben es miteinander zu versuchen, kommt die Vergangenheit mit einem Schlag wieder zurück.
"Hast du denn vor ihn zu lesen?", fragte er weiter.
"Ich bin unschlüssig. Irgendwie denke ich, dass es mir bei der Verarbeitung helfen kann aber ich will Mehmet aus meinen Leben streichen", erwiderte ich verzweifelt.
"Wenn du mich fragst, solltest du den Brief lesen. Zwar wird es schwer für sich aber im nachhinein fühlst du dich sicherlich besser", riet mir Dilan. Vielleicht hat er recht. Später würde ich es bereuen ihn nicht gelesen zu haben. Außerdem stirbt Mehmet wieso in wenigen Tagen. Dann ist er für immer aus meinen Leben.
"Du hast recht. Aber kann ich ihn vielleicht alleine lesen?", fragte ich ihn.
"Natürlich, mein Engel", sagte er und gab mir einen kurzen Kuss auf die Stirn bevor er verschwand. Nun bin ich alleine in der Küche und hielt den Brief in der Hand. Was wohl drin steht? Vielleicht entschuldigt er sich ja. Aber was würde es nützen? Genau rein gar nichts. Er hat mein gesamtes Leben zerstört, dafür gibt es keine Entschuldigung. Damit ich es schnell hinter mir habe beschloss ich den Brief sofort zu lesen. Vorsichtig öffnete ich ihn und faltete ihn auseinander. Dann begann ich zu lesen.
"Liebe Aisha,
es sind Wochen vergangen indem ich dich und meine Tochter das letzte Mal gesehen habe. Ich vermisse euch so sehr. Du weißt gar nicht wie Leid mir alles tut. Hier in der Zelle kann ich erst über alles in Ruhe nachdenken und ich verstehe dich. Ich verstehe warum du mich der Polizei ausgeliefert hast. Es war die richtige Entscheidung. In den letzten Monaten, die ich mit dir verbringen durfte, habe ich mich daneben benommen. Ich kann selber noch gar nicht fassen, dass ich dich meine eigene Frau in unser Schlafzimmer gesperrt habe und das ich dir unser Kind aus den Leib geschnitten habe. Ich weiß, dass diese Taten unverzeihbar sind aber ich hoffe, dass du irgendwann glücklich wirst, denn das hast du verdient.
Du hast mehr als das verdient. Du hast das Beste verdient und irgendwann wirst du jemanden finden, der dir die Welt zu Füßen legt. Immer habe ich gedacht, dass ich dieser Mann wäre aber ich habe meine Chance verpasst. Ich bin selber Schuld.
Aber ich möchte das du weißt, dass ich dich und unsere Tochter unendlich viel liebe. Die ganze Zeit hatte ich Angst, dass du mir eines Tages weggenommen wirst. Dilan war mir schon immer ein Dorn im Augen und als er in Teneriffa einfach so aufgetaucht, habe ich insgeheim gewusst, dass unser Versteckspiel nun ein Ende hat. Ich habe dann mit allen Mitteln versucht dich an mir zu binden. Natürlich war dies ein fataler Fehler. Damit habe ich dich nur von mir gestoßen. Ich hättes es besser wissen müssen und dir vertrauen sollen. Nun habe ich dich und meine Tochter für immer verloren.
Bald ist es soweit ich bekomme die Todesspritze. Wahrscheinlich habe ich dies auch verdient. Das ist meine Strafe, wie ich dich behandelt habe. Es tut mir so unfassbar Leid und ich hoffe so sehr, dass du mir eines Tages verzeihen kann.
Ich habe doch alles nur aus Liebe zu dir getan. Ich liebe dich so unfassbar viel. Noch immer kann ich es nicht fassen, dass ich dich nie wieder sehen werde. Niemals werde ich dich und meine Tochter wieder sehen. Aber ich bitte dich mich ein letztes Mal zu besuchen. Ich will mich von dir und meiner Tochter persönlich verabschieden. Das ist mein letzter und einziger Wunsch. Ich bitte dich ihn mir zu erfüllen. Nur ein letztes Treffen bevor ich sterbe.
In liebe dein geliebter Ehemann Mehmet", laß ich den Breif zu Ende. Meine Augen waren mit Tränen gefüllt. Seine Worte waren so emotional und ehrlich. Noch kann ich ihn nicht verzeihen aber irgendwann werde ich den Frieden mit ihm und die Ereignisse schließen. Kann ich denn seinen letzten Wunsch erfüllen oder eher will ich ihn noch ein letztes Mal sehen bevor er stirbt? Wenn es nach mir geht will ich ihn nie wieder sehen. Aber es ist nun einmal sein Wunsch, da muss ich meine Befinden zur Seite stellen. Aber wie soll ich Dilan klar machen, dass ich mich von Mehmet verabschieden will? Er wird es nicht verstehen können. Ich kann es selber doch nicht einmal glauben, dass ich seinen letzten Wunsch erfüllen möchte. Aber ich bin es Mehmet schuldig. Außerdem hat er ein Recht darauf unsere Tochter ein letztes Mal zu sehen und sich gemäß von ihr verabschieden. Zwar kann sie sich später wieso nicht daran erinnern aber ich finde, dass es sich so gehört. Plötzlich klopfte es an der Tür und ich wischte mir meine Tränen aus den Augen. Keine Sekunden später stand auch schon Dilan vor mir und sah mich auffordernd an.
"Ich werde mit meiner Tochter ein letztes Mal nach New York fliegen", ließ ich die Bombe platzen.

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Never look back
RomanceDas ist der zweite Teil von "Der Traum von Freiheit". Also würde ich euch empfehlen erst den ersten Teil zu lesen um zu wissen, worum es überhaupt geht. Ich hoffe, das euch der zweite Teil genauso gefällt wie der erste. Aisha und Mehmet können endli...