Die Autofahrt verlief ruhig. Noch immer konnte ich nicht fassen, was gerade passiert ist. Ich hätte mir diese Enttäuschung sparen können. Mein Kind ist doch keine Schande. Ich blickte zu meiner kleinen Tochter, die an ihren Schnuller nuckelte. Dieses wunderschöne Baby ist das beste was mir passieren konnte. Sie gehört zu mir, zu meiner Geschichte. Sie wird immer Teil meines Lebens sein, da ist mir doch ihr Erzeuger egal. Denn ich weiß genau, dass meine Tochter nie so wird wie Mehmet. So kann niemand sein. So kalt, herzlos und kriminell. Mein Mädchen wird eine kleine Prinzessin, die ich auf Händen tragen werde.
"Aisha jetzt zerreiße dir doch nicht den Kopf deswegen. Es war einfach zu viel für deine Mutter. Erst ist ihre Tochter wieder da und dann hat sie auch noch von einem Mörder ein Kind. Sowas ist nicht leicht zu verkraften", rieß mich Dilan aus den Gedanken. Ein Mörder, hallte es in meinen Kopf immer und immer wieder. Aber wenn ich dann meine Tochter ansehe, sehe ich einen kleinen süßen Engel, der unmöglich von einen Teufel stammen kann. Wenn ich in Erinnerungen schwelle dann kommen auch viele schöne mit Mehmet hoch. Er war nicht nur böse und gewalttätig zu mir. Er hatte auch seine gute Seiten. Zum Beispiel hat er meine kleine Schwester vor einer Zwangsheirat beschützt. Außerdem hat er mich vor den gewalttätigen Mann meiner großen Schwester geschützt und hat mich als ich verletzt war sofort zum Arzt gefahren, auch wenn er nicht der professionelste war. Aber natürlich ist mir klar, dass sie negativen in der Überzahl sind aber ich habe ihn nun einmal geliebt. Mehmet war meine erste große Liebe, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Als wenn ich die Zeit mit Mehmet vergessen könnte. Die Erlebnisse mit ihm waren so unreal. Als wäre ich die Hauptdarstellerin in einen Horrorfilm. Am liebsten würde ich diese Erinnerungen aus meinen Gehirn wischen aber das geht natürlich nicht. Auch wenn ich es so gerne wollte.
"Wenn sie so denkt. Ich weiß, dass mein Kind keine Schande ist. Ganz im Gegenteil sogar, meine Tochter ist zuckersüß. Sie muss man einfach lieben. Mir ist egal wer sie gezeugt hat. Ich weiß, dass ich sie lieben kann, mein ganzes Leben lang. Mein ganzes Leben lang habe ich meine Mutter nicht gebraucht, also brauche ich sie jetzt auch nicht. Meine Tochter kann ich sehr wohl alleine erziehen", entgegnete ich dann nach einer Weile.
"Aber du brauchst Hilfe, Aisha. Du kannst es auf keinen Fall alleine schaffen. Wie willst du Geld verdienen und gleichzeitig für dein Kind da sein? Ich weiß, dass du die Hilfe anderer nicht gerne annimmst aber irgendwann sollte man über seinen Schatten springen", hörte ich Dilan dann sagen. Ich verstehe ihn auf irgend einer Art und Weise, aber ich will keine Hilfe von Außenstehende. Ich komme gut alleine zurecht, wie schon mein gesamtes Leben. Jetzt muss ich zwar für zwei Personen sorgen aber das schaffe ich schon. Wenn die Kleine in den Kindergarten kann, werde ich mir eine Ausbildung suchen. Aber das wird noch ein Weilchen dauern. Wie soll ich dann Geld verdienen? Noch nie in meinen Leben hatte ich derartige Geldsorgen. Mein Vater oder Mehmet hat das Geld verdient. In meiner Religion verdienen nun einmal die Männer das Geld. Aber ich wollte schon immer auf eigene Beine stehen aber wie soll ich das mit einem Säugling nur schaffen? So schwer habe ich es mir nicht vorgestellt.
"Wahrscheinlich schon aber ich nehme sie nur ungerne an", gab ich ehrlich zu.
"Dann musst du über deinen Schatten springen. Alleine wirst du es nicht schaffen, denk doch einmal an deine Tochter", forderte er mich auf. Als wenn ich nie an sie denken würde. Ich denke als erste an meine Tochter. Sie steht bei mir natürlich an erster Stelle. Sie ist immerhin alles was ich jetzt noch habe. Meine Familie will nichts mehr von mir wissen, zumindestens weiß ich es bei meiner Mutter sicher. Meltem hört wieso auf sie, dass weiß ich mit Sicherheit.
"Dilan sag mir nicht was ich zu tun habe. Ich weiß sehr wohl was ich machen kann und was nicht. Meine Tochter ist das beste was mir in meinen Leben passiert ist", sagte ich langsam gereizt. Was will er denn jetzt von mir hören? Er weiß doch gar nicht wie es ist ein Kind zu haben, geschweige kann er sich in mich reinversetzen. Er war ein Außenstehender, der alles nur mit angesehen hat. Aber ich war die Hauptperson, die alles abbekommen hat. Sowas ist nicht leicht. Wie soll man mit seinen Mann umgehen, der ein Menschenleben auf den gewissen hat und der dich vergewaltigt hat. Ich war die jenige, die alles live mit erlebt hat. Das alles vergisst man nicht. Niemals werde ich diese schlimmen Sachen vergessen können. Aber meine Tochter werde ich vor all dem beschützen. Sie wird ein besseres Leben wie ich haben. Allein sie darf entscheiden, wann und wen sie heiarten will. Sie alleine darf über ihre Zukunft bestimmen, wenn sie in einen gewissen Alter ist.
"Das weiß ich doch. Ich will dir lediglich helfen und habe auch schon eine Lösung für dein Problem", erwiderte Dilan und bog in die Einfahrt seines Haus ab.
"Und die wäre?", fragte ich ihn neugierig. Er parkte währenddessen sein Wagen und drehte sich zu mir, um mich direkt in die Augen zu sehen.
"Meine Mutter ist Frührenterin und kann wenn du bei der Arbeit oder bei der Berufsschule bist auf die Kleine aufpassen. Sie freut sich wenn wieder Leben ins Haus kehrt. Nach Lenas Tod ist sie in ein Loch gefallen, wo sie nur schlecht wieder raus kommt und ich denken, dass die Kleine ihr dabei helfen kann wieder ins Leben zurück zu finden. Ihr würdet also zwei Sachen mit einer Klappe schlagen", hörte ich ihn dann sagen. Die Idee ist nicht schlecht aber ich kenne seine Mutter nicht sonderlich gut. Ich habe sie heute Morgen zum ersten Mal gesehen. Ich bin mir nicht sicher ob ich meine Tochter den ganzen Tag bei ihr lassen möchte. Immerhin hat sie gerade ihre Tochter verloren, ich weiß nicht ob es dann eine gute Idee ist. Klar lenkt sie sich ab aber sie wird eine Bindung zu meiner Tochter aufbauen und wenn ich dann irgendwann mal eine eigene Wohnung habe, wird sie quasi wieder verlassen. Ich weiß nicht ob ich ihr das antun kann.
"Bist du dir sicher, dass es eine gute Idee ist nachdem sie ihre Tochter deine Schwester verloren hat?", fragte ich ihn vorsichtshalber.
"Ich denke schon. Meine Mutter mag Kinder, sie hat als Kinderkrankenschwester gearbeitet, es wäre sowie ein Job für sie. Mach dir da mal nicht so viele Sorgen. Meine Mutter wird sich darüber freuen und du kannst eine Ausbildung anfangen, so wie du es immer wolltest", hörte ich Dilan sagen. Ja das wollte ich schon immer. Ich wollte eine Ausbildung absolvieren und Karriere machen. Also sollte ich es wagen?

DU LIEST GERADE
Never look back
RomanceDas ist der zweite Teil von "Der Traum von Freiheit". Also würde ich euch empfehlen erst den ersten Teil zu lesen um zu wissen, worum es überhaupt geht. Ich hoffe, das euch der zweite Teil genauso gefällt wie der erste. Aisha und Mehmet können endli...