33. Wirklichkeit?

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*Ding Dong*

Kann man hier nicht einmal seinen Nachmittag genießen?

Ich stand auf, schlurfte in Richtung Kleiderschrank und zog mir eine Jogginghose und einen Hoodie heraus, da ich nur in Unterwäsche rumlief.

Wer erwartet, denn jetzt auch noch Besuch?

Heute war meine Motivation mal wieder im Minusbereich, genau wie meine Laune.

Mom war arbeiten und ich wollte eigentlich einen entspannten Nachmittag ohne menschliche Nähe verbringen.

Das Schicksal meint es wohl anders mit mir.

Fertig angezogen, lief ich in gemütlicher Geschwindigkeit die sieben Treppenstufen herunter und steuerte auf die Haustür zu.

Gerade, als ich sie öffnen wollte, klingelte es nochmals.

Ruhig mit den Pferden, du Vollidiot.

Bin hier nicht der Springer, den du herumschiebst wie beim Schach.

Ich stand also noch extra fünf Sekunden vor der Tür, bevor ich sie öffnete und sah, wer mich störte.

Vor der Schwelle, stand Parker.

Er sah wie immer umwerfend aus und war auch die einzige Person auf Erden, der ich erlaubte mich zu stören.

Sein Outfit bestand aus einem hellgrauen Ralph Lauren Slim Fit Pullover mit V- Ausschnitt und einer schwarzen Jeans.

Der Pulli betonte seine Muskeln mehr, als mir lieb war.

„Par-" ,weiter kam ich nicht, denn er kam mit einem großen Schritt auf mich zu und begann mich zu küssen.

Langsam bewegte ich meine Lippen mit seinen im Takt und bemerkte erst, als er mich reinschob und gegen die Wand drückte, dass unser Kuss immer stürmischer und intensiver wurde.

Mit meinen Händen, fuhr ich ihm durch seine jetzt wuscheligen Haare und merkte nur wage, wie seine Hände mich besitzergreifend an ihn drückten.

Ich unterbrach ihn in seinem Tun und schaute ihm in die Augen.

Mein Atem ging schnell, Parker's auch.

„Wa-" , ich wollte etwas sagen, irgendetwas, aber mir fiel einfach nichts ein.

Mein Kopf war wie leergefegt und ich konnte mich nur auf seine blauen Augen konzentrieren.

Sie waren wie eine Mauer, die mich davon abhielten zu denken oder mich auch nur zu bewegen.

Naja, das mit dem physischen, war wohl meine Schuld.
Ich wollte mich nicht bewegen, zugegebenermaßen, so überrumpelt ich auch bin, gefiel mir seine Nähe.

Er gefiel mir.

Ein knarren vor der Tür, katapultierte mich in die richtige Welt zurück und ich schaute nach Rechts, wo diese sich befand.

Die Tür stand sperrangelweit offen und so gut wie jeder Nachbar hätte reingucken können.

Einmal im Leben, hatte ich also doch einen Vorteil, in einem Dorf zu leben, in dem es fast nur Leute gab, die Vollzeit arbeiteten und über 40 Jahre alt sind, Single und zum größten Teil kinderlos.

Ich konzentrierte mich wieder auf meine Umgebung und den Eingang, Parker der einen Schritt zurückgetreten ist, tat es mir gleich.

Ryder schaute uns mit großen Augen an und eine Wut brannte in seinem Blick, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte.

Sein Blick hing erst an meinen Lippen, welche vermutlich geschwollen sind, schweifte dann rüber zu Parker und begutachtete seine verstrubbelte Frisur.

Klares Szenario, fiel wohl dem unerwünschten Besucher sogleich auf.

„Deine Mom hat mir gesagt, dass du alleine daheim bist und da wollte ich nach dir sehen und etwas mit dir kochen."

Er hielt einen Beutel hoch, in dem  Spaghetti, frische Tomaten und Basilikum rausstanden.

Das schlechte Gewissen, kroch wie ein dunkler Nebel in mir hoch und verbreitete sich noch viel schneller, als ich es erwartet habe.

„Ich sehe du hast schon jemanden gefunden, also viel Spaß beim kochen."
Mit einem etwas verletzten Blick, stellte er die Tasche mit den Zutaten neben die Tür und drehte sich um, um zu verschwinden.

„Ryder" , doch meine Stimme bröckelte und es kam nur ein Flüstern heraus.
Er hörte mich nicht.

Das letzte, was ich von ihm wahrnahm, war wie sein Auto, aus der Straße fetzte und schneller als hier erlaubt, verschwand.

„Du magst ihn, nicht wahr?"

Mein Blick flog zu Parker, den ich vergessen hatte.

Mein resignierter Blick, war wohl Grund genug sich von mir abzuwenden und wie Ryder auch, zu verschwinden.

Beide, ich hatte die beiden Personen verloren, die in mir etwas auslösten und Gefühle zum Vorschein bringen.

*Ring ring ring*

Ich drehte mich um und öffnete langsam meine Augen.

Ein Traum.
Lia, es war alles nur ein Traum.

Mein Handy, welches ununterbrochen klingelte, zeigte mir außerdem die Uhrzeit an.
6:30 Uhr.

Ich drückte auf  'Stopp' und setzte mich schnell auf.
Ein Stich durchzuckte meinen Kopf, welcher mich dazu brachte, meine Augen fest zusammen zu drücken und abzuwarten bis er abklang.

Nach etwa zehn Sekunden, geschah dies auch, so dass ich meine Lieder öffnete und erstmal verarbeitete was gerade passiert war.

Es hatte sich alles so real angefühlt.
Einfach alles.
Und trotzdem, war ich froh, dass alles nur ein Traum war.
Ein schrecklicher Traum.

Ich rappelte mich auf und dankte Gott im stillen, dass mein Leben nicht ganz so schrecklich ablief, wie mir hier gerade gezeigt wurde.

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Na,
wer von euch hat gedacht, dass Lia alles wirklich erlebt und es kein Traum war?

Addicted to the wrongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt