Onkel John

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Jetzt geht's richtig los. Viel Spaß.

Es ist ein grauenvoller Schrei, der Seths morgendliche Stimmung verdirbt, als er das Haus betritt. Sein Bruder hat ihm klar und deutlich gesagt, dass er den Keller nicht betreten soll, aber Seth hat sich noch nie gerne an Regeln gehalten. Er weiß genau, dass sein Bruder immer an seiner Seite war und es ihm schwer fallen wird zu verschwinden, wenn er ihn mehr denn je braucht. Ein weiterer markerschütternder Schrei kommt aus dem alten Kellerraum direkt neben der Küche. Es macht etwas mit ihm – aber das würde Seth natürlich niemals zugeben! 

Er ist zu bescheiden, um seinen Alpha anzulügen. Dafür hat er zu viel Ehrfurcht vor ihm. Schwäche ist etwas, das noch nie in diesem Rudel geduldet worden ist. Als sich die Kellertür öffnet und John mit einem blutverschmierten weißen Tuch in seiner Hand heraustritt, weiß Seth, dass sein Onkel diesmal zu weit gegangen ist. John trägt ein finsteres Grinsen im bärtigen Gesicht, als er sich das Blut von seinen riesigen Hände wischt. Seth macht einen traurigen Laut, als John ihn endlich bemerkt.

„Was machst du hier? Du solltest nicht in der Nähe sein, wenn er sich verwandelt!" Seth findet keine Erwiderung, denn John hat recht. Es ist gefährlich für ihn, hier zu sein, aber er konnte es nicht länger ertragen, von seiner Familie getrennt zu sein und alleine in den dunklen Wäldern von Fairwood umherzuirren. Johns schwarze Stiefel hinterlassen braune Schmierstreifen auf dem weißen Fliesenboden, als er zum Waschbecken geht und das blutige Tuch entfernt. Er hat nicht vor, das Gespräch mit seinem Neffen fortzusetzen – jetzt nicht. Es gibt genug andere Dinge, die ihm Sorgen machen. Zum Beispiel, wie er seinen anderen Neffen überzeugen kann, vernünftig zu handeln.

Seth nickt benommen mit seinem Kopf, als John ihm nur den Rücken zuwendet und versucht, das Blut aus Tuch unter fließendem kalten Wasser zu entfernen. Das Gespräch scheint beendet zu sein, noch ehe es begonnen hat. Der Teenager nickt seinen Onkel einmal zu, ehe er kehrt Marsch macht. Die Vorstellung darüber, zuzusehen, wie John seinen Bruder drangsaliert, löst eine Gänsehaut auf seinem gesamten Körper aus. Seit Monaten schon sucht er nach einer anderen Lösung, die es ihm ermöglicht, seinen Alpha zu befreien, doch er ist kläglich gescheitert. Bei jedem seiner Versuche, etwas zu unternehmen, ist etwas dazwischen gekommen, aber er wird niemals aufgeben. Er wird seinen Bruder nicht im Stich lassen, niemals. Er hat es versprochen.

Gerade als er die Treppe erreicht hat, sieht er noch einmal in die großzügig eingerichtete Küche. John hält ein langes Silbermesser in der Hand. Seth verschluckt sich beinahe an seinem Speichel. Die Angst darüber, was als nächstes geschehen wird, ist einfach zu groß. Jeder weiß, dass Silber Lykanern und andere Gestaltenwandlern unsagbare Schmerzen zufügt, sobald das Material die Haut berührt hat. Keine 30 Sekunden später schallt ein lautes Heulen aus dem Keller hervor. Seth Schultern zucken nach oben, doch er wird all seinen Mut zusammennehmen, und einfach nach oben in sein Zimmer gehen und sich einsperren, so wie er es immer tut. Schweren Herzens läuft Seth die Treppe hoch, während er noch immer von einem besseren Leben träumt.

Beastly (Alphas Gefährtin) - Dark Alpha Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt