Alptraum

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Ein kurzes Kapitel. Würde mich über Feedback freuen. 

Es hat begonnen. Er kann es in jeder Faser seiner Gestalt spüren. John fährt seine scharfen Krallen aus, nachdem er seinen Wagen verlassen hat. Die Corvette mit den grauen Roststreifen mag nicht mehr so ansehnlich wie noch vor ein paar Jahren sein, aber er hängt seit seiner späten Jungend daran. Es ist ein Geschenk von seinem Bruder gewesen, bevor der Blutkrieg angefangen hat und seine Eltern verstorben sind. Damals hat sich niemand vorstellen können, dass der einstige Bastard der Familie, der durch eine Affäre seiner Mutter gezeugt wurde, einen Krieg anfangen würde. Er hat seinen richtigen Vater nie getroffen, doch laut den Erzählungen ist er ein Lykaner aus einem fernen Rudel gewesen, den seine Mutter vor der Begnung mit ihrem wahren Gefährten getroffen hat.

Seine Ohren sind gespitzt, als er durch den kleinen Garten schleicht, um sie noch einmal zu sehen. Seine Gefährtin. Er selbst hätte es noch vor einer Woche für Unsinn erklärt, wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er seine Gefährtin hier in Fairwood finden wird. Doch nun hat sich die Lage dramatisch geändert. Jetzt hat er sie gefunden, doch er ahnt, dass es zu spät sein wird. Der Handel, auf den er sich eingelassen hat, ist nicht rückgängig zu machen. Seine Gefährtin wird ihr Leben verlieren, wenn sie nicht sofort die Stadt verlässt und nie wieder zurückblickt. John knirscht mit seinen breiten Zähnen, denn auch wenn er schaffen sollte, dass sie die Stadt verlässt, wird sie niemals in Sicherheit sein. Man wird immer nach ihr suchen, sobald er die Alpha-Position akzeptiert hat und seinen Neffen aus dem Verkehr gezogen hat.

Sein ganzer Rücken ist angespannt, als er in einen klebrigen Hundehaufen tritt. Er verdreht die Augen, als er nach unten sieht. Seine Jimmi Choo Stiefel haben ein Vermögen gekostet. Er versucht den Kot an der Garagenwand abzustreifen, doch Reste davon bleiben an den Sohlen haften. Er verflucht den Tag, an dem er sich ausgemalt hat, dass er seine Gefährtin nicht finden wird und auf ewig alleine sein wird. All die Affären mit den vollbusigen Blondinen und manchmal auch brünetten Damen haben ihm zwar Erleichterung verschafft, aber echten Seelenfrieden hat er durch sie nie finden könne. Sie haben sein Bett gewärmt, aber niemals sein Herz. Seine Leidenschaft ist immer für seine Gefährtin reserviert gewesen, auch, wenn er es erst jetzt erkannt hat. Tief in seinem Inneren hat er es immer gespürt, dass sie da draußen auf ihn wartet, doch er hat es immer als Traum abgetan. Ein Traum, der nun Wahrheit geworden ist.

Er weiß, dass es an der Zeit ist zu gehen, als sein Telefon klingelt, doch er kann sich nicht fortbewegen. Die Bindung ist neu, aber keineswegs von schwacher Natur. Seine Gefährtin wird es zuerst nicht wahrnehmen, aber schon in wenigen Tagen wird sie sich nach ihm verzehren und nicht wissen, was mit ihr geschieht. Er greift in seine Manteltasche, um das Telefon hervorzuholen. Sein Bauch zieht sich krampfhaft zusammen, als er die neue Nachricht sieht. Die Gewissheit, dass er bald Alpha sein wird bringt keiner Freude hervor. Ganz im Gegenteil. Er atmet kraftvoll durch seinen Mund, um sich zu beruhigen und hält sich mit einer Hand am Garagentor fest. Die Nachricht mag simpel sein, doch sie bedeutet alles für ihn. Sie bedeutet seinen Untergang. Die Schnappatmung übermannt ihn wie aus dem Nichts. Er wird nach Hause gehen, aber er wird heute Nacht wiederkommen. Er muss sie wiedersehen, sonst dreht er durch. Er legt eine Hand über sein Herz und lauscht seinem viel zu schnellen Herzschlag. 

Vielleicht ist am Ende des Tages ja doch alles nur ein Alptraum gewesen.

Beastly (Alphas Gefährtin) - Dark Alpha Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt