Abschied für immer

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Und nun packt das Popcorn aus viel Spaß.

Seattle, Washington
Gegenwart

Während sie im Zimmer des St. Andrews Hospitals auf und ab geht und auf die faltigen Finger ihrer Großmutter Ann starrt, zittert Lily Donovans kleiner Körper. Sie wartet darauf, dass irgendetwas passiert, während sie die Arme sorgfältig vor dem Bauch verschränkt.

Ihre Arme zittern erneut, aber diesmal nicht aus Angst, sondern wegen der Kälte, die von einem plötzlichen Windstoß verursacht wird, der sich seinen Weg vom offenen Fenster zu ihr bahnt.

Großmutter Ann wirkt zerbrechlich wie nie, als sie ihre Enkelin mit großen Augen mustert und sie wortlos mit erhobenem Zeigefinger darum bittet, näher an sie heranzutreten. Lily kommt ihrem Wunsch zaghaft nach. Zuerst öffnet sich ihr Mund nur einen Spalt, ehe sie sich auf die Lippe beißt. Das tut sie immer, wenn sie nervös ist. Ihre Füße drängen sie dazu, direkt auf das Krankenbett zuzulaufen. Lily hat ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend, als sie ihrer Großmutter dabei zusieht, wie diese nach einem Wasserglas auf dem kleinen Nachttisch in Brauntönen neben dem Bett greift. Großmutter Anns Hände sind vollkommen ruhig, als sie das Glas fest umklammert und einen kräftigen Schluck Wasser trinkt. Lilly kommt nicht umhin festzustellen, dass irgendetwas anders an ihr ist, aber sie weiß nicht genau, was es ist. Erst als Ann das Wasserglas wieder auf dem Beistelltisch abgestellt hat, ist diese bereit zu ihrer Enkelin zu sprechen.

„Erinnerst du dich noch an die Geschichte mit dem Biest?" Lily schluckt schwer, ihr Atem wird schneller mit jeder Sekunde, die vergeht. Natürlich erinnert sie sich an die Geschichte, wie könnte sie nicht? Lily nickt zügig und lässt ihre Finger durch ihr langes Haar gleiten, dessen heller Braunton im Licht der Sonne schimmert.

„Er wird sich für dich entscheiden." Ihre Augen weiten sich, als sie diese Worte ausgesprochen hat. Mit einer blitzartigen Bewegung ergreift Ann Lilys Arm und zieht sie dicht an ihren schwachen Körper heran. Ihr Atem ist schwer, als sie erneut spricht.

„Meine kleine Rosie. Folge deinem Herzen. Nur du kannst ihn retten." Lilys Herz pocht wie wild in ihrer Brust, als Ihre Großmutter diesen Namen ausspricht. Niemand außer ihr nennt sie Rosie. Sie lauscht den Worten achtsam, auch wenn sie keinen Sinn ergeben. Es ist nicht das erste Mal. Schon vor der Einlieferung ins Krankenhaus haben sich wirre Gedanken in Anns Kopf geschlichen, denen sie nun Ausdruck verleihen möchte. Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt Lily ein stummes Nicken von sich, um Ann zu zeigen, dass sie verstanden hat.

Ein sanftes Lächeln erscheint auf dem Gesicht der Greisin Gesicht, dessen braune Narben sich tief auf ihrer eingefallenen Wange abzeichnen. Ein wohliges Gefühl macht sich in Lilys Herzen breit, als sie sie betrachtet. Seitdem ihre Großmutter vor ein paar Wochen in ihrem Haus zusammengebrochen ist, hat sie bei ihrer Schwiegertochter Barbara und deren Sohn Quinton gelebt. Erst vor wenigen Tagen hat sie einen erneuten Schwächeanfall erlebt. Lily hat sie in kaum einem Moment so entspannt zu Gesicht bekommen, nicht nach dem Ableben ihrer Eltern durch einen betrunkenen Autofahrer in dieser verhängnisvollen Nacht vor 3 Monaten. Sie und ihr Bruder James wohnen seit jeher bei Barbara.

Vorsichtig löst sie sich aus der Umklammerung. Großmutter Ann röchelt leise, nachdem Lily sich von ihr entfernt und etwas Abstand zwischen die beiden gebracht hat. Sie sieht noch einmal über ihre Schulter, ehe sie eine Hand auf die Türklinke legt. Anns Augen sind friedlich geschlossen und in diesem Moment ahnt ihre Enkelin bereits, dass sich ihre Lider bald nie wieder öffnen werden und die Geschichte mit ihr für immer in einem dunklen Grab verschwinden wird.

Beastly (Alphas Gefährtin) - Dark Alpha Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt