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„Mein Name geht dich überhaupt nichts an!", gebe ich pampig zurück und versuche meinen Oberarm, aus dem unangenehmen Griff des Mannes neben mir, zu befreien.

„Du hast ein vorlautes Mundwerk", zischt der Türsteher, der mich festhält, mir sauer zu. Der Blonde vor mir, mustert mich unterdessen nur amüsiert.

„Und du hast Mundgeruch!", feuere ich zurück und starre den Typen böse an.

Überraschenderweise gibt der blonde Mafiosi einen glucksenden Laut von sich, den er schnell mit einem Husten übertönt. Hat er gerade gelacht?

„Das ist Kaia", unterbricht Johnny unser Geplänkel, „Sie hat ein Faible für Luxusautos."

Dieses Schwein! Gottloser Verräter! Gehirnamputiertes Arschloch!

Ich hasse ihn.

Was ein beschissener Tag!
Da will man nur ein bisschen Kohle verdienen und wird direkt von seinen Geschäftspartner verraten. Wie viel Pech kann man eigentlich haben?

Laut schnaube ich auf und werfe Johnny zum zweiten Mal heute, einen tödlichen Blick zu: „Du bist ein Verräter!"

„Kaia", wiederholt der Mafiatyp und kommt langsam auf mich zu, „Ich hoffe für dich, mein Auto ist unbeschadet?"

„Für wie blöd hältst du mich eigentlich?", meine ich augenverdrehend und versuche erneut meinen Arm, aus dem festen Griff vom Türsteher, zu befreien - doch erfolglos.

„Du kannst sie loslassen", befiehlt Blondie endlich und sofort verschwindet die Hand, um meinen Oberarm.

„Kann ich jetzt gehen? Dein scheiß Auto steht draußen", sage ich genervt und frage mich, warum immer ich in solche drecks Situationen gerate. Ich möchte einfach nur nach Hause in mein weiches Bett. Hätte ich mal bloß auf Elodie gehört.

„Gehen? Oh nein, so leicht kommst du mir nicht davon, Cutie", widerspricht der Blonde und beäugt mich kopfschüttelnd.

„Warum denn nicht? Du bist selbst schuld. Wer ist auch so behindert und stellt seinen Wagen auf einem dunklen Parkplatz mitten im nirgendwo ab?"

Erneut ziehen die anwesenden Männer um mich herum scharf die Luft ein.

War ich mal wieder zu vorlaut? Womöglich.

Der beeindruckend große Mann vor mir schüttelt grinsend seinen Kopf: „Weißt du überhaupt, wer ich bin?"

„Interessiert mich nicht", gebe ich mutig von mir und trete unruhig von einem, auf das andere Bein.

Erneut schüttelt er den Kopf und bohrt seine grünen Augen in meine: „Na gut, Sweetie. Du wirst mit mir kommen und dann überlege ich, was mit dir passiert."

„Garantiert nicht!", halte ich dagegen, „Ich will Nachhause!"

„Ich will auch viel", lacht der Blonde mich verächtlich aus, „Sei froh, dass ich heute in guter Stimmung bin und du mich amüsierst." Mit diesen Worten gibt er dem dämlichen Türsteher ein Zeichen, woraufhin ich erneut gepackt werden. Verdammt!

„Danke für den Anruf, Johnny", wendet Blondie sich an meinen ehemaligen Geschäftspartner und verlässt die Werkstatt dann, durch die Vordertür.

Der Türsteher zieht mich hinter sich her, damit wir seinem Boss folgen.

„Das gibt Rache", zische ich Johnny zu, als ich auf seiner Höhe bin und lasse mich dann aus der spärlich beleuchteten Werkstatt in die Dunkelheit ziehen.

Auf der Vorderseite der Werkstatt stehen zwei schwarze Range Rover, bei denen mehrere Männer auf ihren Boss zu warten scheinen.

Ernsthaft jetzt? Schwarze Geländewagen? Wie klischeehaft. Ich muss mir ein irres Kichern verkneifen.

Ich - Kaia Reyes - werde gerade von einem blonden Mafioso entführt, weil ich seinen überteuerten Sportwagen geklaut habe. Meine Mutter würde sich im Grabe umdrehen.

Ich schelte mich selbst über meine Unaufmerksamkeit. Warum bin ich direkt von hinten zu Johnny gefahren? Ansonsten hätte ich die fremden Autos gesehen und wäre gewarnt gewesen. So dumm! Ich bin selbst Schuld, immer muss alles nach meinem leichtsinnigen Kopf gehen.

Noch während ich mich über meine eigene Dummheit ärgere, werde ich vom Türsteher auf die Rückbank des vorderen Range Rovers gezwungen. Er schlägt die Tür zu, verriegelt sie und steigt dann vorne ein. Eine Flucht wäre zwecklos.

Na toll.

Seufzend lehne ich mich in dem kalten Ledersitz zurück und verschränke die Arme vor der Brust.

Den blonden Mafiatypen sehe ich nirgendwo. Wahrscheinlich holt er seinen Bentley, den ich ihm unter dem Arsch weggeklaut habe. Ein schadenfrohes Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. Wie viele können schon von sich behaupten, dass sie einen Mafiaboss bestohlen haben? Das muss ich unbedingt in meinen Lebenslauf aufnehmen. 

Als der schwarze Wagen, in dem ich sitze, sich in Bewegung setzt, schaue ich aus dem Fenster und erhasche einen letzten Blick auf Johnny, bevor wir vom Gelände rollen. Egal wie, ich werde mich an diesem glatzköpfigen Wixxer rächen! Ich schneide ihm seine mickrigen Eier ab.

Elodie wird sich große Sorgen um mich machen. Wir beide teilen uns eine kleine, aber feine Wohnung hier in Seattle. Sie heißt meinen kriminellen Nebenjob sowieso nicht gut - hat sie nie und wird sie auch nie tun.

Normalerweise brauche ich maximal zwei Stunden, um ein gestohlenes Fahrzeug wegzuschaffen, aber heute werde ich wohl gar nicht nachhause kommen. Ob sie die Polizei ruft? Wohl eher nicht. Schließlich sollte sie denen die Umstände meines Verschwindens erklären.

Ich stecke ziemlich in der Klemme.

Ob er mich umbringen wird, macht das die Mafia nicht so?
Einen Kopfschuss und dann im nächsten Fluss versenken.
Wird das meine Ende sein?
Keine schöne Aussicht.

Andererseits wirkte Blondie nicht wirklich gefährlich. Also schon irgendwie, aber auch wieder nicht. Etwas verwirrt über meine eigenen Gedanken mustere ich die vorbeiziehenden Wolkenkratzer.

Ist es ein gutes oder schlechtes Zeichen, dass mir meine Augen nicht verbunden wurden?

Nachdenklich beobachte ich das Geschehen außerhalb des Range Rovers und komme zum Entschluss, einfach alles auf mich zukommen zu lassen. Blondie wird mich schon nicht töten, dafür bin ich viel zu liebreizend.

Zufrieden mit meinem Beschluss, lehne ich meinen Kopf nach hinten und schließe die Augen. Ein kleines Nickerchen, hat noch niemandem geschadet. Danach sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.



Wie geht es euch so?
Alles fit? ^^

Denkt an den ⭐️! <3

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