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„Elodie", rufe ich und laufe aus meinem Schlafzimmer, „Ich gehe einkaufen, brauchst du etwas bestimmtes?"

„Kannst du mir Chips mitbringen?" Ihre Zimmertür öffnet sich und sie streckt ihren Kopf heraus, um mich fragend anzusehen.

„Klaro, bis später", antworte ich und ziehe meine Chucks an. Ich nehme die schwarze Handtasche und verlasse die Wohnung. Wenig später trete ich aus der Haustür hinaus und genieße die wenigen Sonnenstrahlen, die sich dazu erbarmen, herauszukommen.

Es ist Mitte Oktober. Ich bin seit zwei Wochen wieder zuhause und habe mich an den Gedanken, Theo nicht mehr wiederzusehen, weitestgehend gewöhnt - schweren Herzens.

Die ersten paar Tage waren hart. Ich habe immer gehofft, dass er vor der Tür steht und mich bittet, zurückzukommen - das ist aber nie passiert. Relativ schnell hat mich die Hoffnung verlassen und ich habe mein Schicksal akzeptiert. Das mit Theo war ein schönes Abenteuer, aber mehr nicht. Mein Herz möchte das noch nicht so ganz akzeptieren, aber ich werde es dazu zwingen. Immerhin hat er scheiße gebaut und nicht ich. Elodie hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich mich besser fühle. Ich bin so dankbar für sie!

Die wenigen Bäume, die bei uns in der Gegend stehen, verlieren bereits ihre Blätter und ein eisiger Wind streift meine Haut. Ich ziehe die Jacke fester um mich und kneife leicht die Augen zusammen.

Ich mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle und grüße dabei einige meiner Nachbarn, die mir entgegen kommen. Wenn es auf den Winter zugeht, wird das Leben in unserem Viertel um einiges härter. Viele der Häuser haben keine richtige Dämmung und kaum funktionierende Heizungen, zum Glück zählt Elodies und meine Wohnung nicht dazu. Dennoch mag ich den Winter nicht, ich bin ein totaler Sommermensch.

Pünktlich um vierzehn Uhr fährt der Bus vor und ich steige ein. Zwei Haltestellen später steige ich wieder aus und laufe die wenigen Schritte bis zum Supermarkt. Durch den Wind fallen meine braunen Haarsträhnen mir wirr ins Gesicht und ich bin froh, als ich endlich das schützende Gebäude betrete.

Ich schiebe den Einkaufswagen vor mir her und gehe durch die Regale. Verschiedene Lebensmittel finden den Weg in meinen Wagen - natürlich auch die Chips für Elodie.

Als ich alles gefunden habe, stelle ich mich bei der Kasse an und bezahle die Sachen. Ich packe alles in Tüten und verlasse den Laden.

„Kaia, was ein Zufall!"

Erschrocken zucke ich zusammen und schaue mich suchend um. Die Stimme kommt mir wage bekannt vor, aber ich kann sie gerade nicht zuordnen.

Mein Blick findet pechschwarze Augen und ich muss mir ein genervtes Aufstöhnen verkneifen: Da steht niemand geringeres, als Adriano vor mir. Lässig hat er die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und grinst mich übertrieben freundlich an. Gruselig.

„Kann ich dir helfen?", frage ich abweisend und setze meinen Weg über den Parkplatz fort. Mein Bus kommt in fünf Minuten.

„Wie geht es deinem Verlobten? Theo lässt dich tatsächlich alleine einkaufen gehen?", folgt der dunkelhaarige Mann mir.

„Offensichtlich."

Ich habe kein gutes Gefühl bei dem Kerl. Wie hat er mich überhaupt gefunden? Der Supermarkt liegt weit von Theos Wohnsitz entfernt. Also, was macht er hier?

Ich trete einen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen uns zu schaffen. Adriano ist mir nicht geheuer.

„Ich kann dich mitnehmen", bietet er mit einem gefährlichen Unterton an und ich schüttele schnell den Kopf: „Nein, das passt schon."

„Wie du meinst. Bist du sicher, dass du Theo überhaupt etwas bedeutest? Ich meine, wenn er dich hier so ganz alleine herumlaufen lässt."

Bei seinen Anspielungen läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Droht er gerade, mir etwas anzutun? Ich schaue mich vorsichtig um und bin erleichtert, dass hier noch andere Menschen stehen und auf den Bus warten. Er wird ja wohl keine Zeugen haben wollen. Außerdem dachte ich, er arbeitet für Theo? Ich habe von Anfang an geahnt, das mit Adriano etwas nicht stimmt!

Als mein Bus vorfährt, schenke ich ihm ein gezwungenes Lächeln: „Man sieht sich." Schnell steige ich ein und setze mich auf einen, der mit Stoff überzogenen, Sitze. Adriano Blick spüre ich noch auf mir, als der Bus losfährt.

Ach du scheiße! Mein Herz pocht schnell in meiner Brust und ich atme tief durch. Ich hoffe ich sehe diesen Typ nie wieder.

An der richtigen Haltestelle steige ich aus und mustere erst einmal leicht paranoid die Straße.

Jetzt wollen mich doch alle verarschen, oder? Wie klischeehaft ist das bitte: Auf der gegenüberliegenden Seite parkt ein Jeep mit verdunkelten Scheiben. Scheiße! Ich glaube nicht an Zufälle, das hier wird böse enden!

Wer ist das, was zum Teufel wollen die von mir und wie haben die mich gefunden?

Ich behalte das verdächtige Auto im Blick und setze mich zügig in Bewegung. Ich versuche ruhig zu bleiben, bloß keine Panik.

Als ich jedoch Autotüren zuschlagen höre, drehe ich mich blitzschnell um und sehe, wie zwei Männer auf mich zukommen. Sie tragen schicke Anzüge und haben einen grimmigen Gesichtsausdruck. Ich will hier weg!

Ich mache einen Schritt zurück und pralle gegen einen harten Körper. Was zum -?

Kurz darauf wird ein nasses Stofftuch auf meinen Mund gepresst und zwei Arme halten mich unsanft fest; Dann ist alles schwarz.


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