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Mein Kopf dröhnt und ich öffne blinzelnd die Augen. Ich bin an einen Stuhl gefesselt, wobei die rauen Seile in mein empfindliches Fleisch schneiden. Schmerzhaft zische ich auf und schaue an mir herunter. Mit Schrecken stelle ich fest, dass ich nichts weiter, als meine Unterwäsche trage. Na super. Ungewollte Tränen steigen mir in die Augen: Ich wurde also wirklich gekidnappt.

Der Raum in dem ich festgehalten werde, sieht aus wie ein Keller. Die Wände sind aus Beton und außer mir und dem Stuhl, befindet sich rein gar nichts hier drin. Zu meiner linken erkenne ich ein kleines, vergittertes Fenster. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Wo bin ich?

Das letzte woran ich mich erinnern kann, sind die beiden Männer, die aus dem Jeep ausgestiegen sind. Sie müssen mir ein Betäubungsmittel oder schlimmeres gegeben haben, das würde auch meine unerträglichen Kopfschmerzen erklären. Tief atme ich ein und aus und versuche meinen Herzschlag zu beruhigen. Panik bringt jetzt auch nichts; Ruhe bewahren ist die dewise.

Plötzlich öffnet sich die Metalltür zu meiner rechten und ich zucke erschrocken zusammen. Lerne ich jetzt meinen Entführer kennen?

„So schnell sieht man sich also wieder", gibt der Mann im Schatten von sich und ich glaube, mich verhört zu haben. Das ist ganz sicher die Stimme von Adriano, aber was will er von mir? Er steht immer noch in der dunkeln Ecke, sodass ich sein Gesicht nicht sehen kann. Ich erkenne nur die bloßen Umrisse seiner großen Gestalt.

„Adriano?", spreche ich meine Vermutung vorsichtig aus und beobachte, wie er aus dem Schatten tritt. Tatsächlich! Ich habe Recht.

„Aber - Wie - Warum?", stottere ich und starre Theos Gefolgsmann ungläubig an.

„Keine Sorge, Schätzchen. Theo hat nichts damit zu tun." Schnaubend stoße ich die Luft aus, als ob das meine Sorge lindern würde.

Adriano kommt näher und ich kann ein ängstliches Zittern nicht länger unterdrücken. Ich sitze hier vor ihm, gefesselt und halbnackt. Bin ihm sozusagen ausgeliefert, das ist kein schönes Gefühl. Ich bohre die Fingernägel in meine Handinnenflächen und vermeide den Blick in seine schwarzen Augen.

Direkt vor mir bleibt er stehen und geht in die Hocke, sodass unsere Gesichter auf derselben Höhe sind: „Ich weiß jetzt, was Theo so toll an dir findet. Du bist durchaus ansehlich." Um seine Aussage zu Unterstreichen, legt er seine Hände auf meine nackten Oberschenkel. Sofort verkrampft sich mein ganzer Körper und ich wende den Kopf demonstrativ ab. Tränen laufen mir über die Wangen. Er soll seine dreckigen Hände von mir nehmen, ansonsten muss ich gleich kotzen.

„Was willst du von mir?"

„Oh, von dir will ich gar nichts", erwidert Adriano und zieht sich zurück, „Du wirst nur der hübsche, kleine Köder für den lieben Theo sein." Ein gefährliches Grinsen schleicht sich auf seine Lippen und mit einem Mal trifft mich die Erkenntnis: „Du! Du bist für den Anschlag verantwortlich!"

„Gut kombiniert, Kleine."

Geschockt weiten sich meine Augen. Jetzt macht auch alles Sinn! Als ich das Gespräch belauscht habe, hat einer von Theos Männern gemeint, dass Adriano einen wichtigen Gefangenen erschossen hat. Logisch: Er ist der Drahtzieher und wollte nicht verraten werden. Ich wusste von Anfang an, dass irgendwas daran faul ist. Mein Bauchgefühl lässt mich selten im Stich.

Doch eine Frage beschäftigt mich noch: „Warum? Warum das ganze? Ich dachte du wärst mit Theo befreundet?"

Aus dem nichts bricht Adriano in ein Lachen aus, dass jedem Schurken konkurrenz machen würde: „Wie naiv du doch bist. Wenn Theo tot ist, gibt es keinen weiteren Erben des Genovese-Imperiums." Mehr muss er nicht sagen. Adriano will die Macht über Seattle an sich reißen und wird dabei über Leichen gehen.

„So und jetzt sag Cheese, damit dein Lover sich auf den Weg hierher macht." Adriano zückt sein Smartphone und schießt einige Bilder von mir. Wehrlos lasse ich es über mich ergehen und kann nur hoffen, dass Theo die Falle wittert.

Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn Theo, bei dem versuch mich zu retten, stirbt. Adriano ist ein hinterhältiger Mistkerl und wer weiß, was er noch so auf Lager hat.

Ein letztes mal kommt der Dunkelhaarige auf mich zu und packt fest mein Kinn: „Wenn du brav bist, lasse ich dich am leben." Das sind doch tolle Aussichten. Ich könnte wetten, sobald Theo auf dem Radar auftaucht, jagt Adriano mir eine Kugel in den Kopf.

Mein Entführer wendet sich ab und verlässt den Kellerraum. Die Tür fällt laut hinter ihm ins Schloss und in mir brechen alle Dämme. Ich fange hemmungslos an zu weinen und Schluchzer schütteln meinen Körper. Ich werde sterben! Hätte ich doch bloß nie diesen scheiß Bentley geklaut! Elodie hatte mal wieder recht, ich werde schon bald einen Sarg brauchen.

Ich kann nur hoffen, dass Theo nicht versucht mich zu retten. Es reicht, wenn einer von uns heute stirbt.


Denkt ihr Theo kommt ihr zu Hilfe?

Denkt an den ⭐️! <3

Fake Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt