18

28.5K 1.3K 111
                                    

Nach der Landung betreten Theo und ich die Halle des kleinen Privatflughafens und ich spüre, wie das Adrenalin langsam aus meinem Körper verschwindet.

Der Flug war aufregend, aber auch sehr angenehm gewesen. Der Start und die Landung haben mich etwas verunsichert, aber ansonsten war alles gut. Die fünf Stunden Flugzeit habe ich mit Musik hören und lesen verbracht, denn Theo war zu sehr in seine Arbeit vertieft, um großartig mit mir zu sprechen.

„Ah, da ist Fynn", stellt Theo, der neben mir läuft, fest und deutet auf einen großen, schwarzhaarigen Mann. Er trägt einen schicken Anzug und kommt nun auf uns zu. Warum sehen Mafiosi immer so furchteinflößend aus?

Bei uns angekommen, begrüßt er Theo mit einem Handschlag: „Hey, Kumpel! Lange nicht mehr gesehen. Wer ist das?", deutet er mit einem Kopfnicken fragend auf mich und mustert mich neugierig. Dem Blick seiner eisblauen Augen kann ich nicht lange standhalten.

„Das ist Kaia, meine Verlobte", werde ich vorgestellt und sehe, wie Fynn überrascht eine Augenbraue hebt: „Verlobte?"

„Ja", mische ich mich in das Gespräch ein und ergreife, wie selbstverständlich, Theos Hand, „Schön dich kennenzulernen."

„Gleichfalls", erwidert der große Mann vor mir und lässt sich zu einem Lächeln herab. Er ist skeptisch, aber das kann ich ihm nicht übel nehmen.

Nach der kurzen Vorstellungsrunde, nehmen wir die Koffer und folgen Fynn zum Ausgang. Dort warten schon - oh, was eine Überraschung - zwei schwarze Jeeps. Ich hätte nicht gedacht, dass die Mafia so klischeehaft ist.

Leicht grinsend lasse ich zu, dass Theo mich auf die Rückbank schiebt und neben mir platz nimmt. Fynn setzt sich auf den Beifahrersitz und schon startet der Fahrer den Wagen und fädelt sich in den fließenden Verkehr ein.

„Lilli wird sich freuen, dass du endlich eine Frau an deiner Seite hast. Ich glaube, sie hatte die Vermutung, dass du schwul bist", ergreift Fynn das Wort und ich kann das Schmunzeln aus seiner Stimme heraushören.

„Schwul?!", empört der blonde Mann neben mir sich, „Deine Frau hat eine blühende Fantasie."

„So abwegig ist das gar nicht, Kumpel."

Augenverdrehend rutscht Theo näher zu mir, sodass er jetzt in der Mitte sitzt und legt seinen Arm um meine Schultern. „Tja, wäre ich schwul, würde ich wohl nicht dermaßen auf meine Verlobte abfahren!" Zur Bestätigung seiner Aussage finden seine Lippen den Weg zu meiner Schläfe und er wirft mir ein, für Außenstehende, verliebtes Lächeln zu.

„Glaub mir, er konnte mich schnell davon überzeugen, dass er auf Frauen steht", spiele ich mit und lehne meinen Kopf gegen Theos starke Schulter, während ich meine Hand auf seinem Oberschenkel platziere.

„Wann ist die Hochzeit?" Eine berechtigte Frage, die Fynn da stellt.

„Im Sommer", hält Theo die Antwort wage, immerhin wird es nie eine Hochzeit geben, aber das können wir seinen Freunden schlecht auf die Nase binden.

„Genau, ich mag den Winter nicht sonderlich", beteuere ich, „Im Sommer kann man so ein schönes Fest schmeißen", gerate ich ins schwärmen und strahle meinen Verlobten an.

Die restliche Autofahrt unterhalten wir uns über belanglose Themen und ich muss sagen, dass Fynn mir recht sympathisch ist. Natürlich spürt man auch bei ihm, dass er eine gewisse Dunkelheit ausstrahlt und gefährlich werden kann. Da ich jedoch als Verlobte von Theo hier bin, würde ich mal behaupten, ich habe nichts zu befürchten.

Der Jeep hält vor einem sehr hohen Wolkenkratzer, der sogar Theos Gebäude noch übertrumpft.

„Willkommen im Luchessé-Turm", meint Fynn und macht eine ausschweifende Handbewegung.

Sehr beeindruckend. Ich steige aus und mustere das Gebäude vor mir, dabei muss ich den Kopf in den Nacken legen. „Wow!"

Lächelnd legt Theo seinen Arm um meine Taille und zieht mich ins innere des Wolkenkratzers. Wie auch Theo, scheinen seine Freunde im Penthouse zu wohnen, weswegen wir den Fahrstuhl betreten und nach oben fahren.

Ist das so ein Mafia-Ding, dass man im Penthouse wohnt?
Ist das nicht eigentlich voll gefährlich, weil man praktisch in der Falle sitzt?
Naja, ist nicht mein Problem.

Die Türen des Aufzugs fahren beiseite und wenig später betreten wir die Wohnung.

„Theo!", ruft eine bildhübsche, blonde Frau aus und kommt auf uns zu. Sie umarmt ihn stürmisch, weshalb er gezwungen ist, mich loszulassen.

„Hey Lilli", erwidert Theo die Umarmung der jungen Frau, unter dem skeptischen Blick von Fynn und löst sich dann von ihr, „Darf ich dir Kaia vorstellen? Sie ist meine Verlobte."

„Omg!", ruft die Blonde aus und fällt jetzt mir um den Hals. Etwas überfordert lege ich meine Arme um ihre zierliche Gestalt: „Hi!"

„Ich bin Lillian, du kannst mich aber gerne Lilli nennen", stellt sie sich vor und tritt einen Schritt zurück, „Ich freue mich so für euch beide! Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie lange seit ihr schon zusammen? Und warum zum Teufel hat Theo mir nichts erzählt?"

„Äh-", gebe ich überrascht von so vielen Fragen von mir und schaue hilfesuchend zu Theo, der mich einfach nur angrinst.

„Lass die beiden doch erstmal ankommen", rettet Fynn mich vor seiner Frau und bedeutet uns, ihm zu folgen.

Theo greift nach meiner Hand und gemeinsam folgen wir dem Pärchen in das Wohnzimmer. Staunend betrachte ich die Aussicht: „Das ist ja genial!"

„Wo sind die Kiddies?", fragt Theo derweil interessiert und zieht mich zum Sofa, auf dem wir uns dann eng nebeneinander niederlassen. Ziemlich viel Körperkontakt heute, aber das war mir ja klar; Wir spielen schließlich ein verliebtes Paar.

„Die schlafen endlich", antwortet Lilli und setzt sich auf Fynns Schoß, „Also, ich will alles wissen."

Lachend legt Theo seinen Kopf in den Nacken: „Nun ja, die Kurzfassung ist, dass Kaia mein Auto ausgeliehen hat und dann ist das zwischen uns irgendwie passiert." Das ist sogar ziemlich nah an der Wahrheit dran. Schmunzelnd lehne ich mich gegen seine Seite und verschränke meine Hände mit seinen: „Er war am Anfang nicht so begeistert, aber ich habe ihn schnell um den Finger gewickelt."

„Du meinst wohl eher ich habe dich um den Finger gewickelt, Babe", spielt Theo bei meiner kleinen Neckerei mit und gibt mir einen sanften Kuss auf den Kopf. Ich kann nicht verhindern, das mir ein Schauer den Rücken hinunter läuft.

Warum fühlt sich die Nähe zu ihm auf einmal so gut und vertraut an? Das darf nicht sein! Ich sollte ihn dafür hassen, dass er mich zwingt seine Fake-Verlobte zu sein und stattdessen liege ich entspannt in seinen Armen. Irgendwas stimmt mit mir ganz gewaltig nicht. Elodie hat Recht: Ich bin verrückt und lebensmüde!

„Oh Gott, seid ihr süß", unterbricht Lillian meine Gedanken und wirft mir ein ehrliches Lächeln zu, „Ich habe immer gehofft, dass Theo irgendwann die passende Frau findet."

„Sie ist perfekt für mich", stimmt Theo seiner guten Freundin zu und ich kann nicht verhindern, dass eine gewisse Traurigkeit mich überkommt. Möge unser Schauspiel auch noch so real sein, wenn ich weg bin wird Theo mich vergessen und wir werden uns nie wieder sehen. Wie könnte er auch jemanden wie mich mögen? Eine dreckige, arme Straßendiebin, die jedes Jahr aufs neue um's überleben kämpfen muss.

Ich muss aufpassen, dass ich Theo nicht zu weit in mein Herz lasse. Er wird mich verletzen, so viel ist sicher.


Achja, unsere liebe Kaia hadert mit ihren Gefühlen... Wird sie es schaffen, Theo aus ihrem Herz auszuschließen?

Denkt an den ⭐️! <3

Fake Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt