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„Wir sind ein gutes Team", meint Theo verschwörerisch, als wir am späten Abend zurück in seine Penthouse-Wohnung fahren und hält mir die Hand, zum einschlagen, hin.

Grinsend hebe ich meine Hand und lasse sie mit einem lauten klatschen gegen seine Prallen. Danach lehne ich mich entspannt in dem Sportsitz zurück und schließe die Augen. Der Abend war anstrengend, nicht körperlich, aber psychisch. Wie oft spielt man schon die Verlobte eines Kriminellen und lernt dessen Freunde kennen? Darüber könnte man glatt ein Buch schreiben, heutzutage sind doch sowieso alle verrückt nach Mafiabossen.

In solchen Situationen, vergesse ich gerne, wie gefährlich Theo eigentlich ist. Er hat bestimmt nicht nur ein Menschenleben auf dem Gewissen. Er ist ein Gangster! Aber gerade jetzt, wo er lässig den Lamborghini durch die Straßen Seattles lenkt, habe ich das Gefühl total sicher bei ihm zu sein. Er kommt weder kriminell, noch gefährlich rüber, aber ich schätze, ich habe seine dunkle Seite bis jetzt einfach noch nicht kennengelernt. Ich sollte vorsichtig sein und mich nicht von ihm täuschen lassen. Er ist der Wolf im Schafspelz.

„Hast du deine Zunge verschluckt oder was ist los?"

„Ich bin nur müde", gebe ich leise von mir und mustere die an uns vorbeiziehenden Wolkenkratzer. Beeindruckend, was wir Menschen alles erschaffen können. Zehn dutzend Stockwerke hohe Gebäude, künstlich angelegte Strände und unterirdische Schienensysteme; Echt krass, wenn man so darüber nachdenkt. In meinen Gedanken versunken, lege ich meinen Kopf gegen die Scheibe und schaue nach draußen. Im dunkeln ist Seattle sehr beeindruckend und ich liebe diese Stadt!

„Adriano scheint dich zu mögen", redet Theo weiter, „Wenn wir es geschafft haben ihn zu täuschen, dann schlucken meine Geschäftspartner die Lüge erst recht."

„Mhh", antworte ich und gucke den Blonden dabei zu, wie er den Sportwagen ohne große Mühe in die Tiefgarage lenkt. Männer, die Auto fahren können, sind so verdammt attraktiv. Vor allem, wenn sie das Lenkrad mit einer Hand drehen. Holy Shit.

Schnell wende ich meinen Blick von ihm ab und steige aus dem Auto, sobald die Räder stoppen. Theo folgt mir und gemeinsam laufen wir zum Aufzug, um nach oben zu fahren.

„Steht morgen irgendwas an?", frage ich, während der Fahrstuhl die verschiedenen Ebenen erklimmt .

„Nein, erst wieder am Donnerstag."

Donnerstag. Das ist in drei Tagen.

„Also habe ich sozusagen frei bis dahin?"

„Ja, aber denk daran: Du nimmst Max mit, wenn du in die Innenstadt gehst oder generell die Wohnung verlässt."

„Ist klar, Boss", grinse ich und verlasse den Aufzug, als die Türen aufgleiten.

„Ach ja und Kaia?", hält Theo mich zurück, als ich in Richtung Gästezimmer gehen möchte.

„Ja?" Ich drehe mich um und schaue den großen Mann vor mir fragend an.

„Das war wirklich gute Arbeit heute. Du bist sehr überzeugend."

„Danke", lächele ich und wende mich endgültig ab.

Womöglich sollte ich eine Karriere als Schauspielerin in betracht ziehen? Theo kann mir bestimmt ein gutes Zeugnis ausstellen. Über mich selbst leise lachend, betrete ich das Zimmer und beschließe, mir erstmal etwas gemütliches anzuziehen.

Gesagt, getan: Ich schäle mich aus dem kurzen Kleid und ziehe stattdessen eine Jogginghose und einen dicken Pullover an. Danach greife ich nach dem Smartphone und wähle Elodies Nummer.

„Gott sei Dank, du lebst!", begrüßt sie mich sogleich und ich kann ihr anhören, dass sie mehr als erleichtert ist.

„Ja, so schnell bringt mich niemand um", meine ich und lasse mich auf das Bett fallen, „Wie geht es dir?"

„Wie es mir geht? Das sollte ich wohl eher dich fragen, du verrückte Kuh. Ich bin nicht diejenige, die vier Wochen lang die Verlobte eines Mafiosos spielt."

Zur Erklärung: Natürlich habe ich meiner Freundin die Wahrheit erzählt, entgegen Theos Ratschlag. Das Problem ist nur, wie hätte ich ihr erklären sollen, dass ich vier Wochen lang weg bin? Elodie erkennt sofort wenn ich lüge, deshalb war es leichter, die Wahrheit zu sagen. Selbstverständlich macht die Blondine sich große Sorgen und ist nicht begeistert von meinem Vorhaben, aber sie wird nichts dummes anstellen, dass weiß ich. Wir beide sind unbiologische Schwestern und sie wird nichts tun, was mich in Gefahr bringt.

„Bei mir ist alles in Ordnung - wirklich. Theo behandelt mich bis jetzt gut und er ist freundlich."

„Freundlich? Mädel, der Typ ist ein Killer! Fall bloß nicht auf seine Masche rein."

„Sei unbesorgt. Vier Wochen, dann bin ich hier weg", erinnere ich Elodie und kann mir bildlich vorstellen, wie sie sich die Haare rauft.

„Vier Wochen zu lange. Das sind 28 Tage, 672 Stunden und 40.320 Minuten!"

Wow. Jetzt dreht sie völlig durch: „Du hast das nicht wirklich ausgerechnet", lache ich in den Lautsprecher des Handys und verdrehe die Augen. Sie ist so eine Glucke. „Außerdem sind es nur noch 25 Tage."

„Du nimmst mich nicht ernst", sagt Elodie und seufzt resigniert, „Kaia, ich glaube dir sind die Ausmaße dieser ganzen Sache nicht bewusst. Woher willst du wissen, dass er dich nach diesen 25 Tagen auch wirklich gehen lässt?"

„Das weiß ich nicht, aber warum immer alles so negativ sehen? Wird schon schief gehen, oder?"

„Du gehörst in eine Psychiatrie, kein normaler Mensch würde das in deiner Situation sagen und auf die leichte Schulter nehmen."

„Du kennst mich doch", beharre ich, „Ich habe keine Angst zu sterben. Das Einzige, was mein Leben lebenswert macht, bist du und das weißt du, Elodie."

Kurz ist es still am anderen Ende der Leitung: „Ach Kaia, bitte sei nicht so leichtsinnig. Ich brauche dich doch!"

„Ich dich auch und mir wird nichts passieren!", verspreche ich, „Ich komme zurück zu dir."


Langsam kommt heraus, warum Kaia so entspannt mit der Sache umgeht: Sie hat keine Angst zu sterben... ^^
Was denkt ihr, ist der Grund dafür?

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