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„Ihr wart ganz schön laut gestern Abend", verkündet Lillian ohne jegliche Scheu, als wir endlich alleine sind.

Die Männer haben sich vor wenigen Minuten zurückgezogen, um geschäftliches zu besprechen und wir beide sind im Wohnzimmer geblieben, um Cosmo und Caius zu bespaßen.

„Lillian!", meine ich entsetzt und schlage mir peinlich berührt die Hände vors Gesicht, was den kleinen Cosmo zum lachen bringt. Der kleine Kerl sitzt vor uns und spielt mit den Holzautos. Sein Bruder schläft entspannt in Lillians Armen.

„Also bist du glücklich mit Theo?"

„Ja, auch wenn dich unser Sexleben rein gar nichts angeht", antworte ich und schaue die Blondine herausfordernd an.

„Keine Sorge, ich will keine Details", wehrt sie nur lachend ab und wiegt Caius sanft in ihren Armen.

„Die hätte ich dir auch nicht gegeben", stimme ich in ihr lachen ein und beobachte Cosmo, wie er das Spielzeugauto über den Teppich schiebt. Es gäbe auch nicht viel über unser angebliches Sexleben zu erzählen, schließlich haben Theo und ich nur einmal miteinander geschlafen und seither nicht mehr darüber gesprochen.

Ob der Sex ein Fehler war? Aber seit wann fühlen Fehler sich so gut an. Immer noch kann ich Theos warme Haut fast auf meiner spüren und seine Lippen, die meine erkunden. Es war fantastisch, auch wenn ich das ungern zugebe.

„Er ist glücklich mit dir", teilt Lillian mir mit und hat einen verträumten Ausdruck auf dem Gesicht.

„Ich auch mit ihm." Noch während ich den Satz ausspreche, wird mir klar, wie viel Wahrheit darin steckt. Ich mag Theo - ich mag ihn wirklich. Kein Mann hat mich je so zum lachen gebracht wie er und bei keinem vorher, habe ich mich so sicher gefühlt. Scheiße, was eine Ironie. Ich fühle mich bei einem Gangster sicher. Ganz großes Kino, Kaia.

„Was arbeitest du eigentlich? Das habe ich dich noch gar nicht gefragt", will Lillian mich näher kennenlernen und ich schlucke nervös: „Naja, ich klaue Autos?"

„Du tust was?!", wiederholt Fynns Frau laut lachend und ich lächele ihr unschuldig zu.

„Nicht dein ernst? Wie geil ist das denn. Also habt ihr euch wirklich so kennengelernt, wie Theo erzählt hat? Ich dachte er will mich verarschen."

„Ja, er hat die Wahrheit gesagt." Zumindest was diesen Punkt angeht.

„Wow, eure Love-Story übertrifft ja fast die von Fynn und mir", stellt Lillian immer noch lachend fest. Sie hat ein schönes lachen, es klingt hell und melodisch; Wie von einem Engel. Generell sieht die Frau mit ihren blonden Haaren und den hellen Augen nicht im geringsten, wie eine Mafiabraut aus. Da sieht man mal wieder, dass das Äußere rein gar nichts über den Menschen selbst aussagt. Hätte ich Theo auf der Straße getroffen, wäre ich wohl auch nie auf die Idee gekommen, dass er zur Mafia gehört.

„Du wurdest dann schon in die ganze Sache hier hineingeboren, oder?", frage ich sie und mustere die Frau mir gegenüber neugierig.

„Genau. Mein Vater hat das Sagen in Chicago", erklärt Lillian, „Ich habe auch noch drei jüngere Schwestern, die hoffentlich noch eine Weile von dieser grausamen Welt verschont werden."

„Das klingt toll, also so eine große Familie zu haben."

„Hast du keine Geschwister?"

„Nein, ich habe um genau zu sein niemanden mehr - meine Eltern sind tot", gebe ich schulterzuckend von mir.

„Oh, das tut mir leid, Kaia", verkündet Lillian, „Aber weißt du was? Jetzt hast du eine Familie: Zwar teilst du nicht dasselbe Blut mit ihnen, aber die Organisation hält immer zusammen. In guten oder in schlechten Zeiten."

„Das stimmt", lächele ich ehrlich.

Den restlichen Mittag verbringen wir damit, über belanglose Themen zu reden und mit Lillians Kindern zu spielen. Die beiden Kleinen schließe ich schnell in mein Herz.

Gegen Abend kommen Fynn und Theo wieder zurück und haben beide einen ernsten Ausdruck auf dem Gesicht. Scheinbar war der Tag anstrengend und es gab viel zu besprechen.

„Hey", begrüße ich Theo und kopiere Lillians Verhalten: Ich gehe auf ihn zu, schlinge meine Arme um seine Hüfte und küsse ihn sanft auf das Kinn. Fynn und Lillian sollen uns die Show ja schließlich abkaufen.

„Hey Babe", erwidert Theo und zu meiner Überraschung beugt er sich runter, um mir einen kurzen Kuss auf den Mund zu geben. Perplex schaue ich ihn an und zwinge mich dann zu einem lächeln. Hilfe, ich bin überfordert. Und die Schmetterlinge, die wild in meinem Bauch herumfliegen, sind ein schlechtes Zeichen. Scheiß Gefühle!

Theo legt seine Arme fest um mich und gemeinsam folgen wir Lillian und ihrem Mann ins Esszimmer. Ich kann nichts gegen das warme Gefühl tun, das in mir hochsteigt. Körperkontakt mit Theo fühlt sich einfach verdammt gut an.

Den restlichen Abend lang, verraten Fynn und Theo nicht, warum sie beide so ernst geschaut haben. Wir genießen alle zusammen den letzten gemeinsamen Abend und gehen dann weit nach null Uhr zu Bett.

Theo und ich werden am nächsten Morgen um elf Uhr zurück nach Seattle fliegen.

Dann habe ich noch etwas weniger, als zwei Wochen, die ich bei Theo verbringen werde. Die Zeit ist bisher rasend schnell vergangen.


Wen mögt ihr lieber: Lillian oder Kaia? ^^

Denkt an den ⭐️! <3

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