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„Du kannst für die vier Wochen in mein Gästezimmer einziehen. Morgen gehen wir beide eine Runde shoppen", erklärt Theo.

Inzwischen haben wir es uns am Esstisch, mehr oder weniger, bequem gemacht. Ich sitze auf einem der Holzstühle gegenüber von dem Blonden und lausche seinen Anweisungen aufmerksam.

Im Endeffekt klingt alles nur halb so schlimm. Vor seinen Freunden und seiner Familie soll ich Theos Verlobte spielen, wenn niemand in der Nähe ist, kann ich machen, was ich will. Ich darf mich im ganzen Penthouse frei bewegen und sobald ich raus möchte, soll ich einen seiner Männer mitnehmen.
Soweit, so gut.
Das bekomme ich hin.
Hundert Mal besser, als umgebracht zu werden.

„Ich würde dir raten, dich zu benehmen, ansonsten werde ich nicht mehr so nett sein", warnt Theo mich und beobachtet mich eindringlich.

„Jaja", meine ich nur augenverdrehend. Ich bin doch kein Kleinkind.

„Sehr gut", grinst der Blonde mich an, „Komm mit, ich zeige dir dein vorübergehendes Zimmer", fügt er hinzu und steht auf, dabei schaben die Stuhlbeine über den teuren Parkettboden.

Ich tue es ihm gleich und folge dem großen Mann aus dem Zimmer. Neugierig schaue ich mich in der luxuriös eingerichteten Wohnung um. Hier lässt es sich leben.

Ich habe Elodie gleich gesagt, dass man mit kriminellen Jobs gut Geld verdient. Leicht lächelnd denke ich an meine gute Freundin und ihre Abneigung gegenüber meines Nebenjobs. Wenn die Blondine wüsste, wo ich gerade bin, würde sie einen Herzinfarkt bekommen. Keine schönen Aussichten.

„Du hast schon so einen kleinen Knall, Sweetheart", meint Theo, während er sich zu mir umdreht, „Jeder andere würde heulend in der Ecke stehen und du läufst hier lächelnd herum."

„Ich bin halt nicht wie jeder andere", grinse ich den Mafioso vor mir an und folge ihm weiter durch sein Penthouse.

„Das merke ich", sagt Theo und deutet mit einem Kopfnicken auf eine verschlossene Tür: „Das ist eines meiner Gästezimmer, gehört die nächsten Wochen ganz dir."

„Schön", antworte ich und drängele mich an dem blonden Hünen vorbei, um die Zimmertür zu öffnen.

Vor mir erstreckt sich ein ziemlich großer Raum. In der Mitte steht ein breites Doppelbett, dass nur so mit flauschigen Kissen überhäuft wurde. An der rechten Wand ist ein Kleiderschrank platziert und daneben hängt ein bodentiefer Spiegel. Auf der linken Seite ist die Fensterfront, man kann, wie im Wohnzimmer, über weitläufige Teile von Seattle hinweg sehen.

Im Vergleich zu meinem Zimmer bei Elodie und mir daheim, ist das hier wahrer Luxus. Und diese Aussicht: ein Traum!

„Gefällt es dir?"

„Ist ganz okay", äußere ich mich grinsend und drehe mich zurück zu Theo. Er hat versprochen, dass er mich nicht umbringt, also spricht nichts dagegen, ihn ein bisschen zu ärgern.

„Ganz okay also? Würdest du eine Zelle im Keller bevorzugen?", geht Theo auf meine kleine Neckerei ein.

„Nein, nein, passt schon", winke ich grinsend ab und schaue mich erneut im Gästezimmer um.

Hier sieht es aus, als hätte bis vor kurzem eine Frau in dem Raum gewohnt. Allein die tausend Kissen auf dem Bett und die vereinzelten Deko-Gegenstände sind ein eindeutiges Zeichen dafür.

Theo scheint meinen kritischen Blick zu bemerken: „Eine gute Freundin von mir hat eine Zeit lang hier gewohnt."

Nickend gebe ich ihm zu verstehen, dass ich verstanden habe: „Also nochmal: Ich spiele für vier Wochen deine Verlobte und darf danach gehen?"

„Korrekt."

„Kein Haken?"

„Kein Haken", bestätigt der blonde Mann, der im Türrahmen lehnt.

Für einen Mafioso ist er ziemlich nett oder er ist nur so umgänglich zu mir, weil er etwas braucht? - Das wird es sein.

„Ich darf mich frei bewegen und das Penthouse verlassen?", frage ich nochmal nach.

„Ja, mit Bodyguard."

„Wie sieht es aus mit meinem Handy und dem Kontakt zu meiner Freundin?"

„Kannst du behalten. Stell nur nichts dummes damit an", meint Theo überraschenderweise.

Verwirrt schaue ich ihn an. Ich darf mein Handy behalten? Das kommt mir komisch vor.

„Warum?"

„Ich denke du bist intelligent genug, dich nicht mit mir und meiner Familie anzulegen", erklärt Theo, „Wenn du dich nicht bei deiner Freundin meldest, wird sie sich Sorgen machen und unnötige Probleme heraufbeschwören."

Klingt einleuchtend.

Langsam nicke ich und mustere Theo ein letztes Mal. Er sieht sehr gut aus, genau mein Typ Mann.

Die blonden Haare fallen ihm leicht ins Gesicht und er hat eine breite Statur. Ich steh drauf, wenn Männer gut gebaut sind. Dazu die schwarze Kleidung und voilà, wir haben einen Gangster, wie er im Buche steht.

„Gefällt dir, was du siehst?", grinst Theo verschmitzt.

Genervt verdrehe ich meine Augen: „Du bist mir zu kriminell."

„Das war kein nein", meint der Blonde, „Und das sagt gerade die, die mein Auto gestohlen hat."

Verdammt. Er hat Recht.

„Ja - ähm - das ist doof gelaufen."

„Doof gelaufen? Du hattest Glück, dass es mein Auto war. Jeder andere hätte dich umgebracht."

„Bisher habe ich es auch immer überlebt", erwidere ich.

Ich wurde nur erwischt, weil mein toller Geschäftspartner mich verraten hat. Da arbeitet man eine halbe Ewigkeit zusammen und das kommt dabei raus. Danke, Johnny.

„Wir sehen uns morgen um 9.00
Uhr", verabschiedet Theo sich, „Gute Nacht, Cupcake."

„Nacht", meine ich und beobachte, wie der Blonde das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich zuzieht.

Jetzt bin ich alleine.
Alleine im Gästezimmer einer Penthouse-Wohnung, die einem fucking Mafiaboss gehört.
Wie bin ich nur hier gelandet?

Ich atme hörbar aus und ziehe mein Smartphone aus der Hosentasche. Ich sollte wohl Elodie informieren.

Als der Bildschirm hell aufleuchtet, stechen mir sofort elf verpasste Anrufe und dutzende Nachrichten ins Auge. Jap, meine Freundin macht sich eindeutige sorgen.


Welchen Film habt ihr als letztes gesehen?
- Poseidon

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