26

26.5K 1.2K 122
                                    

„Kaia, Süße, ist alles okay?"

Ich muss wohl wieder eingeschlafen sein, denn wenige Zeit später weckt Theo mich sanft und ich schlage langsam die Augen auf. Sein Gesicht ist direkt über meinem und er schaut mich besorgt an. Ich schätze mal, meine Wangen sind gerötet vom weinen und meine Augen leicht angeschwollen. Theo bestätigt meine Vermutung, in dem er sanft über meine Wange streicht und mich forschend mustert.

„Hier", meint er und hält mir eine kleine Verpackung hin, in der eine weiße Tablette zu sehen ist - die Pille danach.

„Danke!", sage ich ehrlich, öffne die Packung und schlucke die kleine Tablette schnell herunter. Erleichtert lehne ich mich zurück und hoffe, dass die Pille ihre Wirkung tut. Ich will keine Kinder! Also, noch nicht.

„Ruh dich heute aus. Ich habe einiges Geschäftliche zu tun und komme erst spät wieder", informiert Theo mich und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Okay, dann bis heute Abend", verabschiede ich mich von ihm und denke, dass er jetzt aufsteht und geht. Doch natürlich macht er es mir nicht so leicht: Theo bringt seinen Kopf auf gleiche Höhe mit meinen und gibt mir dann einen sanften Kuss auf die Lippen. Ich erwidere kurz, drücke ihn dann aber seufzend von mir: „Du solltest gehen."

Mit einem komischen Ausdruck auf dem Gesicht verlässt er sein Schlafzimmer. Habe ich ihn gekränkt? Nein, dass ist doch Schwachsinn. Theo will einfach nur das beste aus unserem Deal herausholen und wenn ich weg bin, hat er bestimmt an jeder Hand fünf Frauen.

Als ich mir sicher bin, dass er die Wohnung verlassen hat, quäle ich mich aus dem bequemen Bett und tapse in die Küche, um etwas zu frühstücken. Der Tisch ist, wie immer, schon reichlich gedeckt und ich muss mich nur noch bedienen.

Nach dem essen mache ich mich im Badezimmer fertig und streife dann planlos im Penthouse umher. Was soll ich bloß machen? Auf Netflix habe ich keine Lust und um mit Elodie zu telefonieren, fehlen mir gerade die Nerven. Meine beste Freundin merkt sofort, wenn etwas nicht stimmt und sie würde mir wohl die Ohren lang ziehen, wenn sie erfährt, dass ich mit einem Mafiaboss geschlafen habe.

Seufzend stehe ich im Wohnzimmer und schaue mich um. An der Wand neben dem Fernseher reihen sich einige Bücherregale aneinander. Ich habe schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gelesen, es wird Zeit, das zu ändern. Leicht lächeln schlendere ich auf das rechte Regal zu und mustere die verschiedenen Bücher. Es gibt alles, was das Herz begehrt: klassische Literatur, Kriminalromane, Liebesromane, Fantasy und so weiter. Ich entscheide mich letztendlich für das Lied von Eis und Feuer, das Buch zu Game of Thrones. Mit dem Taschenbuch in der Hand mache ich es mir auf dem Sofa gemütlich und versinke in der Welt von Westeros. Ich werde schnell ein Fan von Daenerys, sie ist ein faszinierender Charakter.

Während ich lese, fliegt die Zeit nahezu und es beginnt draußen schon dunkel zu werden. Doch ähnlich, wie New York, ist Seattle eine Stadt die nie schlägt. Viele der Einwohner arbeiten auch nachts noch, sodass auf den Straßen zu jeder Tageszeit einiges los ist. Die Lichter der Stadt leuchten in verschiedenen Farben auf und auch im Hochhaus gegenüber von dem, in dem ich mich befinde, brennen die Lichter noch hell.

Ich habe das erste Buch fast fertig, da höre ich, wie die Eingangstür geöffnet wird und wenig später steht Theo im Wohnzimmer. Er ist schon wieder da?

Ich schaue von den Seiten auf und wünschte, ich hätte es nicht getan.

„Wie siehst du denn aus?", bringe ich schockiert hervor und schaue entsetzt die blutverschmierte Kleidung an. Das weiße Hemd ist fast ganz rot und auch auf der schwarzen Anzugshose, erkennt man dunkle Flecken. An seiner rechten Seite sehe ich die Ausbeulung einer Waffe und ich kann mir nur schockiert die Hand vor den Mund schlagen.

„Ist nicht mein Blut", erwidert Theo auf meine Frage hin ungerührt und mir bleibt glatt der Mund offen stehen: „Ist nicht dein Blut? Und das macht es jetzt so viel besser?"

Schulterzuckend möchte Theo näher kommen, doch ich hebe abwehrend die Hände in die Luft: „Wow, wow, wow! Keinen Schritt näher! Du siehst aus, wie ein Massenmörder!"

Stirnrunzelnd lässt Theo den Blick über seine eigene Kleidung wandern: „Oh, ich dachte nicht, dass es so schlimm ist."

„Oh mein Gott, du bist echt krank!"

„Sag mir was neues", grinst er allen ernstes, dreht sich um und verschwindet dann aus dem Wohnzimmer.

Ich bleibe schockiert zurück und presse die Hand auf mein rasendes Herz. Da war so viel Blut. Hat er jemanden umgebracht? Er hat bestimmt jemanden umgebracht! Warum sonst, sollte er so aussehen? Er ist ein Mörder. Ich muss ihn von mir fern halten, ich kann doch nicht mit einem Killer in's Bett steigen.

Nach einer halben Stunde kommt Theo zurück und mein Atem geht wieder schneller. Meine Muskeln sind zum zerreißen angespannt, jederzeit zur Flucht bereit. Weg ist die Sicherheit, die ich in seiner Nähe sonst immer gespürt habe.

„Was ist los?", fragt er verwirrt nach, als Theo meine angespannte Haltung bemerkt.

„Du - du hast jemanden ermordet!"

„Nein, ich habe niemandem das Leben genommen." Aufgrund seiner Betonung kann ich erahnen, dass trotzdem ein Mensch gestorben ist.

„Dann eben einer der Männer auf deinen Befehl hin, das ist auch nicht besser!"

„Kaia, du weißt doch, was ich beruflich mache. Also tu nicht so überrascht."

„Ja, aber -", bringe ich nur stockend hervor und muss ihm im stillen recht geben. Ich wusste von Anfang an, wer er ist.

Theo Genovese, Mafiaboss von Seattle. Bisher hatte ich nur das Glück, dass ich von dieser Seite an ihm nahezu nichts mitbekommen habe. Diese Zeiten sind wohl vorbei.


Übrigens möchte ich „Fake Love" noch dieses Jahr beenden. Deshalb kommen gerade so viele Kapitel. :D

Denkt wie immer an den ⭐️! <3

Fake Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt