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„Nein!", höre ich Theo panisch schreien und ich hebe meinen Blick vom Boden. Ich spüre das kalte Metall der Waffe direkt an meinem Hinterkopf und ungewollt beginnen meine Muskeln zu zittern. Ich stecke sowas von in der Klemme.

Theo wird von zwei, mir fremden, Männern festgehalten und schlägt wütend um sich. Er ist wirklich gekommen; Er wollte mich retten. Offensichtlich hat das nicht so gut geklappt, aber der Wille war da. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, ich bin ihm doch nicht egal.

„Lasst mich los, ihr Wixxer!", flucht Theo weiter und windet sich im Griff von Adrianos Männern. Die beiden haben ganz schön zu kämpfen, den muskulösen Mann in ihrer Mitte festzuhalten.

„Verräter!", zischt eine andere Stimme und ich wende meine Aufmerksamkeit Max zu, der ebenfalls von zwei Typen festgehalten wird. Direkt neben ihm wird Tyler festgehalten, der sich heftig wehrt.

Diese drei Chaoten haben ja wohl hoffentlich Verstärkung dabei, oder?

Hoffnungsvoll schaue ich mich um. Doch nirgends sind andere Männer von Theo zu sehen, stattdessen liegen viele von Adrianos Verbündeten leblos auf dem Boden. Das sind locker zwanzig Tote. Wow, Theo, Max und Tyler sind wahre Killermaschinen. Beeindruckt hebe ich eine Augenbraue und wende meinen Blick wieder Theo zu.

Zu meiner Überraschung wirft er mir ein beruhigendes Lächeln zu und flucht dann weiter übertrieben laut. Verwirrt beobachte ich ihn. Irgendwas stimmt nicht, er zieht eine Show ab. Er spielt mit Adriano und den anderen Männern und lenkt sie so ab.

Oh mein Gott, Theo hat einen Plan!

Erleichtert atme ich leise aus, versuche mir aber nichts anmerken zu lassen. Ich vertraue Theo, dass er uns alle hier heil rausholt.

„Mehr hast du nicht zu bieten, um deine Liebste zu retten?", verhöhnt Adriano Theo und drückt mir den Lauf der Waffe stärker gegen den Hinterkopf. Ich verspanne mich und versuche wegzurutschen, doch erfolglos. Adriano greift fest mit seiner Hand nach meiner Schulter und hält mich an Ort und Stelle fest.

„Ich hätte dir nie vertrauen sollen", ruft Theo aus und wenn Blicke töten könnten, wäre der Dunkelhaarige hinter mir jetzt tot.

„Das stimmt allerdings. Schade, dass du so gutgläubig bist."

„Du bist einfach ein ehrenloses Stück Dreck", hält Theo die Unterhaltung am laufen und mir wird klar, dass er Zeit schinden möchte. Interessant.

„Das ehrenlose Stück Dreck hat dich überlistet", gibt Adriano selbstsicher von sich.

„Glaubst du das wirklich?" Ein hinterhältiges Grinsen ziert jetzt Theos Lippen und bevor mein Entführer in irgendeiner Weise reagieren kann, ertönt ein lauter Schlag und dutzende Männer brechen durch die Türen und Fenster. Das zerbrochene Glas fliegt durch die Gegend und überraschte Laute ertönen von Adriano und seinen Männern.

Erschrocken zucke ich zusammen und lege die Hände schützend vor mein Gesicht.

Das absolute Chaos bricht aus: Theos Leute, die in der eindeutigen Überzahl sind, fallen nur so über ihre Gegner her und überall kracht es und mehrere Schüsse ertönen.  Adriano ist in einen Kampf mit Theo verwickelt, wobei der Blonde zum Glück die Überhand hat.

Ich versuche aus dem Geschehen herauszukrabbeln, da ich nicht zwischen die Fronten geraten möchte. Ich setze mich hinter einen umgekippten Tisch und ziehe schützend die Beine an den Körper. Langsam atme ich ein und aus und versuche meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen.

Mir wird nichts passieren.
Theo ist hier und rettet mich.
Sie sind in der Überzahl und werden Adriano vernichten.

Die Kampfgeräusche werden weniger, aber vereinzelte Schüsse lassen mich immer noch zusammenzucken. Ich mag das Geräusch nicht.

„Wo bist du, du Schlampe?!", ertönt Adrianos laute Stimme und ich halte den Atem an. Schwere Schritte nähern sich meinem Versteck und ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass er mich nicht findet.

Plötzlich packen mich Finger brutal an den Haaren und ich werde hinter dem Tisch hervorgezogen: „Hab ich dich!" Entsetzt schaue ich zu ihm nach oben und versuche dann, mich aus seinem festen Griff zu befreien. Er wird mir noch all meine Haare ausreißen. Dieses Arschloch!

Theo und seine Männer haben die anderen zum Großteil erledigt, doch werden immer noch ordentlich in Schach gehalten. Niemand kann mir gefahrlos zu Hilfe eilen.

Erneut stößt Adriano mich in die Mitte des Raumes: „Sag leb wohl zu deinem Loverboy!" Der Dunkelhaarige richtet die Waffe schon zum zweiten Mal heute auf mich. Theo steht am anderen Ende des Raumes und schaut entsetzt zu mir, bevor er sich in Bewegung setzt.

Zitternd schließe ich die Augen, während eine Träne mir über die Wangen läuft. Theo wird nicht rechtzeitig hier sein, um Adriano vom schießen abzuhalten.

Ein ohrenbetäubender Schuss ertönt, doch ich fühle keinen Schmerz. Stattdessen höre ich, wie ein großer Körper mit einem dumpfen Aufprall zu Boden geht. Verwirrt öffne ich die Augen und sehe Tyler, der blutüberströmt vor mir liegt. Blut von den Kämpfen und der Kugel, die gerade seinen Brustkorb durchdrungen hat.

„T-Tyler?", stottere ich und krieche näher zu seiner leblosen Gestalt: „Tyler!" Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich nehme nichts mehr um mich herum wahr. Weder wie Theo Adriano endlich ein Ende bereitet, noch wie die Kampfgeräusche verstummen.

Ich knie mich neben Tyler und greife vorsichtig nach seiner Hand. Warum hat er das getan? Wir beide konnten uns nicht mal leiden. Schluchzend mustere ich all das Blut auf seinem Körper und kann nicht fassen, was gerade passiert ist.

Träge öffnet der Mann vor mir die Augen und lächelt mich an: „Ich weiß, dass du mich nie leiden konntest. Vielleicht bekomme ich jetzt die zweite Chance, die du mir nie geben wolltest." Mit diesen Worten schließen sich die braunen Augen für immer und ich bleibe sprachlos zurück.

Er hat sein Leben für meines gegeben.
Tyler ist tot.

Mein Kopf dröhnt und ein lautes Piepen macht sich in meinen Ohren breit. Verschwommen nehme ich wahr, wie Theo sich neben mir nieder lässt und die Arme eng um mich schlingt: „Du bist jetzt in Sicherheit."


Das kam unerwartet, oder?

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