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„T-T-Tyler", bringe ich nur stockend heraus und kann meinen Blick nicht von dem leblosen Körper vor mir abwenden. Theos Griff um mich verfestigt sich, während ich laute Schluchzer von mir gebe. Er ist tot. Tot, wie wacht nie wieder auf und atmet nicht mehr.

„Ich weiß", meint Theo nur betont ruhig und zieht mich dann langsam auf die Beine, „Wir werden uns um ihn kümmern."

Wie paralysiert lasse ich mich von ihm aus dem Gebäude ziehen und wenig später befinden wir uns in einem Auto. Ich nehme nicht wirklich etwas wahr; Ich glaube, ich stehe unter schock. Einzig Theos warme Hände auf mir, lassen mich nicht ganz den Bezug zur Realität verlieren. Ein Mensch ist wegen mir gestorben. Was sag ich denn da? Viele sind wegen mir gestorben, da lag nicht nur eine Leiche auf dem Boden.

Irgendwas schweres liegt auf meinen Schultern und verwundert schaue ich an mir herunter. Theo muss mir eine Decke umgelegt haben, jetzt bemerke ich auch, dass mir nicht mehr kalt ist. Zusätzlich dazu, hat der Mann neben mir die Sitzheizung angemacht und weiterhin seinen Arm um meine Taille geschlungen.

Ist Adriano tot?
Blinzelnd versuche ich mich zu erinnern. Mein Kopf ist ein einziges Chaos und ich nehme alles durch eine Art Neben wahr. Nach Tylers Aufprall habe ich einen Schuss gehört und danach saß Theo neben mir. „Ist Adriano tot?"

„Ja", betätigt Theo und erleichtert lehne ich meinen Kopf an seine Schulter. Dieses miese Arschloch hat nichts anderes verdient.

Theo legt seinen Kopf auf meinem ab und ich schließe die Augen. Sein gleichmäßiger Atem beruhigt mich und ich versuche für den Moment zu verdrängen, was in den letzten Stunden alles passiert ist.



Das nächste Mal wache ich in einem Bett auf - Theos Bett. Die Bettwäsche schmiegt sich sanft an meine nackte Haut und das Kissen duftet nach Theo. Tief atme ich ein und strecke dann meine steifen Glieder.

Zögerlich öffne ich die Augen und muss mich erstmal an das helle Sonnenlicht, das bereits durch die Jalousien scheint, gewöhnen.

„Endlich bist du wach!", höre ich auf einmal die erleichterte Stimme von Theo. Suchend schaue ich mich um und erblicke Theo, der sich gerade von dem Sessel in der Ecke erhebt und auf mich zukommt. Er lässt sich auf der Bettkante nieder und umfasst sanft mein Gesicht mit seinen Händen: „Alles gut bei dir soweit?"

Leicht nicke ich und erinnere mich mit einem Schlag an alles: Die Entführung und Tylers Tod.

„Tyler?", haucht ich fragend und fixiere Theo.

„Er liegt im Koma. Wir wissen nicht, ob er überlebt." Theos Gesichtsausdruck verdunkelt sich und wird traurig. Immerhin ist er einer seiner besten Männer gewesen und ich schätze, die beiden haben etwas ähnliches wie eine Freundschaft gepflegt.

„Aber er lebt?", flüstere ich erleichtert und stoße den Atem aus.

„Ja, noch."

Theos Augen wandern suchend über mein Gesicht: „Du hast mir noch nicht gesagt, wie es dir geht?" Seine Finger fahren hauchzart über meine Wangen und ich kann nicht anders, ich muss einfach lächeln: „Ganz gut, wenn man von der Entführung absieht."

„Das alles tut mir so leid!", meint Theo, woraufhin ich mich von ihm löse und ein Stückchen zurück rutsche. Ich darf bei all der Zärtlichkeit nicht vergessen, was er getan hat: „Das sollte es auch!" Nur, weil er mich gerettet hat, heißt das noch lange nicht, dass ich ihm verzeihe. Er hat mich einfach weggeschickt, ohne ein weiteres Wort.

Theo öffnet den Mund, um etwas zu erwidern, doch mein böser Blick hält ihn davon ab.

„Wann kann ich nachhause?", frage ich und verschränke die Finger über der Bettdecke.

„Oh, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich nochmal gehen lasse, Kaia", erwidert Theo ernst und mir fällt wortwörtlich die Kinnlade herunter, „Diesen Fehler mache ich nicht nochmal." Sprachlos schaue ich den blonden Mann an, der gegenüber von mir sitzt und mich eindringlich mustert.

Das meint er doch wohl nicht ernst? Er denkt doch nicht, dass er mich einfach zwei Wochen ignorieren kann und ich dann widerstandslos bei ihm bleibe? Da sind mir meine Gefühle für ihn vollkommen egal und auch, dass mein Herz in seiner Nähe schneller schlägt, als gewöhnlich. Die Schmetterlinge im Bauch ignoriere ich ebenfalls gekonnt. Mein Stolz übernimmt die Oberhand: „Das kannst du vergessen! Du hast mich weggeschickt!"

„Und diesen Fehler werde ich nicht nochmal machen!", ruft Theo aus und greift bestimmend nach meinen Händen.

Kaum berührt seine Haut die meine, fährt mir ein wohliger Schauer den Rücken herunter. Mein Atem stockt und ich schaue Theo forschend in die Augen. Ich kann einfach nicht glauben, das er das alles ernst meint.

„Komm schon, Kaia, du willst doch auch nicht gehen."

„Doch", lüge ich stur und wende den Blick ab.

Natürlich will ich bei ihm bleiben, aber wie soll ich darüber hinwegsehen, dass er mich zwei Wochen lang ignoriert hat. Meinem Herz hat das ganz und gar nicht gut getan.

„Kaia!" Bilde ich mir das nur ein oder klingt Theo verzweifelt?

„Warum hast du mich nicht gebeten zu bleiben?"

„Weil ich ein Idiot bin." Bei seiner Antwort verziehen sich meine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. Wenigstens gibt er zu, dass er ein Idiot ist.

„Das stimmt", gebe ich zustimmend von mir und prompt zieht Theo mich wieder näher an seinen muskulösen Körper. Ich schaue ihm in die Augen und sehe das altbekannte Funkeln.

Scheiße, ich kann ihm einfach nicht böse sein. Dafür hängt mein Herz viel zu sehr an ihm und ich fühle mich einfach zu wohl in seiner Nähe. Gefühle sind doch doof. Mein Kopf sagt mir, ich soll Theo vor den Kopf stoßen und abhauen; Ihn das fühlen lassen, was er mich hat fühlen lassen. Aber mein Herz sagt mir, bei Theo zu bleiben und mich in seinen starken Armen zu verkriechen. Ich glaube, ich liebe diesen Idioten und ich habe das Gefühl, dass ich einmal in meinem Leben tatsächlich auf mein Herz hören werde.

„Nicht frech werden, Babe", mit diesen Worten packt Theo endlich meinen Nacken und kurz darauf vereinen sich unsere Lippen. Überrascht keuche ich auf und lege meine Hand auf seine Brust. Sanft bewegt er seinen Mund auf meinem und ich erwidere den Kuss. Ich habe das Gefühl vermisst und diesen verdammten Kerl, habe ich auch vermisst.

„Es tut mir so leid, ich werde das alles wieder gut machen", verspricht Theo, als er sich sanft von mir löst und mich dann fest in seine Arme nimmt, „Ich habe dich vermisst, Babe."


Endlich sind die beiden wieder vereint. ^^

Denkt an den ⭐️! <3

Fake Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt