Heart Attack - Larry Stylinson

Chapter 10 - Harry

"Your touch is sunlight through the trees" Better Place - Rachel Platten

"Ist alles okay bei dir?"

Abwesend nickte ich und schenkte meiner Mum, die auf dem Sofa gegenüber von mir saß ein zustimmendes Lächeln. Wieso merkte sie es bloß immer, wenn mich irgendetwas beschäftigte? Egal, worüber ich mir Gedanken machte, sie spürte jedes Mal, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

"Bist du sicher? Du wirkst irgendwie so abwesend und nachdenklich seit gestern. Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst."

"Ja, das weiß ich Mum", lächelte ich. "Und das bedeutet mir wirklich viel, danke."

Ich redete mit ihr immer über alles. Über all meine Probleme, über all meine Sorgen, ganz egal wie wichtig oder unwichtig sie waren. Sie hörte mir zu, immer und versuchte jedes Mal mit mir zusammen eine Lösung zu finden oder mir irgendwie anders zu helfen. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Hatten wir noch nie gehabt. Sie war für mich mehr als nur meine Mum, sie war gleichzeitig auch meine beste Freundin, auch wenn sich das jetzt vielleicht merkwürdig anhörte.

Aber dieses Mal war es irgendwie anders. Dieses Mal konnte ich nicht mit ihr über meine Probleme reden. Dieses Mal hatte ich ein Geheimnis vor ihr. Dieses Mal musste ich ganz alleine damit fertig werden.

Was würde sie tun? Was würde sie tun, wenn sie von Louis erfuhr? Sie würde ihn vermutlich anzeigen, weil er mich bedroht hatte. Vermutlich würde das jeder Mensch mit nur ein bisschen Verstand tun. Nur ich nicht. Warum ich nicht?

"Irgendetwas beschäftigt dich doch, das merke ich", versuchte es meine Mum erneut und riss mich damit aus meinen Gedanken. "Ist es wegen diesem Mädchen von gestern? Hat sie dir so sehr den Kopf verdreht?"

Ich hörte sie leise Lachen und auch meine Mundwinkel wanderten nun ein wenig nach oben. Warum dachte nur jeder, dass ich mich in Taylor verliebt hatte? Wenn es irgendjemanden gab, der mir den Kopf verdreht hatte, dann war das vermutlich am ehesten Louis. Und das nicht, weil ich mich verliebt hatte, sondern einfach weil er mein gesamtes Leben komplett auf den Kopf gestellt hatte und ohne Vorwarnung einfach so aufgetaucht war.

"Mhm", murmelte ich abwesend.

Sollten doch alle denken, dass ich mich verliebt hatte, wenn es jeder so unbedingt wollte. Dann musste ich mir immer hin nicht andauernd Ausreden einfallen lassen, warum ich so durcheinander war.

"Wie war deine Klavierstunde vorhin eigentlich?", fragte meine Mum nun und irgendwie war ich froh über diesen Themenwechsel.

"Gut", erwiderte ich ehrlich und musste bei ihren Worten irgendwie an mein kleines Duett mit Louis vor der Klavierstunde denken. Seine Stimme hatte sich so wunderschön angehört. Ob er wohl noch einmal für mich singen würde? Sollte ich ihn nachher einfach fragen?

"Nur gut?", hakte meine Mum nach, da sie wusste, wie viel Freude mir das Klavierspielen normalerweise bereitete.

"Mum", seufzte ich. "Ich bin müde okay? Es ist schon spät, ich hole eben die Schafe rein und gehe dann schlafen."

"Schlaf gut, Schatz." Ich hörte wie sie aufstand und mir dann einen zarten Kuss auf die lockigen Haare gab. "Isst du noch etwas?"

"Ja, ich nehme mir ein Brot mit rüber", erwiderte ich leise und ging in Richtung Küche um mir und Louis unser Abendbrot zu machen.

Doch bevor ich hinüber in den Stall ging, ging ich noch einmal hoch in mein Zimmer und zog mich um, bevor ich für Louis noch ein paar Pullover und warme Socken mitnahm. Außerdem griff ich noch nach meiner großen Daunendecke und wickelte sie mir um den Körper, bevor ich mit allem und einer Termoskanne mit warmen Tee hinüber in den Stall ging.