Chapter 30 - Harry

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"I promise you're enough, you're enough, you're enough" You Are Enough - Sleeping At Last

...

"Du hast ihn getroffen? Harry, bist du lebensmüde?"

"Entspann dich, Niall", versuchte ich, meinen besten Freund zu beruhigen. "Es geht mir doch gut. Er hätte mir nicht weh getan."

"Das weißt du doch überhaupt nicht. Was, wenn er dein Mitgefühl bloß ausnutzen möchte? Wenn er dir diese Theorie nur aufgetischt hat, damit du ihn für unschuldig hältst?" "Warum sollte er das tun? Es würde ihm doch überhaupt nichts bringen." "Ich weiß nicht, Harry. Vielleicht, weil er ein Psychopath ist?"

"Vielleicht ist er das. Aber vielleicht hat er auch einfach nur Angst, weil er ganz alleine ist. Er hat niemanden, Niall. Er hat keine Familie, die für ihn sorgt, keine Freunde, auf die er sich verlassen kann und wer weiß, ob er mit diesem Zayn und Liam immer noch rumhängt und sich von denen sein Leben vorschreiben lässt."

Niall schnaubte verächtlich. "Anscheinend hat er ja auch noch dich. Du glaubst ihm doch, oder?"

"Ja, ich glaube ihm." Ich griff nach meinem Schulranzen, den ich am Rand der Tischtennisplatte auf dem Schulhof abgestellt hatte und warf ihn mir über die Schulter. "Du warst nicht dabei, Niall. Du hast nicht miterlebt, wie all diese Mauern, die Louis um sich herum aufgebaut hatte, langsam gefallen sind. Er würde niemals vor jemand anderem weinen, weil es für ihn ein Zeichen von Schwäche ist. Er würde nicht mit anderen über seine Gefühle reden, weil er nicht verletzt werden möchte, weil er schon viel zu oft ausgenutzt und verletzt worden ist. Aber ich konnte miterleben, wie er sich immer mehr geöffnet hat und ich glaube einfach nicht, dass er das alles bloß gespielt hat. Du musst ihm nicht vertrauen, aber du solltest wenigstens mir vertrauen."

Ich wartete gar nicht mehr auf eine Antwort von Niall, sondern setzte mich in Bewegung und verließ den Schulhof. Doch anstatt vorne raus in Richtung Bushaltestelle zu gehen, flüchtete ich durch den Hinterausgang, um irgendwie meinen Bodyguards, die mir auf Schritt und tritt folgten, zu entkommen. Inzwischen fand ich es nur noch nervig. Ja, mir war klar, dass es mehr als logisch war, dass meine Mum und ich unter polizeilichem Schutz standen, solange der angebliche Mörder, der mich gekidnappt hatte, draußen frei herum lief. Aber wenn Louis mich hätte töten wollen, hätte er es doch damals gemacht, als er die Chance dazu gehabt hatte, das müsste den Beamten doch eigentlich klar sein. Ich lief in Richtung  Bahnhof und stieg dort in meinen Bus, der mich nach Hause bringen würde. Gerade, als ich mich gesetzt hatte, rief meine Mum bereits an und fragte mich, mit einer leichten Panik in der Stimme, wo zur Hölle ich denn sei, weil die Polizisten sich anscheinend bei ihr gemeldet hatten. Ich versicherte ihr, dass es mir gut ging und lediglich den Bus verpasst hätte, weshalb ich noch ein bisschen in die Stadt gehen und den nächsten, der in einer Stunde fuhr, nehmen würde. Nachdem ich ihr ungefähr hundert mal versichert hatte, dass es mir gut ginge und mir nicht passieren würde, willigte sie schließlich ein.

Das ich längst auf dem Weg nach Hause war und die Stunde, die ich zu spät kommen würde, mit Louis verbringen würde, wusste sie natürlich nicht.

Während ich den Weg in Richtung Wald, wo wir uns treffen wollten, einschlug, benutzte ich all meine Sinne, um sicherzugehen, dass mir niemand gefolgt war. Meine Schuhe knirschten leise im Schnee, der letzte Nacht gefallen war und ich vergrub meine Nase etwas tiefer in meinem dicken Wollschal. Als ich schließlich die Brücke, die über einen kleinen Bach führte, betrat, konnte ich bereits seine Anwesenheit spüren. Es klang wahrscheinlich verrückt, aber seinen Duft würde ich auch zwanzig Meter gegen den Wind riechen.

"Hey", lächelte ich vorsichtig und stützte mich mit den Händen auf das Geländer der Brücke. Ein wenig erschrocken zuckte ich wieder zurück, als ich Louis eiskalte Hand unter meiner spürte. Dass er so dicht neben mir stand, hatte ich nicht erwartet.

Heart Attack - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt