Chapter 44 - Louis

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"Komm schon Harry, wach auf", murmelte ich und formte mit meinen bereits halb erfrorenen Händen einen weiteren Schneeball, den ich gegen die Fensterscheibe seines Zimmers warf. Es war stockdunkel, die Sterne waren von dicken Wolken verdeckt. Plötzlich hörte ich ein Geräusch und blickte erneut zum Fenster, welches sich nun öffnete.

"Schließt du mir die Tür auf?"

Er schloss das Fenster wortlos und ich ging zur Haustür. Ich hörte den Schlüssel im Schloss und kurz darauf stand Harry nur mit seiner Boxershorts bekleidet vor mir. "Hey", flüsterte ich und trotz der Dunkelheit konnte ich seine rot unterlaufenden Augen erkennen. Er hatte geweint. Natürlich hatte er geweint. "Kann ich dich umarmen?" Er nickte bloß und sofort schlang ich meine Arme um ihn und drückte ihn ganz fest. "Es tut mir so leid", hauchte ich und spürte, wie die Anspannung ein wenig von seinem Körper ab fiel. "Ich habe übertrieben. Es tut mir leid. Ich war zu schroff zu dir, dazu hatte ich kein Recht." "Bist du mir noch böse?", fragte er mit zitternder Stimme. Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Nein, ich bin dir nicht böse."

"Du bist ganz kalt." Ich brummte zustimmend und schloss die Augen, um seine Nähe noch mehr genießen zu können. "Mir tut es auch leid, wirklich. Wenn ich-" "Shh..." Ich wiegte ihn sanft hin und her. "Das weiß ich doch. Das weiß ich doch, Haz. Ich war unfair, als ich vorhin gesagt habe, dass es dir nicht leid tut. Kannst du... können wir in Zukunft ehrlich miteinander sein?" Er nickte.

"Kann ich bei dir schlafen?" Er löste sich aus meiner Umarmung, sodass ich mir Schuhe und Jacke ausziehen konnte. "Also mit bei dir im Bett, nicht auf der Matratze daneben. Wenn du lieber alleine sein willst oder deinen eigenen Raum brauchst, ist das aber natürlich auch okay." Er schüttelte den Kopf. "Ich mag es, wenn du bei mir schläfst." Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Mit deinen Tritten kann ich leben, wenn du aber anfängst zu schnarchen, dann schmeiße ich dich raus." "Ich trete dich im Schlaf?" Er wog den Kopf hin und her. "Manchmal, ja."

"Tut mir leid", gab ich verlegen von mir, doch er lachte bloß und wir gingen gemeinsam hoch. Ich machte mich schnell im Badezimmer fertig und zog mir zum Schlafen ein T-Shirt von Harry über, ehe ich zu ihm unter die warme Bettdecke schlüpfte.

"Du bist immer noch so kalt", flüsterte er kaum hörbar und strich mit den Fingern meinen Unterarm entlang. Ich drehte mich auf die Seite, sodass ich seinem Gesicht nun ganz nah war und strich ihm eine verirrte Locke aus der Stirn. "Du bist so unglaublich hübsch." Meine Finger fuhren wie von selbst über seine Wange und hinunter zu seiner ausgeprägten Jawline. "Aber du magst mich nicht nur deswegen, oder?" "Natürlich nicht." Ich gab ihm eine liebevolle Kopfnuss. "Das denkst du doch nicht wirklich." Jetzt grinste er ein wenig und schüttelte den Kopf.

"Weißt du eigentlich, dass du vier Nippel hast?" "Ich habe was?", lachte er. Anstatt ihm zu antworten legte ich meine Hände auf seinen nackten Oberkörper. "Hier, üblicherweise." Ich wanderte ein Stück hinunter, bis meine Finger auf den zwei Leberflecken, die mir bereits vor ein paar Wochen aufgefallen waren, lagen. "Und hier, ein bisschen weiter unten. Aber ich glaube, das merkst du kaum." Er runzelte die Stirn ein wenig und legte seine Finger nun selbst auf die Stellen. "Ja, doch. Ganz leicht kann ich es spüren."

"Gott..." Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und trotzdem konnte ich sehen, wie er errötete. "Wie lange weißt du das schon?" Ich lachte bloß, woraufhin er die Hände wieder weg nahm und schmollend die Unterlippe vor schob. "Lach mich nicht aus." "Ich hab dich lieb", grinste ich und küsste ihn. Erst erwiderte er nicht, doch als ich meine Lippen immer wieder auf seine legte, konnte er irgendwann nicht mehr anders und vergrub seine Finger in meinen Haaren, während er mich gefühlvoll zurück küsste.

"Also...", murmelte ich, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten. "Wollen wir nochmal... reden?" Er schwieg, schien nachzudenken, ehe er langsam den Kopf schüttelte. "Hazza..." Ich legte eine Hand an seine Taille und streichelte liebevoll seine warme Haut. "Ich möchte, dass du dich bei mir wohl fühlst. Und wie du schon gesagt hast, habe ich ein wenig Erfahrung... wenn du also Fragen hast oder-" "Ich will nicht mit dir über Sex reden." Er biss sich auf die Unterlippe. "Das ist mir peinlich."

"Das muss es nicht sein. Das muss es wirklich nicht sein." Ich nahm meine Hand von seiner Taille und fuhr mit dem Daumen stattdessen über seine Unterlippe, damit er aufhörte, sie weiter zu demolieren. "Du kannst mich alles fragen, was du wissen möchtest, auch wenn es sich noch so bescheuert anhört. Wenn wir... wenn wir es irgendwann vielleicht nochmal probieren, dann möchte ich nicht, dass du Angst hast, oder dass du dir wegen Dingen, die überhaupt nicht so kompliziert sind, den Kopf zerbrichst. Frag einfach und rede bitte mit mir, bevor wir riskieren, dass du Schmerzen hast."

"Wenn wir es irgendwann vielleicht nochmal probieren?", wiederholte er fragend. "Wir müssen nicht", stellte ich sofort klar. Auch wenn ich ihm unglaublich gerne noch einmal auf diese Weise nahe sein wollte, so wollte ich es nur, wenn er es auch wollen würde. Keines Falls würde ich ihn jemals zu so etwas zwingen. "Es ist nicht so, dass ich nicht wollen würde, aber..." Erneut biss er sich auf die Unterlippe. "Letztes Mal... das hat sich so ergeben... irgendwie... aber..." Er seufzte. "Ich fühle mich noch nicht wirklich bereit und würde... vorher... können... können wir einfach noch ein bisschen warten?"

"Natürlich können wir das." "Es tut mir leid." "Nein." Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Das ist gut, dass du mir das gesagt hast, Harry. Dir muss gar nichts leid tun." "Aber du willst doch sicher... du... du hast auch Bedürfnisse..." "Was ich will ist dir nahe zu sein, Harry. Ich möchte dich ganz nah bei mir haben, so wie jetzt gerade und einfach genießen, was wir beide haben. Dafür brauche ich keinen Sex, nicht jetzt und auch nicht in Zukunft. Mach dir keinen Druck, alles was ich möchte bist du und dich habe ich schon, also kannst du mich gar nicht enttäuschen." Jetzt lächelte er ein wenig, woraufhin ich ihm in eines seiner Grübchen piekste und sein Lächeln dadurch größer wurde. "Kann ich dir etwas sagen, ohne dass du ausflipst?" Ein wenig verwirrt stimme ich zu. "Du bist süß."

"Du kannst froh sein, dass ich mich so sehr in deine Locken verknallt habe." Er lachte und auch ich konnte mein Grinsen nicht verbergen. "Mein kleiner Prinz." "Warum Prinz?" Ich wickelte eine Strähne seiner Haare um meinen Zeigefinger. "Weil du mich mit deinen Locken daran erinnerst. Die haben so etwas... ich weiß nicht. Manchmal, wenn das Licht richtig fällt, dann siehst du eben aus wie ein kleiner Prinz." Ich tippte ihm auf auf die Nase, was ihn zum Kichern brachte. "Das ist irgendwie eine schöne Vorstellung."

"Du solltest schlafen", murmelte ich. "Es ist schon viel zu spät und wir wollen doch nicht, dass deine Mum mich rausschmeißt, weil ich einen schlechten Einfluss auf dich habe." "Ließt du mir noch etwas vor?"

Ich wollte schon verneinen, doch als ich einen Blick in sein bittendes Gesicht warf, konnte ich nicht. Also griff ich nach dem Buch auf seinem Nachttisch und schaltete das Deckenlicht an, ehe ich zurück zu ihm ins Bett krabbelte und mich so hinsetzte, dass mein Rücken an der Wand lehnte. Ich musste mehrmals blinzeln, bis sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. So etwas wie ein Nachttischlicht hatte Harry nicht, wozu auch. Und auch das Deckenlicht benutzte er nie, wie er mir einmal erzählt hatte. Es diente lediglich dafür, falls er im Dunkeln stolperte oder ihm etwas passierte und damit seine Mum es dann anschalten konnte, um zu helfen.

Harry kuschelte sein Gesicht an meine Brust und schlang einen Arm locker um meine Taille, als ich begann, zu lesen. Es war die Geschichte vom kleinen Prinzen, die ich ihm damals, kurz vor unserer Motorradfahrt, vorgelesen hatte und die ihm sein Stiefvater früher immer vorgelesen hatte.

Es dauerte nicht lange, bis sein Atem immer leiser, ruhiger und gleichmäßiger wurde und ich mir bald sicher war, dass er eingeschlafen war. Vorsichtig schob ich ihn ein wenig von mir herunter, um aufzustehen und das Licht wieder auszuschalten. Ich legte mich zu ihm und umarmte ihn von hinten, während wir beide auf der Seite lagen und sein Rücken an meiner Brust ruhte. Ich drückte ihm einen Kuss auf die flauschigen Locken, ehe ich meine Nase darin vergrub und ebenfalls die Augen schloss.

...

1417 Wörter - Ivy

Heart Attack - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt